Kann Gehirnmanipulation Lust auf Süßes abschwächen?
Mithilfe einer Gehirnmanipulation lassen Forscher Mäuse Süßes bitter schmecken und umgekehrt. Wie das Experiment funktioniert.
Wer eine Diät macht, freut sich möglicherweise, wenn Süßes plötzlich bitter schmeckt. Denn so bleiben einem viele Dickmacher erspart, zumal wenn mit einem Mal kalorienarmer bitterer Spinat die Geschmacksnerven angenehm stimuliert. US-Forscher teilten am Mittwoch mit, sie hätten diese Umpolung bewerkstelligt - zunächst allerdings nur bei Mäusen.
Wie Forscher süße Dickmacher bitter schmecken lassen
In einer Erklärung des Zuckerman-Instituts der New Yorker Columbia-Universität hieß es, die Studie der Hirnwissenschaftler befasse sich mit "neuen Strategien zum Verständnis und zur Behandlung von Essstörungen einschließlich Fettleibigkeit und Magersucht". Die im Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlichte Studie konzentriert sich auf die Amygdala (zu Deutsch: Mandelkern) im Gehirn, die eine wichtige Rolle spielt bei Emotionen wie Furcht und Lust sowie Motivation, Überlebensinstinkt und Stressbewältigung.
Die Forscher fanden durch Experimente an Mäusen heraus, dass die Amygdala wie die Großhirnrinde über separate Regionen mit geschmacklichen Eigenschaften verfügt. Nach Angaben eines der Ko-Autoren der Studie, Li Wang, konnten die Wissenschaftler die entsprechenden Gehirnregionen "manipulieren und die sich daraus ergebenden Verhaltensänderungen überprüfen". Das Team benutzte Laserstrahlen, um Neuronenverbindungen zur Bitter- oder Süßregion bei den Labormäusen anzuregen.
Hirnmanipulation: So reagieren Mäuse darauf
Bei Stimulierung der Süßregion reagierten die Mäuse auf normales Wasser als wäre es süß. Die Forscher konnten jedoch auch die Geschmacksempfindung von süß in bitter ändern oder umgekehrt. In einem weiteren Experiment, bei dem die Wissenschaftler die Amygdala-Verbindungen "ausschalteten", nicht aber die Geschmacksfunktion der Großhirnrinde, fraßen die Mäuse, ohne eine besondere Vorliebe für Süßes oder Abneigung gegenüber Bitterem zu zeigen.
"Es wäre so, als nähmst du einen Bissen von deinem Lieblingsschokoladenkuchen, ohne dabei Genuss zu empfinden", erklärte Wang. "Und nach ein paar weiteren Happen hörst du auf von dem Kuchen zu essen, den du normalerweise heruntergeschlungen hättest". (afp)
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