
Hoffnung für Querschnittsgelähmte: Therapie mit Gehirn-Maschine-Schnittstelle

Querschnittsgelähmte können mit Hilfe einer Gehirn-Maschine-Schnittstelle Reize und Schmerzen in bislang gelähmten Körperteilen wieder spüren.
Im Rahmen einer Studie der Duke University in North Carolina wurde eine Therapie mit einer sogenannten Gehirn-Maschine-Schnittstelle (Brain-Machine Interface) entwickelt. Sie soll querschnittsgelähmten Patienten helfen, Beweglichkeit in den bislang gelähmten Körperpartien wiederzuerlangen.
Innerhalb der einjährigen Studie konnten acht Menschen, die zuvor jahrelang gelähmt waren, das Gefühl in Extremitäten unterhalb des Rückenmarks wiedererlangen. Sie konnten Schmerzen in bislang gelähmten Körperteilen lokalisieren und Berührungen spüren.
Die Ergebnisse der Studie wurden im Wissensmagazin "Nature" veröffentlicht.
Querschnittsgelähmte erlangen Spürbarkeit ihrer Gliedmaßen zurück
Acht Patienten, die seit drei bis 13 Jahren querschnittsgelähmt waren, nahmen an der Studie teil. Sie unterzogen sich einer 12-monatigen Intensivtherapie und trainierten dabei täglich mehrere Stunden. Anhand der per EEG aufgezeichneten Hirnaktivität simulierte in den ersten Monaten die sogenannte Gehirn-Maschine-Schnittstelle bei den Teilnehmern eine virtuelle Kontrolle der Beine.
Als die Teilnehmer also aufgefordert wurden, ihre Beine zu bewegen, konnten die Wissenschaftler eine Veränderung in der Hirnaktivität verzeichnen - doch für das Gehirn war die Repräsentation der unteren Gliedmaßen sehr gering. Mittels der Therapie konnten die Gehirne der Patienten die Repräsentation der unteren Gliedmaßen wieder zurück erlangen.
Gehirn-Maschine-Schnittstelle verbesserte Lebensqualität der Gelähmten
Im weiteren Verlauf der Studie konnte schließlich die Gehirn-Maschine-Schnittstelle durch Exoskelette ersetzt werden. Exoskelette sind Maschinen, die die Patienten in ihren Bewegungen unterstützen. Um das Gefühl des tatsächlichen Gehens für das Gehirn noch realer zu gestalten, trugen die Patienten zusätzlich ein Band am Unterarm, dass haptische Eindrücke des Untergrunds, wie beispielsweise ein harter oder weicher Untergrund, durch Vibrationen an das Gehirn weiterleitete. Dadurch sollte im Hirn das Gefühl hervorgerufen werden, selbstständig zu gehen.
Das Ergebnis der Studie: Zwar konnten die querschnittsgelähmten Patienten die Fähigkeit zu gehen nicht wieder erlangen. Doch sie konnten Reize, Berührungen und Schmerzen in ihren Beinen spüren. Schließlich konnten vier der acht Teilnehmer nach der Studie nicht mehr als komplett gelähmt, sondern nur noch als inkomplett gelähmt. Die psychologischen Erfolge werden in der Studie ebenfalls erwähnt: Die Therapie habe die emotionale Stabilität und die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessert. AZ
Die Diskussion ist geschlossen.