Seine Steuererklärung zu machen, ist für viele ein Graus. Ist sie einmal gemacht, kann es dauern, bis der Bescheid vom Finanzamt kommt. Im Jahr 2023 gehörten die beiden Behörden in Ulm und Neu-Ulm zu den langsamsten in ganz Deutschland. Das zumindest ergab eine Auswertung von „Lohnsteuer Kompakt“. Zum Jahresanfang hat das Onlineportal wieder eine Auswertung des vergangenen Jahres herausgegeben. Die Donau-Doppelstadt hat sich demnach verbessert, Neu-Ulm aber gehört weiterhin zu den bundesweit 100 lahmsten Finanzämtern.
Das schnellste Finanzamt in ganz Deutschland kommt den Zahlen zufolge aus Südhessen: Gerade einmal 23,8 Tage müssen Menschen in Bensheim warten, bis sie den Bescheid für ihre Einkommenssteuererklärung erhalten. Das sind sechs Tage weniger als der Vorjahressieger. Herne (Nordrhein-Westfalen) kam damals auf 29,8 Tage.
Lohnsteuer Kompakt: Neu-Ulm gehört weiter zu den 100 langsamsten Finanzämtern in Deutschland
Eine ähnliche Entwicklung ist auch in Ulm und Neu-Ulm festzustellen. Das Finanzamt auf baden-württembergischer Donau-Seite brauchte in 2023 im Schnitt noch 71,4 Tage, in 2024 sind es nur noch 53,1 Tage. Im Bundes-Vergleich klettert Ulm damit um 111 Plätze noch oben, heißt Rang 319 von insgesamt 502 Finanzbehörden.
Das Pendant in Neu-Ulm kam in 2023 auf 82,3 Tage und belegt damit Platz 468. Für 2024 errechnete „Lohnsteuer Kompakt“ eine Dauer von 59,3 Tagen. Die Behörde steigt in der Deutschland-Tabelle zwar ebenfalls, allerdings nur auf Rang 417 von 502. Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer bundesweit liegt bei rund 51 Tagen (57 im Vorjahr), für den Freistaat 49,5 Tage (58,4) und im Land Baden-Württemberg 48,3 Tage (63,9). Ulm und Neu-Ulm arbeiten demnach weiterhin unterdurchschnittlich.
Langsamstes Finanzamt sitzt laut Lohnsteuer Kompakt in Wiesbaden
Bundesweit ist nach Angaben von Felix Bodeewes, dem Geschäftsführer von „Lohnsteuer Kompakt“, aber eine Beschleunigung der Verfahren auszumachen. „Die deutliche Verbesserung der Bearbeitungszeiten ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Finanzämter 2024 nicht mehr durch die hohe Arbeitsbelastung der Grundsteuererklärung gebremst wurden“, wird er zitiert.
Das langsamste Finanzamt sitzt seiner Analyse zufolge in Wiesbaden. Dort soll es 113,3 Tage dauern, bis der Bescheid da ist. Nach Angaben von „Lohnsteuer Kompakt“ basiert die Analyse basiert auf über einer Million anonymisierten Steuererklärungen, die über deren Online-Portal erstellt wurden. Ausgewertet wurden jene Ämter, die mindestens 50 Steuererklärungen bearbeitet haben. Bodeewes nennt die Statistik „repräsentativ“, für 2024 seien mehr als 400.000 Erklärung berücksichtigt worden.
Landesamt für Steuern: Bearbeitungsdauer in Bayern bei rund 46 Tagen
Beim Finanzamt Neu-Ulm nachgefragt, wie es zur Verbesserung kam, wird vom Geschäftsstellenleiter an das übergeordnete Bayerische Landesamt für Steuern (LfSt) nach München verwiesen. Dort wird zu bedenken gegeben, dass im Freistaat pro Jahr mehr als fünf Millionen Einkommensteuererklärungen bearbeitet werden. Also deutlich mehr als „Lohnsteuer kompakt“ als Datengrundlage hat. Die Zahlen des Internetportals entsprechen also „nicht den eigenen Erhebungen der Steuerverwaltung“, heißt es.
Laut LfSt-Zahlen lag im Jahr 2024 in Bayern die durchschnittliche Bearbeitungsdauer (Veranlagungszeiträume 2023 und 2022) in Arbeitnehmerfällen bei rund 46 Tagen und verringerte sich zum Vorjahr um rund acht Tage. Die tatsächliche Bearbeitungsdauer einer Steuererklärung unterliege im Einzelfall jedoch dem Einfluss verschiedenster Faktoren, teilt eine Sprecherin mit. Hierzu zählen unter anderem die aktuellen Gegebenheiten vor Ort. Dazu zählen zum Beispiel akuter Arbeitsanfall oder notwendige Rückfragen beim Steuerpflichtigen.
„Selbstverständlich hat für die Steuerverwaltung der Service für die Bürgerinnen und Bürger höchste Priorität. Die Finanzämter bemühen sich daher stets, eingegangene Erklärungen schnellstmöglich abzuarbeiten“, so die Sprecherin weiter. Daten zu einzelnen Finanzämtern werden aber nicht veröffentlicht.
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