Kopfschmerztag: Wenn Schmerzmittel krank machen
Am 5. September 2019 ist der Nationale Kopfschmerztag. Wann Schmerzmittel zum Risiko werden und welche Mythen sich beim Thema Kopfschmerz hartnäckig halten.
Ein Pochen in den Schläfen, ein Spannungsgefühl im Kopf und ein dumpfer Schmerz im Scheitelbereich. Die Mehrheit der Deutschen leidet - manchmal nur ab und zu, viele Menschen aber auch regelmäßig - unter Kopfschmerzen. Für die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DFG) zählen Kopfschmerzen zu einer der häufigsten und meist unterschätzten Erkrankungen in Deutschland. Darauf will die DFG zusammen mit Ärzten, Schmerzforschern und Selbsthilfegruppen am 5. September hinweisen - dem Nationalen Kopfschmerztag.
Kopfschmerzen: Unterschiede, Symptome, Ursachen
Kopfschmerzen sind nicht gleich Kopfschmerzen, erklärt Stefanie Förderreuther, Oberärztin für Neurologie an der Ludwig-Maximilians-Universitätsklinik in München und Präsidentin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft. "Wir unterscheiden in primäre und sekundäre oder symptomatische Kopfschmerzen." Über 90 Prozent aller Kopfschmerzen gehören zu den primären Schmerzen. Dazu zählen die Spannungskopfschmerzen und auch die Migräne. "Spannungskopfschmerzen sind weniger heftig, aber sehr lästig. Migräne knockt Betroffene unbehandelt dagegen regelrecht aus. Mit der richtigen Therapie kann man beide gut in den Griff bekommen."
Auch die Migräne zählt zu den primären Kopfschmerzen. Menschen leiden dabei häufig unter halbseitigen Schmerzen oder einem starken Drücken oder Pochen im ganzen Kopf, das in der Regel durch Bewegungen wie Bücken oder Treppensteigen stärker wird. Auch Übelkeit und Erbrechen gehören zu den Symptomen. Patienten reagieren außerdem empfindlich auf Licht-und Lärmreize. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sei Migräne eine hirnorganische Erkrankung, erklärt Förderreuther." Das heißt, im Gehirn gibt es die Bereitschaft zu den Attacken, Auslöser können dabei verschiedene Faktoren sein, zum Beispiel eine zu hohe Belastung bei Stresssituationen oder hormonelle Schwankungen im weiblichen Zyklus. "Deshalb sind Frauen besonders häufig betroffen."
Wer zu lange Tabletten einnimmt, kann chronische Kopfschmerzen bekommen
Die zweite Kategorie sind die sekundären oder symptomatischen Kopfschmerzen. "Das bedeutet, dass die Schmerzen lediglich ein Symptom sind, aber die Ursache ein anderes Problem ist. Zum Beispiel ein Hirntumor, eine Hirnblutung oder eine Hirnhautentzündung." Sobald man häufig Kopfschmerzen habe und man nicht wisse, woher sie kommen, oder schlagartig ein starker Schmerz auftritt, solle man unbedingt zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen, empfiehlt Oberärztin Förderreuther. "Und auch Spannungskopfschmerzen muss man nicht aushalten. Betroffene können dann durchaus mal eine Ibuprofen nehmen."
Allerdings warnt Förderreuther auch davor, zu viele Tabletten über einen zu langen Zeitraum zu nehmen. "Die Schmerzmittel können den Kopfschmerz chronifizieren und verstärken. Das nennt sich schmerzmittelinduzierter Kopfschmerz." Förderreuther weiß, dass die wenigsten Patienten dieses Risiko kennen. "Wer über längere Zeit an mehr als zehn Tagen pro Monat Schmerzmittel, ist besonders gefährdet."
Dass bestimmte Lebensmittel Kopfschmerzen auslösen, ist ein Mythos
Oberärztin Förderreuther empfiehlt, dass auch ein Spaziergang an der frischen Luft, viel Trinken und Stress abbauen die Beschwerden lindern können. Auch vorbeugende Maßnahmen wie dreimal pro Woche Ausdauersport betreiben oder Entspannungstechniken, können helfen. "Gerade bei Migräne kann das viel ausmachen. Aber leider sind diese vorbeugenden Maßnahmen immer noch viel zu sehr unterschätzt."
Was dagegen wenig ausmache, ist der Einfluss der Ernährung oder des Wetters. "Das sind Mythen, die muss man endlich ausrotten." Der Einfluss von bestimmten Lebensmitteln wie Schokolade oder von Diäten werde laut Förderreuther überschätzt. "Wer sich halbwegs gesund ernährt, der macht nichts verkehrt." Auch beim Wetter sei es schwierig, einen Zusammenhang herzustellen. "Es gibt keine Wetterlage, die generell Kopfschmerzen auslöst. Wenn, dann ist das bei jedem Menschen sehr indivduell."
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