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Psychologie
03.06.2019

Gewalt in der Pflege ist immer noch ein Tabuthema

Viele Menschen werden daheim versorgt. Was dort genau passiert, wird nicht immer bekannt.
Foto: Jens Kalaene, dpa (Symbol)

In der häuslichen Versorgung kommt es oft zu schwierigen Situationen, die eskalieren können. Angehörige sind häufig überfordert. Aber es gibt Hilfestellungen.

Auch wenn es Jahre her ist, so erinnert sich die Sozialpädagogin Gabriele Tammen-Parr doch noch gut an den Anruf. "Ich habe meine Mutter mit der Bürste auf den Kopf geschlagen", berichtete eine verzweifelte Frau. Sie hatte im Zeitdruck die Nerven verloren: Die Seniorin wollte sich partout nicht frisieren lassen, obwohl sie dringend außer Haus musste. Da rastete ihre Tochter aus.

"So etwas kann passieren, wenn man unter Druck steht", sagt Tammen-Parr, Leiterin der Beratungs- und Beschwerdestelle "Pflege in Not" in Berlin. Allerdings komme es relativ selten vor, dass jemand wegen solcher Handgreiflichkeiten anrufe. "Bei uns sind vor allem verbale Entgleisungen ein Thema", berichtet sie. "Da wird gedroht, geschrien und entwertet."

Gewalt in der häuslichen Pflege ist keine Seltenheit

Experten gehen davon aus, dass es in der häuslichen Pflege sehr häufig zu Gewalt kommt. Bei einer Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) in Berlin, an der mehr als 1000 pflegende Angehörige teilnahmen, gab fast jeder Zweite an, Gewalt durch den Pflegebedürftigen erlebt zu haben. Außerdem berichteten 40 Prozent, selbst schon gegenüber dem pflegebedürftigen Angehörigen gewalttätig gehandelt zu haben.

"Meist ist die Gewalt beidseitig", sagt der Psychiater Prof. Dr. Rolf Hirsch, Vorsitzender der Krisen-Beratungsstelle "Handeln statt Misshandeln – Forum Altern ohne Gewalt". Das heißt: Ein Ausraster provoziert eine aggressive Reaktion beim Gegenüber, die zu einem neuen Übergriff führt – sodass leicht eine Gewaltspirale entsteht.

Allerdings gibt es unterschiedliche Definitionen von Gewalt, wie Hirsch zu bedenken gibt. Neben unmittelbarer körperlicher Gewalt zählt das ZQP unter anderem psychische Gewalt, Vernachlässigung, finanzielle Ausbeutung, Medikamentenmissbrauch und sexuellen Missbrauch dazu. Abgesehen davon können die Ausprägungen sehr unterschiedlich sein: Ruppiges Anfassen zählt genauso als Gewalt wie schwere Misshandlungen.

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Überforderung, Zeitnot und Hilflosigkeit stecken oft hinter der Gewalt

"Am häufigsten kommt psychische Gewalt vor, zum Beispiel in Form von verbalen Übergriffen", sagt Hirsch. "Wenn man den anderen erniedrigt und beschämt, handelt es sich um Gewalt." Hintergrund seien oft Überforderung, Zeitnot und Hilflosigkeit. Meistens handelt es sich bei den pflegenden Angehörigen um Frauen, die mitunter extremen Belastungen ausgesetzt sind, wie der Psychologe erklärt: Zum Beispiel, weil sie zudem Kinder versorgen, berufstätig sind und den Großteil der Hausarbeit erledigen. Tammen-Parr sagt: "Im Schnitt werden die Angehörigen um die zehn Jahre gepflegt. Das ist eine lange Zeit, auf die niemand eingestellt ist."

Besonders herausfordernd ist die Lage dann, wenn Pflegebedürftige an Demenz leiden. Wenn sie zum Beispiel den Weg zur Toilette nicht finden oder plötzlich übergriffig werden, können in der Familie kritische Momente entstehen – und die Gefahr von Gewalt wächst. Auch Alkoholabhängigkeit, Depressionen und finanzielle Schwierigkeiten tragen Hirsch zufolge dazu bei, dass sich die Situation zuspitzen kann. Tammen-Parr erklärt: "Der eigentliche Zündstoff entsteht aber aus der gemeinsamen Familiengeschichte. Alte Verletzungen kommen nämlich wieder an die Oberfläche, wenn man so stark aufeinander angewiesen ist."

Beziehungen können in eine Schieflage geraten

Wenn eine Mutter, die sich wenig um ihre Tochter gekümmert hat, auf einmal von dieser gepflegt werden soll, liegen die Probleme auf der Hand. Auch in der Ehe ist Pflege oft schwierig: "Eine Beziehung, die früher auf Augenhöhe geführt wurde, kann in eine Schieflage geraten, wenn eine Abhängigkeit entsteht. Dadurch kann es zu irrsinnigen Aggressionen kommen", sagt die Sozialpädagogin. In einem Fall fühle sich ein Partner bevormundet, im nächsten vernachlässigt – das Konfliktpotenzial sei enorm. "Manchmal brauchen die Betroffenen dann therapeutische Hilfe, um den Umgang miteinander neu zu lernen."

Hirsch ist sich sicher, dass sich hinter verschlossenen Türen viele Dramen abspielen. Da die Akteure darüber entweder kaum reflektieren oder aus Scham schweigen, dringt aber wenig nach außen. "Darüber wird nicht gesprochen", sagt Hirsch. Experten wie er und Tammen-Parr setzen sich dafür ein, das Thema aus der Tabuzone zu holen. "Wenn wir von Übergriffen und Gewalt erfahren, bewerten wir das nicht, sondern nehmen uns Zeit, das zu besprechen. Man muss offen kommunizieren", erklärt Tammen-Parr.

Um Krisen rasch zu entschärfen, setzt Hirsch auf Deeskalation: Dazu trägt alles bei, was den pflegenden Angehörigen entlastet – etwa, den Pflegebedürftigen vorübergehend in einer Tagespflege unterzubringen, einen ambulanten Pflegedienst oder Nachbarschaftshilfe einzuspannen. Auch Selbsthilfegruppen und Organisationen wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft können helfen. "Man muss versuchen, aus dem Hamsterrad auszubrechen", sagt Hirsch.

Das kann die Mehrgenerationen-Managerin Lisa Bauernfreund aus Ingolstadt, die seit Jahren ihren mittlerweile 91-jährigen Vater pflegt, bestätigen: "Es ist wichtig, sich Hilfe zu holen und sich mal einzugestehen, dass man bestimmte Dinge nicht leisten kann." Statt perfekt sein zu wollen, versucht sie, ungewöhnliche Situationen im Pflegealltag mit Humor zu nehmen. "Heute Morgen", erzählt sie, habe ihr Vater seine Marmeladensemmel in der falschen Reihenfolge bestrichen. "Warum eigentlich falsch?", hätten sie sich dann gefragt. "Wer sagt, dass man Margarine nicht auch obendrauf schmieren darf? Darüber haben wir beide richtig lachen müssen."

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