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Bakteriologie
25.03.2011

Tuberkulose: die stillen Killer

Forschung Robert Koch ist der Entdecker des Tuberkulose-Bakteriums und Mitbegründer der modernen Bakteriologie. Auch 100 Jahre nach seinem Tod liefern sich Wissenschaftler einen Wettlauf mit den stillen Killern.

Wer denkt, dass Wissenschaftler in üppig ausgestatteten Büros arbeiten, irrt. Ein Computer und ein Schreibtisch dominieren den ansonsten kahlen Raum, in dem die Berliner Biologin Astrid Lewin ihrer Tätigkeit nachgeht. Sie erforscht die Wirkungsweise des Tuberkuloseerregers; und wenn man so will, ist sie eine der Nachfolgerinnen des berühmten Robert Koch.

Der Nobelpreisträger und Mitbegründer der modernen Bakteriologie, der heute vor 100 Jahren mit 67 an einem Herzinfarkt verstarb, ist nach wie vor einer der bekanntesten deutschen Wissenschaftler. Was er alles leistete, lässt sich nicht in wenigen Zeilen erfassen. Eine Best-of-Fassung gibt einen kleinen Einblick: Koch entdeckte beispielsweise den Erreger des Milzbrandes und der Tuberkulose (Tbc) und begründete die moderne Bakteriologie. Und er erkannte, wie wichtig die Hygiene im Alltagsleben ist. Das rettete bis heute ungezählten Menschen das Leben.

Astrid Lewin indes sorgt im Robert-Koch-Institut (RKI) dafür, dass der Tuberkulose-Erreger – präzise das Mycobacterium tuberculosis – noch genauer erforscht wird. Sie geht Fragen nach, die auch hundert Jahre nach Kochs Tod unbeantwortet sind: Wie reagiert der gefährliche Erreger? Warum kann er unbemerkt von menschlichen Abwehrzellen Jahrzehnte gewissermaßen schlummernd im Körper überleben, um plötzlich loszuschlagen? „Die Arbeit ist oft nervenaufreibend, man muss Geduld haben, um durchzuhalten“, sagt sie.

Angesichts der eher schlichten Eingangsfrage des Reporters lächelt Frau Lewin milde. Die tückische Krankheit sei doch – zumindest in Westeuropa – beinahe ausgerottet. Warum müsse man da noch groß weiter forschen? „Welch ein Laie“, drückt ihr Blick Sekundenbruchteile vor der Antwort aus.

Die Mikrobiologin schüttelt den Kopf und nennt erschreckende Zahlen: In Deutschland habe es 2008 noch 4543 Erkrankungen gegeben, 155 davon seien tödlich verlaufen. „Ja“, sagt sie, und kramt in ihren Unterlagen, bis sie gefunden hat, was sie sucht: Weltweit breite sich Tuberkulose sogar wieder aus – vor allem in Ländern, die aus der Sowjetunion hervorgegangen sind. Allein in Kasachstan seien zuletzt 100.000 Erkrankungen diagnostiziert worden. Welt sterbe alle 15 Sekunden ein Mensch an Tbc.

Dazu kommen Lewin zufolge weitere Probleme bei der Krankheitsbekämpfung: „Immer mehr Bakterien bilden resistente Stämme, die Therapien dauern länger, viele Antibiotika schlagen nicht mehr an.“ Noch immer existiere kein echt wirksamer Impfstoff. Der heute verwendete stamme aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Tuberkulose: Koch fand kein Heilmittel

Koch selbst scheiterte mit einem eigenen Heilmittel namens Tuberkulin. Ende des 19. Jahrhunderts, als etwa jeder siebte Deutsche an Tuberkulose starb, löste er damit einen Skandal aus. Die Öffentlichkeit hatte zunächst euphorisch auf die Entdeckung des nur an einem Meerschweinchen getesteten Wundermittels reagiert, das aber als völlig kontraproduktiv entlarvt wurde.

Während die Forscherin weitererzählt, beschleicht den Zuhörer ein leichtes Gefühl des Unwohlseins. Ein Drittel der Weltbevölkerung sei noch heute latent mit Tbc infiziert, bei fünf bis zehn Prozent werde die Krankheit auch ausbrechen, berichtet sie. Wer hätte das gedacht?

Es ist Zeit, sich die stillen Killer einmal aus der Nähe anzusehen. Lewin, die sich schon seit der elften Klasse Gymnasium über ihren Traumberuf im Klaren war, schließt die Tür zu einem Labor auf. In die Hochsicherheitszone dürfen wir allerdings nicht vordringen, immerhin aber zu den Mycobakterien der Gefahrenstufe eins bis zwei.

Die Mikroben sind sicher verstaut in Schränken. Durchs Elektronenmikroskop sehen sie so friedlich und harmlos aus. Auf tausendfach vergrößerten Aufnahmen stellt sich auch das Mycobacterium tuberculosis als kleines Stäbchen dar. Das Labor strahlt in seiner Schlichtheit eine gewisse Faszination aus. „Man muss vorsichtig sein“, warnt die Wissenschaftlerin. „Am besten nichts anfassen.“ Das fällt einem, der es gewohnt ist, alles neugierig zu befühlen, nicht leicht. Aber Lewins Hinweis, dass sich auf Arbeitsflächen trotz aller vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen Reste von Bakterien befinden könnten, fruchtet.

Einige Pipetten und eine Zentrifuge stehen herum. Hier wird die DNA, die genetische Grundinformation, von Bakterien isoliert, hier werden Zellwände von Enzymen zerschlagen. Die Wissenschaftler wollen die Verhaltensweise der Bakterien entschlüsseln – Grundlagenforschung nennt man das. Sie ist die Basis für die medizinische Forschung, in diesem Fall die Seuchenbekämpfung. Frau Lewin erklärt einige Versuchsreihen. Beim Autor bleibt wenig davon hängen. Vor dem Verlassen des Raums müssen sich Gäste wie Mitarbeiter zweimal die Hände waschen und desinfizieren. Eine reine Sicherheitsmaßnahme, sagt Lewin und führt einen zurück durch verwinkelte Gänge.

Weltweit breite sich Tuberkulose sogar wieder aus

Im Robert-Koch-Institut erinnert heute noch vieles an den Gründervater. Im Foyer steht eine Büste. Im Museum zeigen Fotos Koch als ernsten Herrn mit Glatzkopf, Vollbart und Nickelbrille. Sein Schreibtisch, Mitbringsel von seinen Forschungsreisen nach Indien oder Deutsch-Ostafrika, das heute die Länder Tansania, Burundi und Ruanda umfasst, sind zu sehen. Sogar ein Suaheli-Wörterbuch hatte Koch dabei. Die Sammlung wirkt willkürlich zusammengestellt, aber vielleicht gerade deswegen authentisch.

Gleich nebenan führt eine Tür in einen Marmorsaal. Der dient bis heute als kleines Mausoleum, in dem Kochs sterbliche Überreste ruhen. Der starb allerdings im Sanatorium in Baden-Baden. Auf seinen Reisen hatte er sich mehrfach mit Tropenkrankheiten – darunter Malaria – infiziert. Im Frühjahr 1910 erkrankte Koch ernsthaft. Er klagte über Schmerzen in der linken Brustseite und Atemnot. Am 23. Mai 1910 bezog er in einem Baden-Badener Sanatorium Quartier. Am Abend des 27. Mai fand ihn der Arzt tot an der offenen Balkontür. Kochs Leiche wurde eingeäschert und nach Berlin gebracht und dort bestattet. „Den Luxus, im eigenen Institut begraben zu sein, leistet sich sonst nur noch Kochs kongenialer Kollege Louis Pasteur in Paris“, berichtet eine Institutsmitarbeiterin.

Tuberkulose-Erreger wird immer genauer untersucht

Dann lässt sie einem Zeit, die Gedanken zurück in den Sommer 1892 schweifen zu lassen. Binnen zweier Monate waren damals in Hamburg rund 18.000 Menschen an der Cholera erkrankt, davon sind fast 9000 unter Qualen gestorben. Die Gesundheitsbeamten der Hansestadt waren ratlos, und die Situation war so schlimm, dass man das Königlich-Preussische Institut für Infektionskrankheiten im ungeliebten Berlin um Hilfe bitten musste. Dessen neuer Geschäftsführer reiste höchstpersönlich an – Robert Koch. Der erkannte das Problem nach einer ausführlichen Analyse der Lage: In Hamburg floss das Trinkwasser aus der mit Fäkalien verschmutzten Elbe ungeklärt in die Leitungen. Die Stadt wollte die Kosten der Filtration sparen. Die Folge: Cholera. Die spektakuläre Aufklärung der Hamburger Epidemie erhöhte Kochs Ansehen als „Erregerjäger“.

Ähnliche Geschichten gäbe es eine Menge zu erzählen. Koch war oft der Erste. Selbst in seinen letzten Forscherjahren entwickelte er noch Konzepte zur Eindämmung von tropischen Seuchen und Tierplagen wie Malaria, Schlafkrankheit, Lepra oder der Rinderpest.

Angesichts der Vielzahl seiner Verdienste wurde der 1843 in Clausthal in Niedersachsen gebürtige Arzt in seiner Zeit nicht nur der prominenteste Vertreter der naturwissenschaftlich ausgerichteten Medizin. Er verkörperte auch den bis dato unbekannten Typus des Wissenschaftsmanagers. In seinem Institut, das er sich auf den Leib schneiderte, leitete er ein Team hochmotivierter Mikrobiologen.

Diese Tradition wird bis heute gewahrt. Die Biologin Astrid Lewin ist ein Beispiel. Dass sie auch einmal, wie Koch, mit Ehrungen und Preisen überschüttet wird, glaubt sie nicht. Aber sie ist überzeugt, die Tuberkel-Forschung voranzutreiben. Zum Segen der Menschheit.

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