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Foto: Kirsty Wigglesworth, AP, dpa
Foto: Kirsty Wigglesworth, AP, dpa

Jeder, der aus einem Corona-Hochrisikogebiet etwa über den Flughafen Heathrow (Bild) nach Großbritannien einreist, muss ab dem 15. Februar zehn Tage in Hotelquarantäne verbringen.

Großbritannien
11.02.2021

Britische Reiserückkehrer müssen bald zur Zwangs-Quarantäne zehn Tage ins Hotel

Von Katrin Pribyl

Die britische Regierung hat drastische Vorschriften für Einreisen aus Hochrisikoländern angekündigt. Wer die Unwahrheit sagt, dem drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Auf jeder Etage Sicherheitskräfte, patrouillierte Gänge und Wächter als Begleitung, selbst wenn man nur für eine Zigarette nach draußen will: Die vorab geleakten Pläne der britischen Regierung für die Quarantäne-Hotels im Königreich lesen sich wie eine "Beschreibung aus der Sowjet-Ära", befand der Telegraph. Doch ab dem 15. Februar könnte einiges davon Realität werden für Menschen, die aus Hochrisikoländern nach Großbritannien einreisen. Am Dienstag jedenfalls hatte Gesundheitsminister Matt Hancock verkündet, wie strikt die Regierung vorgehen will. Rückkehrer aus bislang 33 Ländern, darunter Portugal, Brasilien und Südafrika, nicht aber Deutschland, müssen ab Montag in einem der 16 von der Regierung betrauten Hotels zunächst zehn Tage verbringen.

Kosten für die Zwangs-Quarantäne: 1750 Pfund pro Person

Das Quarantäne-Paket, das Transport, Hotel und Tests einschließt, müssen sie vor ihrer Reise buchen, es kostet 1750 Pfund pro Person, umgerechnet fast 2000 Euro. Wer auf dem Einreiseformular bezüglich des Landes, in dem er die vergangenen Wochen verbracht hat, lügt, dem drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Er werde sich für die "unglaublich harten" Maßnahmen "nicht entschuldigen", sagte Hancock. Mit ihnen will Großbritannien verhindern, dass Coronavirus-Varianten ins Land eingeschleppt werden. Zumindest soll die Verbreitung weiterer Mutanten reduziert werden. Bei dem drastischen Schritt, für den man sich Rat aus Australien geholt hat, handele es sich um einen Teil der Gesamtstrategie im Kampf gegen die Krise.

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Nach ihrer Ankunft in Britannien wird den sogenannten Gästen vom Hotelpersonal, das mit medizinischer Schutzkleidung ausgestattet ist, offiziell ein Zimmer oder Appartement zugewiesen, das sie – außer unter Aufsicht und für wenige Ausnahmen – nicht verlassen dürfen. Besuch ist ebenfalls verboten. Jeweils nach zwei sowie nach acht Tagen müssen die Hotel-Bewohner einen Test machen, dessen Negativergebnisse Voraussetzung für das Entlassen aus der Selbstisolation ist. Immerhin ein "Willkommenspaket" erwartet die Ankömmlinge, das die wichtigsten Telefonnummern wie etwa jene für lokale Glaubensgruppen oder Apotheken enthält. Jeder, der "zu flüchten" versucht, dürfte nicht weit kommen. Denn Sicherheitskräfte sind angewiesen, sowohl im Gebäude als auch außerhalb des Hotels Kontrollgänge durchzuführen. Wer sich nicht an die Vorschriften hält, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 10.000 Pfund rechnen, umgerechnet rund 11.400 Euro. "Menschen, die sich über diese Regeln hinwegsetzen, bringen uns alle in Gefahr", betonte Hancock.

Das Essen muss im Zimmer eingenommen werden

Drei Mal am Tag erhalten die Gäste ein Essen aufs Zimmer, wobei sie auch Zugang zum 24-Stunden-Zimmerservice erhalten sollen – wofür sie jedoch extra bezahlen müssen. Trotz der insgesamt hohen Rechnung für die Unterkunft gibt es offenbar nicht allzu viel Luxus. Der Gast soll etwa seine zugewiesene Stube selbst putzen und auch das Bett beziehen, der Wäschedienst ist eingeschränkt, wie ein Anfrageschreiben von der Regierung an Hotelketten enthüllte.

 

Betroffen von der Regel sind weniger Bürger aus Hochrisikoländern. Ihnen ist es ohnehin untersagt einzureisen. Und auch Urlaubsreisen sind verboten. Vielmehr geht es um Briten, die aus einem der Hotspots aus Ausnahmegründen nach Hause zurückkehren. Die Regierung hat zunächst 4600 Hotelzimmer gesichert für die wichtigsten Einreiseorte in England – dazu gehören die Londoner Flughäfen Heathrow und Gatwick. Per Zwangs-Eskorte werden die Ankommenden mit Bussen von dort in Hotels gebracht.

Kommen die Maßnahmen zu spät?

Allzu viele kritische Stimmen an der strengen Regelung wurden bislang nicht laut. Vielmehr moniert die Opposition, dass die Maßnahme nicht für alle gelte, die im Königreich landen – und sie zu spät komme. So liegen zwischen der Empfehlung des offiziellen wissenschaftlichen Beratergremiums und der Implementierung rund drei Wochen. Auch für Einreisende aus einem nicht als Hochrisikogebiet eingestuften Land gelten ab nächster Woche striktere Vorschriften. So muss man wie bisher ein negatives Testergebnis vorweisen, wenn man britischen Boden betritt, sich dann trotzdem für zehn Tage isolieren und an den Tagen zwei und acht jeweils einen weiteren Test machen. Die Quarantäne darf nur verlassen werden, wenn beide negativ sind.

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