Tübinger Forscher stellen Malaria-Impfstoff für Kinder vor
Wissenschaftler haben erstmals einen Impfstoff gegen Malaria entwickelt. Obwohl der Schutz nur bei 26 bis 36 Prozent liegt, sprechen die Forscher von einem Meilenstein.
Rund 250 Millionen Menschen erkranken Jahr für Jahr an Malaria, mehr als eine Million sterben an der Krankheit. Bislang bestand die Prophylaxe lediglich aus imprägnierten Moskitonetzen, die den Stich der Anopheles-Mücke verhindern sollten, oder aus Medikamenten. Einem internationalen Forscherteam ist es nun erstmals gelungen, einen Impfstoff gegen die Tropenkrankheit zu entwickeln. Wissenschaftler des Teams stellten ihre Ergebnisse gestern und somit einen Tag vor dem heutigen Weltmalariatag in Tübingen vor.
100 Jahre vergebliche Suche nach Malaria-Impfstoff
Der Schutz der Impfung mit dem Namen RTS,S ist mit 26 bis 36 Prozent zwar noch niedrig, dennoch sei den Wissenschafltern aber ein "großer Wurf" gelungen, so Peter Kremsner, Direktor des Tübinger Instituts für Tropenmedizin. Denn bislang war 100 Jahre lang vergeblich nach einem Impfstoff gesucht worden. Gerade mit der Komplexität des Malaria-Virus hätten die Forscher immer wieder zu kämpfen, erklärt Benjamin Mordmüller, der an der Entwicklung des Impfstoffs beteiligt war.
Andere Forscher halten das Mittel wegen der geringen Schutzrate von rund 30 Prozent für keinen wirklichen Durchbruch. Zwar sei erstmals gezeigt worden, dass ein Malaria-Impfstoff zu einem "zwar begrenzten aber nachweisbaren Schutz" führen könne, bestätigte der Tropenmediziner Thomas Löscher von der Münchner Uniklinik. Allerdings seien die Ergebnisse "insgesamt doch eher enttäuschend und liegen weit unter den ansonsten von Impfungen erwarteten Schutzraten". Die Forschung könne aber auf der Studie aufbauen.
Impfstoff steht kurz vor der Zulassung
RTS,S wurde in sieben afrikanischen Ländern über vier Jahre an insgesamt 15.500 Kindern getestet. Die Schutzwirkung betrug demnach zwischen 26 und 36 Prozent, der Impfstoff sei außerdem gut verträglich. Momentan befindet sich der Stoff in der dritten und damit letzten Phase vor der Zulassung. Der Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA sei bereits gestellt, und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei dabei, den Impfstoff zu prüfen. AZ/dpa
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