
Klimawandel fördert Globalisierung der Pflanzen
Bonn/London (dpa) - Der Klimawandel hat regional einen sehr unterschiedlichen Einfluss auf die Pflanzenvielfalt: Ausgerechnet in den Industrieländern mit hohen Treibhausgasausstoß könnte die Vielfalt eher steigen, in den ärmeren Südländern dagegen sinken.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universitäten Bonn, Göttingen und Yale. Das bedeute jedoch nicht nur einen Gewinn für die westlichen Länder. Insgesamt werde die Artzusammensetzung den Modellrechnungen nach etwas einheitlicher und einzigartige Pflanzen könnten verschwinden. Somit komme es auch im Pflanzenreich zu einer Globalisierung.
Zusätzliche Arten könnten laut Studie vor allem dort Lebensraum finden, wo es heute noch kühl und feucht ist. In heute trockenen und warmen Regionen wie den Tropen und Subtropen verschlechtern sich dagegen die Aussichten für eine hohe Artenvielfalt. Die Studie ist in den "Proceedings" der britischen Royal Society (online vorab) vom Mittwoch veröffentlicht.
Am negativsten könnte sich die Erwärmung auf die Artenzahlen der Pflanzen in den tropischen Amazonas-Regenwäldern Südamerikas auswirken. Für Deutschland erwarten die Wissenschaftler hingegen in Zukunft Klimabedingungen, die mehr Arten Lebensraum bieten.
Dies könne aber kaum als Gewinn gewertet werden, heißt es in einer Erklärung von Projektleiter Jan Henning Sommer vom Bonner Nees- Institut für Biodiversität der Pflanzen. "Wenn es zu einer verstärkten Umverteilung von Pflanzenarten kommt, wird sich die Zusammensetzung der Arten in den verschiedenen Regionen der Welt immer mehr vereinheitlichen. Einzigartige, an besondere Standortbedingungen angepasste Arten würden dadurch mehr und mehr verdrängt werden."
Die Forscher warnen vor den Auswirkungen einer halbherzigen Klimapolitik. Begünstigte und benachteiligte Gebiete halten sich bei einem Anstieg der globalen Temperatur um 1,8 Grad Celsius gegenüber dem Jahr 2000 im weltweiten Mittel noch die Waage. "Selbst wenn die in Kopenhagen vereinbarten Klimaschutzziele eingehalten werden, steuern wir eher auf einen Temperaturanstieg von bis zu 4 Grad Celsius zu", sagt Sommer. In diesem Fall ginge im Durchschnitt Lebensraum für mehr Pflanzenarten verloren, als an anderer Stelle neu entstünde.
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