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Interview
07.02.2019

Welche Lebensmittel schützen wirklich vor Krebs?

Obst, Gemüse - helfen diese Lebensmittel tatsächlich, das Krebsrisiko zu mindern?
Foto: Christoph Soeder, dpa (Symbolbild)

Vollkornbrot tötet Krebszellen, Hering schützt vor Brustkrebs - oft gibt es solche Schlagzeilen. Krebsmedizinerin Dr. Jutta Hübner erklärt, was dahinter steckt.

Vollkornbrot tötet Krebszellen, Hering schützt vor Brustkrebs, Kurkuma vor Darmkrebs, – Immer wieder liest man solche Schlagzeilen. Aber gibt es wirklich Lebensmittel, die vor Krebs schützen können?

Dr. Jutta Hübner: Wir haben Daten zu solchen Fragestellungen aus zwei Arten von Forschungen. Die einen sind sogenannte epidemiologische Daten, die wir erhalten, wenn wir große Bevölkerungsgruppen untersuchen. Damit können wir statistische Zusammenhänge erstellen: Wer kriegt welche Krankheit? Wer hat sich wie ernährt? Aber: Je mehr ich rechne, desto mehr Zusammenhänge werde ich herausfinden. Das ist statistisches Gesetz. Zum Teil werden da kausale Beziehungen erfasst, zum Teil sind diese aber nur zufällig. Um das eingangs genannte Beispiel „Hering schützt vor Brustkrebs“ aufzugreifen: Eine Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist, wirkt nicht nur bei Brustkrebs vorbeugend, sondern bei allen Krebsarten. Die Schlagzeile ist also nicht falsch, aber übertrieben richtig. Wissenschaftler würden das wohl anders formulieren.

Sie sprachen von zwei Arten von Daten, die Wissenschaftler heranziehen, um das Zusammenspiel von Ernährung und Erkrankungen zu untersuchen.

Hübner: Genau, dazu als Beispiel die Schlagzeile „Kurkuma schützt vor Darmkrebs“. Wo es um den einzelnen Inhaltsstoff eines pflanzlichen Lebensmittels geht, in diesem Falle Curcumin, einen sogenannten sekundären Pflanzenstoff, beruhen die Ergebnisse fast immer auf laborexperimentellen Untersuchungen. Da wird eine Tumorzelle im Reagenzglas gezüchtet, anschließend der sekundäre Pflanzenstoff darauf geträufelt und dann schaut man, was passiert. Mit ein bisschen Glück werden Sie beobachten, dass die Zellen nicht weiterwachsen. Im Reagenzglas können Sie das mit fast jeder Substanz erzeugen. Meiner Meinung nach gehört so etwas aber in ein Fachjournal und nicht in die Öffentlichkeit hinausposaunt.

Warum?

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Hübner: Es gibt hunderte sekundäre Pflanzenstoffe. Im Reagenzglas haben alle Einfluss auf das Tumorwachstum. Meistens wird in Berichten darüber aber nicht offengelegt, dass es sich um Laborexperimente handelt. Ein Beispiel ist der Stoff Resveratrol, der im Rotwein enthalten ist. Im Reagenzglas funktioniert diese Substanz zur Tumorbekämpfung. Um diese Mengen aber im echten Leben zu sich zu nehmen, müssten Sie Unmengen Rotwein trinken – Sie wären sehr betrunken.  Hinzu kommt, dass die Wirkung mancher Substanzen sich abhängig von der Dosis ins Gegenteil umkehren kann. Das sind alles Dinge, die wir noch nicht verstehen. Patienten aber lesen diese Schlagzeilen und kaufen sich entsprechende Präparate.

Das klingt ja alles ziemlich kompliziert. Können Sie denn dann überhaupt Lebensmittel empfehlen?

Hübner: Ja, das ist die positive Botschaft: Mediterrane Kost, also viel Gemüse, Fisch, Olivenöl und Nüsse, kann das Krebsrisiko reduzieren. Gesunde Fette, Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten sowie die Regel „fünf am Tag“, also fünf Portionen Obst und Gemüse – das ist die Art, wie Menschen sich ernähren sollten.

Und in welchen Mengen muss ich diese Lebensmittel zu mir nehmen, damit sie wirken?

Hübner: Genau das wissen wir nicht. Das kann man aus Reagenzglas-Versuchen nicht herausrechnen. Es ist auch schwierig zu sagen. Der positive Effekt gesunder Ernährung tritt ja nicht ein, wenn Sie das mal ein halbes Jahr machen. Sie müssen sich schon über Jahre und Jahrzehnte so ernähren. Gruppenstudien dazu sind allerdings schwierig: Angenommen, in einer Studiengruppe ernähren sich die Probanden gesund. Das funktioniert vielleicht eine Weile. Man kennt ja die menschliche Schwerfälligkeit, nach einem halben Jahr fallen viele wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Wieder andere sind in der Kontrollgruppe, die sich ungesünder ernähren soll – und essen dennoch gesund. Damit sind solche Studien unbrauchbar.

Dr. Jutta Hübner vom Universitätsklinikum Jena leitet die Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Onkologie bei der Deutschen Krebsgesellschaft.
Foto: UKJ/Schroll

Was heißt das für Schlagzeilen über die positiven Effekte gewisser Lebensmittel?

Hübner: Wir müssen wissen, dass das immer nur sehr grobe Daten sind. „Hering schützt vor Krebs“ ist ja eine sehr plakative Schlagzeile. Die klingt halt besser als „Omega-3-Säuren sind günstig, essen Sie deshalb Hering und Lachs und Makrele“.

Bekommen Krebspatienten durch solche Schlagzeilen den Eindruck vermittelt, sich einfach nur falsch ernährt zu haben und daher selbst Schuld zu sein an ihrer Erkrankung?

Hübner: Ich würde sagen ja, durchaus. In meinen Patienten-Sprechstunden sehe ich, dass gerade diese Patienten gefährdet sind, die sowieso schon mit dieser „Wieso ich?“-Frage kommen. Die vergleichen ihre Verhaltensweise mit solchen Schlagzeilen. Kommunikativ ist das sehr schwer aufzulösen, denn oft stehen ja berühmte Forschungseinrichtungen dahinter. Ich versuche dann, diese Zusammenhänge auch für Laien verständlich zu erklären. Denn sonst kann das wirklich richtig Schaden auslösen.

Ist der Kampf gegen den Krebs denn tatsächlich so einfach, dass es reicht, bestimmte Lebensmittel zu essen?

Hübner: Ich glaube, wenn wir rein über den Faktor Ernährung reden, dann ist es tatsächlich so einfach. Wenn sie sich aber die meisten Menschen anschauen, sieht es anders aus. Krebs ist eine schicksalhafte Geschichte. Man kann zwar das Risiko beeinflussen, zu erkranken. Aber man kann es nicht absolut verhindern. Hinzu kommt: Wir sprechen ja nicht über die Ernährung alleine. Mindestens so wichtig ist körperliche Betätigung. Unsere Gesellschaft täte gut daran, darauf mehr Wert zu legen.

Wir haben bisher nur über die 'guten' Lebensmittel gesprochen. Gibt es denn im Gegenzug Lebensmittel, die die Entstehung von Krebs begünstigen?

Hübner: Alkohol ist ein eindeutiger Risikofaktor. Wir wissen auch, dass tierische Fette das Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöhen. Auch Nitritpökelsalze sind nicht gut. Damit ist alles, was in Richtung Wurstwaren geht, nicht ohne. Auch Schimmelpilzgifte sind eindeutig krebserregend. Die finden sich in verschimmelten Lebensmitteln und kommen manchmal in so kleinen Mengen vor, dass Sie sie mit bloßem Auge nicht sehen können. Bei Nüssen kommt das zum Beispiel vor, häufig bei unbehandelten Bio-Nüssen. Paradox, denn Nüsse sind ja eigentlich gut.

Wenn Sie sagen, dass häufig Bio-Nüsse betroffen sind – empfehlen Sie dann überhaupt Bio-Produkte?

Hübner: Das fragen mich ganz viele Patienten. Ich weiß es nicht, ich bin da sehr, sehr vorsichtig. Bio-Produkte sind ja deutlich teurer. Für viele sind sie schwer, für manche gar nicht finanzierbar. Solange ich keinen Beweis habe, dass Bio-Produkte wirklich besser sind, muss ich da sehr vorsichtig sein. Ich würde nicht sagen, man ernährt sich grundsätzlich gesünder, wenn man nur Bio-Produkte isst. Wir können uns auch mit konventionellen Lebensmitteln gut ernähren.

Worauf ist dabei zu achten?

Hübner: Sie sollten darauf achten, saisonal und regional zu kaufen. Erdbeeren jetzt um diese Jahreszeit – schwierig. Regionale Produkte werden reifer geerntet, weil sie kürzere Wege zurücklegen müssen. Je länger die Früchte am Strauch reifen, desto höher ist der Vitamingehalt, desto reicher sind sie an sekundären Pflanzenstoffen. Und desto weniger Pestizideinsatz ist nötig. Wenn Sie die Chance haben, gehen Sie auf den Markt und kaufen da bewusst ein. Obst und Gemüse muss nicht immer perfekt aussehen. Ein Apfel darf auch mal eine Druckstelle haben, weil er an einem Ast gewachsen ist. So kann man sich sehr gesund ernähren – auch wenn es nicht bio ist.

Wie groß ist denn überhaupt der Einfluss, den unsere Ernährung auf das Risiko, an Krebs zu erkranken, hat?

Hübner: Dazu gibt es sehr unterschiedliche Werte. Sie sind teilweise ein bisschen höher, teilweise erschreckend niedrig. Ich würde sagen: zwischen gar keinem Einfluss und zehn Prozent. Nicht viel - komischerweise. Da muss man sich fragen, woran das liegen kann.

Und?

Hübner: Um solche Untersuchungsergebnisse zu erhalten, muss man Probanden fragen, was sie gegessen haben. Dazu müssen sie hunderttausend Menschen in eine Studie einschließen und 20 Jahre lang fragen, was sie so futtern. Das ist kaum machbar. Ich komme ja schon ins Schlingern, wenn Sie mich fragen, was ich letzte Woche gegessen habe. In den meisten Studien werden die Probanden einmal zu Studienbeginn befragt und dann vielleicht nochmal in der Studienmitte. Solche Befragungen sind extrem schwierig, wenn man nicht ein sehr typisches Essverhalten hat. Wie wollen Sie da ausrechnen, wie viele pflanzliche Fettsäuren jemand über Kartoffelsalat zu sich nimmt? Es gibt zwar solche Daten, aber wir dürfen sie meiner Meinung nach nicht für absolut halten. Der Einfluss, den körperliche Betätigung auf das Erkrankungsrisiko hat, ist übrigens viel höher. Hier kann man eine Minderung von bis zu 40 Prozent beobachten, was Rückfälle betrifft, also eine Zweiterkrankung derselben Krebsart.

Zur Person: Dr. Jutta Hübner vom Universitätsklinikum Jena leitet die Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Onkologie bei der Deutschen Krebsgesellschaft.

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