Die Fuggerei sollte ein Modell für die Zukunft werden

10.01.2021

Plus Vor 500 Jahren stiftete Jakob Fugger seine Sozialsiedlung. Sie könnte ein Modell für gemeinnützige Hilfe in aller Welt werden. Was Augsburg dazu beitragen kann.

Die Fuggerei hat über 500 Jahre lang funktioniert. Das ist außergewöhnlich, denn selbst wenn ein Stifter diesen Wunsch in einer Urkunde festschreibt, bedeutet das ja nicht unbedingt, dass seine Nachfahren sich daran halten. Die Fugger aber haben es getan - unabhängig von allen historischen, wirtschaftlichen und persönlichen Umständen. So finden in der ältesten Sozialsiedlung der Welt bis heute Menschen Zuflucht, die in Not geraten sind.

Dass Augsburg im Jubiläumsjahr nicht nur die Vergangenheit in den Fokus rückt, ist eine charmante und gute Idee. Stiftungen können in Zeiten, in denen der öffentlichen Hand oft Geld für das Nötigste fehlt, eine wichtige gesellschaftliche Stütze sein. Mit dem Ellinor-Holland-Haus der Stiftung Kartei der Not wurde in Augsburg vor einigen Jahren bereits ein ähnliches Modell Realität. Auch hier finden Menschen in Not eine Bleibe, bis sie wieder mit beiden Beinen im Leben stehen.

Die Augsburger Fuggerei als Modell für die Zukunft

Gut durchdacht, könnten solche Einrichtungen auch andernorts auf der Welt entstehen - bestenfalls unterstützt durch das Know-how aus Augsburg. Doch wie kann das gelingen? Fuggerei und Ellinor-Holland-Haus ist die tiefe Verwurzelung in der Region gemein, in der Heimat derer also, denen geholfen wird. Vielleicht ist das ein Schlüssel zum Erfolg. Eine Fuggerei in Litauen (dort gibt es tatsächlich Interessenten) müsste sicherlich anders aussehen, sie würde vielleicht auch anderen Bedürfnissen als dem nach günstigem Wohnraum gerecht. Doch das Grundprinzip, das vor 500 Jahren auch Jakob Fugger seiner Stiftung zugrunde legte, ließe sich womöglich übertragen.

Im Fugger-Jubiläumsjahr sollen auch solche Möglichkeiten diskutiert werden. Wie schön wäre es, wenn am Ende neue Ideen für die Herausforderungen unserer Zeit gefunden wären. Gleichzeitig könnte bei einigen so auch die Erkenntnis wachsen, dass jeder einen Beitrag zur Lösung aktueller Probleme leisten kann.

Lesen Sie dazu den Artikel: Die Fuggerei wird 500 und die Welt soll mitfeiern