Vorsicht! Die Pilzvergiftungen nehmen zu
Die Pilzsaison ist dieses Jahr paradiesisch. Doch das große Pilzangebot in den Wäldern hat auch seine Schattenseite.
Immer mehr Menschen ziehen sich eine Pilzvergiftung zu. Das weiß auch Dagmar Eckart von der Giftnotrufzentrale in Mainz, die für Rheinland-Pfalz und Hessen zuständig ist. "2014 toppt alles, so viele Anrufe hatten wir in den letzten Jahren nie." Über 300 Fälle Pilzvergiftungen wurden dort dieses Jahr bislang notiert - mehr als doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum der Vorjahre.
Viele Pilze in diesem Jahr - und viele Pilzvergiftungen
Dieses Jahr gedeihen Pilze aufgrund der Wetterverhältnisse auch prächtig. Doch was im Wald lecker aussieht, kann giftig und gefährlich sein. Dass die Tendenz bei Pilzvergiftungen steigend ist, bestätigt auch Peter Karasch von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) in Berlin. "Das ist ja auch logisch: Je mehr Pilze es gibt, desto höher ist die Gefahr von Vergiftungen."
Zwar gab es auch letztes Jahr viele Champignons, Pfifferlinge, Steinpilze & Co., aber erst zum Ende der Saison. Wegen des nassen Sommers lohnte sich nun vielerorts schon im Juni die Pilzsuche - ein solcher Frühstart kommt nur alle 10 bis 15 Jahre vor.
Zunahme schwerer Pilzvergiftungen
Die Krankenkasse DAK in Hamburg, die bereits im vergangenen Jahr von einer deutlichen Zunahme schwerer Pilzvergiftungen berichtete, sieht noch einen weiteren Grund für den Anstieg. "Vor allem in Süddeutschland hatten viele Menschen lange Zeit Angst, dass Pilze radioaktiv belastet sein könnten - eine Nachwirkung der Tschernobyl-Katastrophe", sagt die DAK-Ärztin Elisabeth Thomas. Diese Sorge schwinde langsam.
Eine steigende Sehnsucht nach Natur vermutet der Pilzexperte Thomas Lehr aus dem hessischen Hofheim als weiteren Grund für die Lust am Sammeln. Er bietet etwa Lehrwanderungen an, die Teilnehmerzahl steigt stetig. Auch lassen immer mehr Pilzsucher ihre Ausbeute vorsichtshalber von dem Fachmann begutachten. Giftiges findet Lehr nur äußerst selten - in den vielen hundert Körben, die er bislang begutachtet hat, waren erst ein Mal giftigen Knollenblätterpilze dabei. "Aber ich weiß von Kollegen, dass sie öfters was Giftiges haben."
Pilzsucher sollen Fundstücke genau begutachten
Experten raten Pilzsuchern, ihre Fundstücke begutachten zu lassen, bevor diese in der Pfanne landen. Es gibt mehrere tausend Pilzarten in Deutschland, etwa 200 von ihnen sind giftig. Viele haben Doppelgänger - so sieht etwa für Laien der weit verbreitete Knollenblätterpilz mit seinen hochtoxischen Lebergiften dem harmlosen Champignon zum Verwechseln ähnlich. Die meisten tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen in Mitteleuropa gehen auf diesen Pilz zurück. Die DGfM hat auf ihrer Homepage eine Liste mit Sachverständigen veröffentlicht. Diese arbeiten meistens kostenlos oder gegen ein geringes Honorar. dpa/AZ
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