Dragon-Raumfrachter explodiert 139 Sekunden nach dem Start
Auf dem Weg zur ISS ist eine Rakete mit dem Raumfrachter Dragon explodiert. Damit kommt zum dritten Mal innerhalb von acht Monaten ein Versorgungsfrachter nicht bei der ISS an.
Wie versteinert sitzen die Mitarbeiter der Raumfahrtkontrollstation vor ihren Bildschirmen. Einer hält die Hände gefaltet vor dem Gesicht. Auf einem großen Monitor an der Wand haben sie alle gerade beobachtet, wie eine "Falcon 9"-Trägerrakete mit einem unbemannten "Dragon"-Raumfrachter an Bord genau 139 Sekunden nach dem Start in einer großen weißen Rauchwolke explodiert ist. Nach dem "Cygnus" im Oktober und dem russischen "Progress" im April ist es der dritte Versorgungsfrachter innerhalb von nur acht Monaten, der nicht bei der Internationalen Raumstation ISS ankommt.
"Ein harter Tag", sagt Nasa-Manager William Gerstenmeier wenig später bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. "Hier wollte ich wirklich nicht sein, an einem Sonntagnachmittag." Was genau passiert ist, können zunächst weder die US-Raumfahrtbehörde Nasa noch die Betreiberfirma SpaceX erklären. Die Explosion erfolgte kurz nach jenem Moment, in dem die äußeren Kräfte am stärksten auf den Flugkörper einwirken. Der "MaxQ" genannte Punkt ist einer der kritischen Zeitpunkte beim Raketenstart.
Von einem "Überdruck in einem oberen Flüssigsauerstofftank" schreibt SpaceX-Chef Elon Mussk beim Kurznachrichtendienst Twitter. Klar ist nur: Der Frachter und aller Nachschub samt der wissenschaftlichen Ausrüstung darin sind verloren, der Schaden geht in die Millionen. Dies ist ein schwarzer Tag für die Raumfahrt und ein enormer Rückschlag für Nasa und SpaceX.
ISS-Astronauten sind trotz Explosion versorgt
Die Astronauten an Bord der ISS - derzeit der Amerikaner Scott Kelly und die Russen Michail Kornijenko und Gennadi Padalka - seien aber versorgt und in Sicherheit, betonen Nasa und SpaceX. Die Vorräte reichten derzeit mindestens bis Ende Oktober. Davor sollen am 3. Juli noch ein russischer "Progress"-Versorgungsfrachter und im August ein japanisches HTV-Raumschiff Nachschub bringen.
Nur um das Wasser macht sich Nasa-Manager Gerstenmeier ein wenig Sorgen. Teil der 2000 Kilogramm Nachschub und Ausrüstung an Bord des "Dragon" waren Wasserfilter, die nun verloren sind. Zuvor waren schon an Bord des "Cygnus" im Oktober Wasserfilter verglüht.
Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos sorgt sich auch um die Jahresmission der Astronauten Kelly und Kornijenko. Bereits nach der Havarie des russischen Raumtransporters im April habe sich die ISS-Besatzung deutlich einschränken müssen, sagte ein Experte. Er habe den "Dragon"-Start vom Weltraum aus beobachtet, twitterte Astronaut Kelly von der ISS. "Traurigerweise schiefgegangen. Weltraum-Arbeit ist schwierig."
Die Nasa kündigte eine umfassende Untersuchung der Explosion an. "Wir werden eng mit SpaceX zusammenarbeiten, um zu verstehen, was passiert ist, dann werden wir das Problem beheben und wieder fliegen", sagte Nasa-Chef Charles Bolden. "Es ist das Weltall und dorthin zu fliegen ist einfach schwierig", sagte Nasa-Mitarbeiter Gerstenmaier. "Wir haben heute viel Forschung verloren. Das ist ein ziemlich schlimmer Verlust, aber wir werden uns davon erholen." dpa
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