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Foto: Peter Fastl (Symbolbild)
Foto: Peter Fastl (Symbolbild)

Mit der Online-Registrierung für einen Impftermin haben viele Senioren Probleme.

Corona-Impfung
22.01.2021

Hotline, Homepage, Erreichbarkeit: Wir beantworten Leserfragen zum Impftermin

Von Daniela Hungbaur

Plus Viele unserer Leserinnen und Leser wollen wissen, wann sie endlich geimpft werden. Doch schon bei der Registrierung gibt es Probleme, wie sie der Redaktion schildern.

"Seit Tagen versuchen wir einen Impftermin für unsere 98-jährige Mutter (Pflegegrad 4) zu bekommen, leider vergebens, weder über die Online-Registrierung (kein Durchkommen) noch über die Hotline Telefon 116117. Können Sie uns weiterhelfen? Solche Hilferufe erreichen unsere Redaktion oft in den vergangenen Tagen. Unsere Leserinnen und Leser konnten uns ihre Fragen zum Impfen schicken. Die Möglichkeit nahmen sehr viele wahr. Was sich zeigt, ist ein enormer Informationsbedarf. Viele fühlen sich auch mit den Anmeldeformalitäten überfordert. Jetzt kommt es auch noch zu Lieferengpässen mit dem Impfstoff, wodurch zahlreiche Impftermine wieder abgesagt werden. Wir versuchen wichtige Fragen zu klären:

Die Plattform www.impfzentren.bayern ist oft gar nicht erreichbar. Wie kann das sein, welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?

"Insbesondere in den ersten Tagen nach Freischaltung der Plattform gab es aufgrund der hohen Zugriffszahlen vereinzelt Probleme bei der Erreichbarkeit", räumt ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums auf Nachfrage unserer Redaktion ein. Er ergänzt aber: "In den folgenden Tagen konnte dieses Problem jedoch behoben werden." Sollte eine Registrierung über die Plattform nicht möglich sein, könnten sich impfwillige Personen auch über die Telefonnummer des für sie zuständigen Impfzentrums oder über die bundesweit einheitliche Telefonnummer 116117 für einen Impftermin registrieren lassen.

Doch dass viele gerade ältere und kranke Menschen mit der Online-Plattform nicht zurechtkommen, bestätigt Dr. Jakob Berger, der schwäbische Bezirksvorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, der eine Praxis in Meitingen im Landkreis Augsburg hat. Auch wie groß die Verunsicherung rund um die Impfung ist, weiß er. Doch gerade bei der Anmeldung zu einem Impftermin appelliert er auch an die Kinder und Enkel der älteren Generation, hier zu helfen.

Die bundesweite Hotline 116 117 ist total überlastet, gibt es noch eine andere Telefonnummer, um einen Impftermin zu bekommen?

Das Ministerium schlägt vor, sich alternativ telefonisch direkt an die zuständige Terminvergabestelle des jeweiligen Impfzentrums zu wenden.

Große Probleme gibt es mit der Mail-Adresse, wenn ein Ehepaar nur eine hat.

"Es kann sich nur eine Person pro E-Mail-Adresse anmelden", heißt es aus dem bayerischen Gesundheitsministerium. Die Sicherheit der persönlichen Daten der Bürger habe einen hohen Stellenwert. Daher werde für die Erfassung von sensiblen Daten im Internet eine sogenannte "2 Faktor Authentifizierung" benötigt, das heißt, jeder Nutzer muss zwei unterschiedliche Faktoren der Erreichbarkeit zu seiner eindeutigen Identifizierung angeben.

Diese Faktoren seien erstens eine E-Mail-Adresse: Jeder Nutzer benötigt eine eigene E-Mail-Adresse. Und zweitens: eine Mobiltelefonnummer: Eine SMS dient als zweiter Faktor. Mobiltelefonnummern können mehrfach verwendet werden. Sobald man einen Termin ausgemacht hat, müsse man diesen durch eine PIN freischalten, die man dann per SMS erhält. Da dieses Prozedere aber vielen Menschen massive Probleme bereitet, prüfe man derzeit eine alternative Methode.

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Wer wird für einen Impftermin angeschrieben?

Alle Menschen über 80 Jahren mit Erstwohnsitz in Bayern werden per Briefpost über die Corona-Impfung informiert, erklärt das Ministerium. Die Anschreiben erfolgten durch die Landkreise und kreisfreien Städte.

Werden auch Risikopatienten unter 80 Jahren angeschrieben?

Ein Anschreiben an Risikopatienten, die das 80. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, erfolgt nach Angaben des Gesundheitsministeriums nicht. Dr. Jakob Berger ist sich aber sicher, dass sich die Verunsicherung rund ums Impfen legen wird, wenn auch die Hausärzte impfen können: "Wir kennen unsere Patienten und können sie beraten." Bis dies so weit ist, gelte es noch abzuwarten. "Und vor allem müssen die bekannten Hygienevorschriften und Kontaktbeschränkungen strikt eingehalten werden", betont der erfahrene Hausarzt.

Auch Gregor Blumtritt, Ärztlicher Leiter der Impfzentren in Kaufbeuren und dem Landkreis Ostallgäu, bestätigt, dass es bei den Impfterminen noch Probleme gibt. Darüber hinaus fehle aber vor allem ausreichend Impfstoff. Durch die neuen Lieferengpässe mussten jetzt Termine verschoben werden. Wie schnell auch Menschen unter 80 geimpft werden können, hängt für Blumtritt von der Versorgung mit Impfstoff ab.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

Die Reihenfolge der Impfungen ist in einer Verordnung des Gesundheitsministeriums festgelegt.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

Zunächst sollen Menschen an die Reihe kommen, die unter "höchste Priorität" eingestuft sind. Dazu gehören Bürgerinnen und Bürger, die älter als 80 Jahre sind, ...

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

...genauso wie Menschen, die in Pflegeheimen betreut werden oder dort arbeiten.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

Auch Pflegekräfte in ambulanten Diensten und Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit erhöhtem Expositionsrisiko gehören dazu. Darunter fallen: Mitarbeiter in Corona-Impfzentren, Notaufnahmen oder Intensivstationen.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

"Höchste Priorität" haben außerdem Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, die Risikogruppen behandeln. Darunter ist zum Beispiel die Transplantationsmedizin gelistet.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

Als nächstes sollen Menschen geimpft werden, die unter "hohe Priorität" kategorisiert sind. In erster Linie sind das jene, die über 70 Jahre alt sind.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

Auch wer bestimmte Erkrankungen oder Behinderungen aufweist, fällt in diese Kategorie. Dazu gehören Trisomie 21 und Demenz. Auch wer eine Organtransplantation hatte, wird mit hoher Priorität geimpft.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

Es genügt außerdem, Kontaktperson von Menschen in Risikogruppen zu sein, um mit hoher Priorität geimpft zu werden werden. Dazu gehören enge Kontaktpersonen von Menschen über 80, von Schwangeren oder Bewohnern von Pflegeheimen. Auch Personen, die in Einrichtungen für Senioren oder für Menschen mit geistiger Behinderung leben, sollen mit hoher Priorität geimpft werden. Außerdem fallen Pflegerinnen und Pfleger, die Menschen mit Behinderung stationär oder ambulant betreuen, in diese Kategorie.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

Auch bestimmte Berufsgruppen sollen schnell an die Reihe kommen. Vor allem solche, die in der Öffentlichkeit aktiv sind und viel Kontakt zu Bürgern haben. Dazu gehören Polizisten und Ordnungskräfte, die auf Demonstrationen unterwegs sind, sowie Mitarbeiter in Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünften oder Krankenhäusern.

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Als dritte Kategorie definiert das Gesundheitsministerium Menschen mit "erhöhter Priorität". Dazu gehört die Altersgruppe zwischen 60 und 70 Jahren.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

Außerdem sollen dann Menschen geimpft werden, die zwar in medizinischen Berufen arbeiten, aber einem niedrigerem Expositionsrisko ausgesetzt sind. Dazu gehören Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Laboren.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

Erhöhte Priorität haben auch Menschen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chronische Nierenerkrankung, chronische Lebererkrankung, Immundefizienz oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, diversen Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

Auch bestimmte Berufsgruppen fallen in diese Kategorie. Darunter Lehrer und Erzieher, Polizisten, Regierungsmitarbeiter, Verwaltungsangestellte, Feuerwehrmänner und -frauen, Katastrophenschutz, THW oder Justiz.

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Erhöhte Priorität haben außerdem Menschen, die in kritischer Infrastruktur arbeiten. Dazu gehören Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentliche Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

Auch Personen mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen werden mit erhöhter Priorität geimpft.

In dieser Reihenfolge wird in Deutschland gegen Corona geimpft

Wer nicht in eine dieser drei Kategorien fällt, wird ohne Priorität geimpft. Also erst dann, wenn Menschen aus diesen Kategorien an der Reihe waren.

Viele Leser schilderten uns ihre schwere Erkrankung und wollen wissen, wann sie sich impfen lassen können und ob sie aufgrund ihres Gesundheitszustands früher einen Termin erhalten.

Dr. Jakob Berger kennt diese Fragen aus seiner eigenen Praxis nur zu gut und sagt: "Ich sehe hier momentan keine Möglichkeit." Es gebe eine strikte Reihenfolge, die vom Robert-Koch-Institut festgelegt wurde. Und zunächst werden die Menschen in den Pflegeheimen geimpft, was für Berger auch nachvollziehbar ist, "weil dort die höchsten Todeszahlen sind". Nach seinen Angaben könne momentan niemand einem Patienten seriös mitteilen, wann er mit welcher Krankheit einen Impftermin erhält.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat dazu allerdings eine Empfehlung ausgesprochen: "Bei der Priorisierung innerhalb der Covid-19-Impfempfehlung der Stiko können nicht alle Krankheitsbilder oder Impf-Indikationen berücksichtigt werden. Deshalb sind Einzelfallentscheidungen möglich. Es obliegt den für die Impfung Verantwortlichen, Personen, die nicht explizit genannt sind, in die jeweilige Priorisierungskategorie einzuordnen. Dies betrifft z.B. Personen mit seltenen, schweren Vorerkrankungen, für die bisher zwar keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz bzgl. des Verlaufes einer Covid-19-Erkrankung vorliegt, für die aber ein erhöhtes Risiko angenommen werden kann."

Im Landratsamt Augsburg will man nun reagieren: "Vonseiten verschiedener Mediziner erreichen uns im Landratsamt immer wieder Zuschriften hinsichtlich einzelner Patientinnen und Patienten, die nach ärztlicher Einschätzung angesichts ihrer gesundheitlichen Situation bei der Priorisierung berücksichtigt werden sollten", sagt Jens Reitlinger, Pressesprecher vom Landratsamt Augsburg, auf Anfrage unserer Redaktion. Daher habe der Landkreis Augsburg eine Härtefallkommission eingerichtet, in der entsprechende Fälle in medizinischer und rechtlicher Hinsicht geprüft werden. Werde der Patient als Härtefall eingestuft, könnte er unabhängig von der Priorisierung die Impfung früher erhalten. Die Kommission tagt an diesem Freitag zum ersten Mal, soll dies künftig aber im Wochentakt tun.

Was tun, wenn jemand nicht mobil genug ist, um in das für ihn zuständige Impfzentrum zu kommen?

Die Impfung nicht mobiler pflegebedürftiger Menschen soll durch mobile Impfteams erfolgen, erklärt das Ministerium. Eine Registrierung für einen Impftermin über das Online-Registrierungsportal sei hierzu nicht erforderlich. Die Eigenschaften der aktuell vorhandenen Impfstoffe erschwerten jedoch eine Verimpfung im häuslichen Umfeld, sodass derzeit Impfungen vor allem in Heimen und Impfzentren durchgeführt werden. In der Stadt Augsburg ist man sich dieses Problems vieler älterer Leute bewusst und überlegt, Unter-Impfzentren in den Stadtteilen einzurichten. Es würden bereits Gespräche geführt.

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