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  3. Streit um Homöopathie: Warum eine Ärztin plötzlich ihre Meinung ändert

Streit um Homöopathie
07.04.2017

Warum eine Ärztin plötzlich ihre Meinung ändert

Laut einer Allensbach-Umfrage von 2014 haben 60 Prozent der Bevölkerung in Deutschland schon einmal homöopathische Arzneimittel verwendet.
Foto: Frank Rumpenhorst (dpa)

Der ewige Streit zwischen Homöopathen und Schulmediziner: Eine Heidelberger Ärztin hat jahrelang Menschen homöopathisch behandelt. Warum sie ihre Kollegen heute kritisiert.

Wo Geschichten nur immer ihren Anfang nehmen: Diese hier mit einem schweren Unfall im Jahr 2001. Auf einer Landstraße kommt Natalie Grams ein Auto auf ihrer Spur entgegen, sie muss ausweichen, der Wagen kracht über die Böschung, überschlägt sich mehrfach, kommt als Schrotthaufen zum Stehen. Natalie Grams, damals noch Medizinstudentin, bleibt nahezu unverletzt. Monate später aber treten Beschwerden auf: Sie leidet unter Herzrasen, wird immer ohnmächtig. Die Ärzte können keine körperliche Ursache finden. 

Irgendwann sitzt sie dann bei einer Heilpraktikerin in der Praxis, und die zieht nach einem langen Gespräch offenbar den richtigen Schluss: nämlich dass die Münchner Studentin an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Sie gibt ihr Globuli. Natalie Grams geht es besser, sie beginnt neben ihrem Studium eine Homöopathieausbildung. Und die Geschichte geht ab diesem Zeitpunkt hübsch geradlinig weiter, bis Natalie Grams ein paar Jahre später aus der nächsten Kurve getragen wird …

Und damit jetzt erst einmal ein paar Zahlen, die sich ganz nüchtern lesen lassen. Laut einer Allensbach-Umfrage von 2014 haben 60 Prozent der Bevölkerung in Deutschland schon einmal homöopathische Arzneimittel verwendet. Vor allem Frauen, nämlich 73 Prozent, vertrauen den weißen Kügelchen. Und: 90 Prozent derjenigen, die sich homöopathisch behandeln lassen, haben damit schon einmal positive Erfahrungen gemacht.

Techniker Krankenkasse: Homöopathie-Tweet löst Shitstorm aus

Wer die Studie liest, muss also eigentlich zum Schluss kommen: Homöopathie, prima Sache! Made in Germany vor mehr als 200 Jahren vom Arzt Samuel Hahnemann, der nach Selbstexperimenten das Grundprinzip der Homöopathie formulierte: dass Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen ist. Und die Zahlen zeigen: Die alternative Heilmethode wird immer beliebter, seit Jahren steigt die Zahl der Ärzte wie auch der Patienten. Dazu aber passt nicht, was kürzlich der Techniker- Krankenkasse widerfuhr. Per Twitter fragte da ein Nutzer, ob die Krankenkasse ihm saubere, wissenschaftliche Studien nennen könne, die die Wirksamkeit von Homöopathie belegen würde.

Als unglücklich empfand man dann selbst die eher flapsige Antwort des eigenen Social-Media-Teams, getwittert nachts um eins. Ob nämlich der User „uns saubere, wissenschaftliche Studien nennen, die die Nicht-Wirksamkeit von Homöopathie belegen?“ Kleiner Tweet, irre Wirkung! Es kam zum Shitstorm von Nutzern, die ihrem Ärger Luft machten, auch darüber, dass die Kasse für homöopathische Leistungen zahle, denen es an wissenschaftlichen Belegen fehle und damit die Beitragszahler belaste. Am Morgen folgte eine Entschuldigung – und die Bitte, ob sich nicht mal alle beruhigen wollten …

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Netter Versuch. Sich mal beruhigen. Wie soll man sich im Krieg beruhigen? Genauer gesagt: Glaubenskrieg! Als solcher wird der Streit um die Homöopathie seit Jahren gerne bezeichnet. Hier die Homöopathen, da die Schulmediziner. Es geht um die Wirksamkeit, um das Wirkungsprinzip, um Erfahrungswerte, Doppel-Blind-Studien, um evidenzbasierte Studien … „Wer heilt, hat recht“, sagen die einen, und die anderen entgegnen: „Wo nichts ist, kann auch nichts werden.“ Und mittendrin die Patienten, die das alles aber offenbar nicht weiter kümmert, die sich auch von solchen Aktionen wie in England vor ein paar Jahren nicht beeindrucken lassen: Um die Homöopathie als Humbug entlarven zu können, meldeten sich mehrere hundert Briten freiwillig für einen Selbstversuch, schluckten vor Kameras jeweils 84 Kügelchen Arsenicum album. Und siehe da: niemand starb! Das Medienecho war gewaltig. Der Umsatz mit homöopathischen Mitteln stieg trotz alledem aber auch im Anschluss ordentlich. Allein im vergangenen Jahr in Deutschland um 4,3 Prozent, auf 622 Millionen Euro. Im Verhältnis jedoch sind das nicht mehr als ein paar Kügelchen im Glas: Der Gesamtumsatz mit rezeptpflichtigen und rezeptfreien Arzneien lag 2015 bei 50,2 Milliarden Euro. Lesen Sie hier etwas über die Produktion von Globuli in Augsburg.

Streit um Homöopathie: Umstrittene Studien zu Globuli

Und beim Thema Geld hier nun die Fortsetzung der Geschichte von Natalie Grams. Es ging ihr wirklich sehr gut mit ihrer homöopathischen Praxis in Heidelberg. Und ihren Patienten ging es gut mit ihr. „Unter meiner Therapie sind Depressionen, Mandel- und Lungenentzündungen verschwunden, sogar Krebsgeschwüre zurückgegangen.“ Dann ärgerte sie sich. Über ein Buch, in dem gegen die Homöopathie gewettert wurde, überhaupt über dieses Lagerdenken: wir hier – ihr dort! Und sie beschloss, ein „flammendes Plädoyer“ für die Homöopathie zu schreiben. Sie setzte sich intensiv mit Studien auseinander … Dann kam die Kurve. Und um im Bild zu bleiben: Seitdem ist Grams auf der Gegenfahrbahn unterwegs. In ihren Praxisräumen therapieren andere. Sie selbst arbeitet für die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (Gwup) und für das kritisch eingestellte „Netzwerk Homöopathie“. In einer Zeitung wurde ein Porträt von Grams mit dem Titel „Die Ketzerin“ überschrieben. Wie gesagt, Glaubenskrieg eben.

Was Natalie Grams nun nicht mehr glaubt: Dass der extrem verdünnte, bei sogenannten Hochpotenzen gar nicht mehr nachweisbare Wirkstoff in den Globuli noch etwas bewirkt. Dass es sich also um Arznei handelt. Noch keine einzige seriöse Studie habe einen Effekt belegt, der über den von Placebos hinausgehe. „Nicht alles, was man sich vorstellen kann, ist auch wahr“, sagt Grams. Und in diesem Fall wisse man mittlerweile genau: „Hahnemann hat sich getäuscht.“ Schluss also mit der schönen Vorstellung!

Aber da waren doch andererseits ihre Erfahrungen? Als Patientin, als Ärztin, als Mutter? Was wirkt denn dann, hat sich Natalie Grams gefragt und Antworten finden sich nun in ihrem Buch „Homöopathie neu gedacht“ (Springer Spektrum, 225 S., 14,99 Euro). Da kommt Natalie Grams zu dem Schluss: „Die Homöopathie wirkt, weil wir als Homöopathen und weil unsere Patienten die Vorstellung haben, dass sie wirke.“ Quasi durch suggestive Kraft! Weil sich der Patient nach einem ausführlichen Gespräch beim Homöopathen ganz anders wahrgenommen fühlt. Zuwendung plus Mittel macht „doppelter Placebo-effekt“. Und manchmal aber sei es auch nur der natürliche Krankheitsverlauf, der zum Fehlschluss verleite, die Globuli hätten ihr Werk getan. Beispielsweise bei Fieber. Bei ihren Kindern habe sie das oft beobachtet, dass die Temperatur nach der Einnahme von ein paar Globuli sank. „Jetzt beobachte ich das auch“, sagt Grams, „ohne Globuli.“ Seit Erscheinen des Buches ist Natalie Grams so etwas wie die Frontfrau der Homöopathiekritiker. Und kriegt als solche auch einiges ab. Hass, Häme, böse Mails. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt sie. Als ob sie die Abtrünnige einer Sekte sei. „Sehr bizarr.“

Und da ist man nun wieder mitten im Glaubenskrieg. Sie habe den Eindruck, dass die Diskussion zum Teil sehr polemisch und wenig sachlich geführt wird. Sagt jetzt nicht Natalie Grams, sondern Birgit Weyel vom Vorstand des Verbandes klassischer Homöopathen Deutschlands (VKHD). Die Gegenseite sozusagen. „Patienten wird suggeriert, sie würden Quacksalbern und Scharlatanen aufsitzen, Therapeuten werden diffamiert.“ In der Berliner Charité, in der es einen Lehrstuhl für alternative Medizin gibt, werden Journalisten auf einen zitierfähigen Text verwiesen. Aufgrund der sehr polarisierten schwierigen Diskussion in der Presse um Homöopathie gebe man derzeit keine Interviews mehr. Und ganz ähnlich klingt das auch bei Professor Martin Dinges vom Institut für Geschichte der Medizin der Robert-Bosch-Stiftung, das den Hahnemann-Nachlass verwaltet. Ihn ärgere sehr, wie die gesellschaftliche Debatte laufe. „Das hat den Charakter einer Kampagne.“

Zwei Dritte der Krankenkassen bieten homööpathische Therapie an

Es werde im öffentlichen Diskurs so getan, als gäbe es keinerlei Beweise für die Wirksamkeit der homöopathischen Mittel. Falsch, sagt Dinges. Was genau wirke, sei zwar nicht schlüssig geklärt, aber schlüssig geklärt sei, dass sie wirken. Es komme nur auf die Art der Studie an. In Doppelblind-Studien, bei denen ein Teil der Patienten die zu untersuchende Arznei erhält, der andere Placebos, konnte bislang nicht nachgewiesen werden, dass Globuli besser wirken. In sogenannten Versorgungs- oder Beobachtungsstudien wie von der Charité, die über acht Jahre knapp 4000 Patienten begleitete, die sich homöopathisch behandeln ließen, wurde dagegen ein deutlicher Anstieg der Lebensqualität festgestellt. „Ihre Beschwerden verbessern sich nachhaltig und die Effekte sind – soweit überhaupt erforscht – mit denen schulmedizinischer Behandlung vergleichbar.“ Steht so in eben jener Presseerklärung zum Forschungsstand. Und bestätigt Dinges in seiner Meinung: „Man muss sich auch fragen, welches Gesundheitssystem man haben möchte.“

Eines, in dem die Krankenkasse auch zahlt für Heilmittel, deren Wirkungsprinzip sich wissenschaftlich nicht erklären lässt? Zwei Drittel der gesetzlichen Krankenkassen bieten das ihren Versicherten an. Ein Werbetrick, monieren die Kritiker, um junge, gut gebildete Kunden anzuziehen. Ein gesetzlicher Auftrag, erwidert darauf die Techniker Krankenkasse: Besondere Therapieformen seien zu fördern beziehungsweise anzubieten. Und schon empörte sich eine Userin auf Twitter: „Echt jetzt? Ein gesetzlicher Auftrag, nachweislich Unwirksames zu fördern?“

Natalie Grams hat mit all ihren Patienten gesprochen, als sie ihre Praxis aufgab. Einfach so weitermachen, weil da ja irgendetwas wirkt, das ging nicht. „Das ist unethisch“, sagt Grams: „Ich muss ehrlich bleiben.“ Gegenrichtung also, keine Schlangenlinien. Sie hat ihren Patienten, die gefragt haben, keinen neuen Homöopathen empfohlen. Aber sie wünscht sich, dass die Medizin des 21. Jahrhunderts von der Homöopathie dennoch lernt. Wie wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen und auf den Patienten ganzheitlich einzugehen. So steht es auch in ihrem Buch. Die Geschichte ist damit natürlich noch nicht am Ende.

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Themen folgen

Die Diskussion ist geschlossen.

09.04.2017

Wenn ich an Homöopathie denke, fällt mir das Märchen von "Des Kaisers neue Kleider" ein. Dort glaubt der Kaiser an die Versprechen der Betrüger und zahlt ein Vermögen für ein Kleid aus gewebter Luft. Das ist auch Homöopathie, ein Scheinwissenschaft, die seit 200 Jahren ihr Produkt verkauft und zwar mit völlig falschen Versprechen. Diese lauten: "ganzheitlich, naturverbunden, sandt". Doch genau das alles stimmt nicht. Denn Homöopathen kennen nur Symptome (die mühsam erfragt werden und die dann die "Therapie" bestimmen). Naturverbunden ist Homöopathie auch nicht, ausser man meint, dass potenzierte Schwermetalle, Berliner Mauer, Mondstrahlen oder Hundekot naturverbunden sind. Besonders absurd ist die Anwendung von Hochpotenzen. Hier lautet das Dogma:" je höher die geschüttelte Verdünnung einer Grundsubstanz, desto stärker ihre Wirkungen und Nebenwirkungen". Doch schon C60 ist vergleichbar mit einem aufgelöstem Salzkorn im Volumen des Sonnensystems (dieses Dogma verstößt übrigens auch gegen alle bekannten Naturgesetze). Wäre aber dieses Dogma richtig, dann wäre die Gabe von Hochpotenzen lebensgefährlich, weil beim Vorgang des Potenzierens sämtliche Einschlüsse (die kein Homöopath kennen kann) mitpotenziert werden und in Hochpotenzen schwere Nebenwirkungen auslösen müssten. Dazu ein Beispiel: Austernschale (Hepar sulfuricum) enthält Phosphate, Schwermetalle etc, die alle Wirkungen entfalten müssten. Skeptiker, die öffentlich Hochpotenzen in grossen Mengen schlucken, zeigen nie irgendwelche Symptome (zum Entsetzen der Homöopathen). Homöopathie ist in Wirklichkeit ein Konglomerat aus irrationalen (mittelalterlichen) Dogmen, magischen Ritualen, religiösen Ideen und Esoterik. Das wundert aber nicht, da alle (mittelalterlichen) Säulen der Homöopathie (4-Säftelehre, Ähnlichkeitsprinzip, Potenzieren) längst obsolet sind. Selbst das Esrtexperiment Hahnemanns (das Chinarindenexperiment, mit dem er das Ähnlichkeitsprinzip beweisen wollte) ging schif, bzw. lässt sich nicht wiederholen. Auch alle seriösen Studien (wie die grosse Australienstudie) zeigen: Homöopathie = Placebo. Es darf daher gefragt werden: wozu weitere Studien, wenn klar ist, dass alle Grundlagen der Homöopathie längst widerlegt wurden? Und billig ist das Zeug auch nicht. Denn 1 kg Zucker im Supermarkt kostet 1 Euro, in der Apotheke hingegen 1000 Euro! Dass Placebos eine gewisse Wirkung (auch bei Tieren) zeigen, ist längst bewiesen. Daher dürfen Heiler und Mediziner gelegentlich ein Placebo verordnen, unter der Voraussetzung, dass es sich nicht um ernsthafte Erkrankungen handelt. Doch daraus eine Religion zu machen, mit Scheinmedizin Unsummen zu verdienen, das ist nicht ethisch. Dass so viele Menschen an HOmöopathie glauben liegt daran, dass Aberglaube noch weit verbreitet ist und Wunschdenken eine zutiefst menschliche EIgenschaft ist.

Dr. Theodor Much

08.04.2017

Trotz der begrüßenswerten aufklärerischen Grundhaltung des Artikels kann die AZ anscheinend auch hier nicht widerstehen, den Leser subtil in Richtung "pro" Homöopathie zu lenken - durchaus erwartbar von einer Zeitung, die bislang eher durch kritikloses Hochjubeln jedweden esoterischen Unsinns aufgefallen ist, von "Kornkreisen" bis hin zu den abstrusen Verirrungen diverser Augsburger Sportmannschaften in Sachen "Heiler", "Mentaltrainer" etc.

- Homöopathie ist keineswegs eine "Glaubensfrage", die Auseinandersetzung darum mithin auch kein "Glaubenskrieg".

Die seriöse Studienlage ist völlig eindeutig: keine Wirkung über Placebo hinaus. Die Flucht der Homöopathen in die Versorgungsforschung ändert daran nicht das Geringste. Versorgungsforschung kann hilfreich sein, um eine bereits etablierte Therapie noch einmal unter Alltagsbedindungen zu testen. Sie ist aber nicht geeignet, um die Wirksamkeit von Arzneimitteln zu untermauern.

Die Versorgungsforschung ist extrem anfällig für alle möglichen Zufallsefekte. Zufälle und Placebo-Effekte sind die wichtigsten Gründe, weshalb Homöopathie im Freiland tendenziell besser abschneidet als unter streng standardisierten Bedingungen. Das macht Versorgungsforschung für Homöopathen attraktiv - aber nicht wirksamer.

- "Sie habe den Eindruck, dass die Diskussion zum Teil sehr polemisch und wenig sachlich geführt wird. Sagt jetzt nicht Natalie Grams, sondern Birgit Weyel vom Vorstand des Verbandes klassischer Homöopathen Deutschlands (VKHD)."

Schon blöd, wenn man jahre- und jahrzehntelang unwidersprochen längst widerlegten Unsinn verbreiten darf, Patienten mit einer unwirksamen Methode betrügt und sich dafür noch als "sanfte" "Alternativmedizin" feiern lässt.

Die plötzliche Sprachlosigkeit der Homöopathen angesichts der - endlich zunehmenden - öffentlichen Kritik an ihrer Nonsens-Methode liegt eher darin begründet, dass es keine ernstzunehmenden Argumente dafür gibt und das Fabulieren von "geistartigen Kräften", "Wassergedächtnis", "Schwingungen" etc. im 21. Jahrhundert nur noch peinlich ist.

- Spätestens aber bei den 10 angeblichen "Fakten über Homöopathie" bleibt die AZ dann endgültig ihrem Ruf als Esoterik-Blättchen treu, z.B.:

"100 Mio. Europäer nutzen die Vorteile der Homöopathie."

Welche Vorteile denn?

Unwirksame Zuckerkügelchen einzunehmen, ist sinnlose Geldverschwendung und kann sogar gefährlich werden, wenn wirksame Behandlungen deswegen unterbleiben oder verzögert werde.

- Homöopathische Arzneimittel werden vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte überprüft ... Unternehmen, die homöopathische Arzneimittel herstellen, unterliegen in der Herstellung den gleichen Qualitätsstandards wie aller anderen Firmen."

Nur hat weder die "Überprüfung"noch die "Qualitätsstandards" etwas mit der Wirksamkeit der Mittelchen zu tun. Homöopathika müssen keinen Wirksamkeitsnachweis erbringen, dafür sorgt eine alte politische Sonderregelung, die auf die rührige Präsidentengattin Veronica Carstens zurückgeht und die sich "Binnenkonsens" nennt.

Das bedeutet: Homöopathen bestätigen sich gegenseitig, dass sie bei der Anwendung ihrer Zuckerkügelchen "nur Gutes" gesehen haben. Damit hat es sich. Von einer aufwändigen Überprüfung der Wirksamkeit, wie jede Kopfwehtablette sie bestehen muss, sind Globuli ausgenommen. Es genügt eine Registrierung.

Sehr praktisch, denn kein Homöopathikum würde einen Wirksamkeitsnachweis nach den üblichen Kriterien der Medizin und Pharmakologie je erbringen können.