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Finning: Modernes Wohnen: In Finning wird ein Holzhaus ausgezeichnet

Benedikt und Ann-Katrin Urbanek bauten ein ökologisch verträgliches Haus, geplant hat es Mauritz Lüps (rechts).
Foto: Ulrike Reschke
Finning

Modernes Wohnen: In Finning wird ein Holzhaus ausgezeichnet

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    Was ist wirklich wichtig – und was können wir weglassen? Diese Frage stellten sich Ann-Katrin und Benedikt Urbanek, als sie ihr neues Zuhause in Finning planten und bauten. Für diesen Leitgedanken der Verkleinerung ohne Verzicht wurde Architekt Mauritz Lüps aus Schondorf von der Wüstenrotstiftung mit einem Gestaltungspreis ausgezeichnet für das neue "Zuhaus im Apfelgarten“. Ausgezeichnet gefühlt habe sich auch er als Bauherr, sagt Benedikt Urbanek, der den Architekten zur Preisverleihung begleitete. 

    "Den Geist des Ortes aufgreifen"

    Markus Lüps, Architekt, über die Anpassung eines Hauses in die Umgebung

    "Das kleine, sehr kompakte Einfamilienhaus in Holzbauweise auf dem elterlichen Grundstück steht beispielgebend für eine gelungene Ergänzung und Nachverdichtung“, heißt es in der Begründung der Jury. Die realisierte Form der Nachverdichtung ist für Mauritz Lüps auch die einzig wahre. Er begründet dies mit der Nutzung von im Dorfkern vorhandenem Baugrund sowie dem minimalen Eingriff in den vorhandenen Garten mit rund 70-jährigen Obstbäumen. Der nicht unterkellerte Baukörper wurde so geplant, dass keiner der alten Bäume gefällt werden musste – die vierköpfige Familie zog auf diese Weise praktisch in ein Haus mit fertigem Garten ein. "Den Genius loci, den Geist des Ortes, aufgreifen“, nennt dies der Architekt. Optisch zeigt es sich in den verwendeten Dachziegeln und in der Fichtenholzschalung, die Stilelemente benachbarter Holzscheunen aufgreifen. 

    Kompakte Lösungen auf wenig Raum
    Kompakte Lösungen auf wenig Raum Foto: Ulrike Reschke

    Das Zuhause verkörpere die Idee des Austragshauses "in die andere Richtung“, nämlich als Heim für die nachfolgende Generation, sagt Lüps. Die Zukunft sieht er darin, schnell und günstig zu bauen, indem auf Weglassbares, auch unnötige Technik, verzichtet wird. Hoch und schmal bietet das Holzhaus drei Stockwerke mit einem offenen Wohnbereich im Erdgeschoss, zwei großen Kinderzimmern im ersten Stock sowie einem Schlafzimmer und einem Arbeitszimmer in der obersten Etage. Dazu kommt auf jedem Stockwerk ein Bad: eins mit Dusche, eins mit Badewanne, das Dritte im Kleiderschrank im Elternschlafzimmer versteckt. Ganz dem Grundsatz der Reduktion folgend besteht dieses "Schrankbad“ lediglich aus Toilette und einem kleinen Waschbecken. Dennoch bietet es Luxus, nämlich den, nach dem Zähneputzen direkt ins Bett schlüpfen zu können, freut sich Anna Urbanek. 

    Auch an traditionelle Bauelemente knüpften die Urbaneks an. "Wir sind durchs Dorf gegangen und haben uns alte Türen angeschaut“, sagt Anna Urbanek. In der Küche dient ein einfach verglastes Fenster als stromfreier Kühlschrank. Für die Schalung der Fassade wurde Fichtenholz aus dem Familienwald verwendet. Die auf jedem Stockwerk etwas nach innen versetzten Bretter lassen Wasser einfach ablaufen, sodass auf Blechprofile verzichtet werden kann.

    Holzhaus ist auch ohne Dämmung energieeffizient
    Holzhaus ist auch ohne Dämmung energieeffizient Foto: Mauritz Lüps

    Streng genommen handele es sich um einen "veredelten Rohbau“, erklärt Lüps. Die Bodenplatte ermöglicht durch eine besondere Konstruktion im Betonbau das Weglassen von Dämmmaterialien. Die Massivholzwände kommen ebenfalls, dank einer innen liegenden Sägung, ohne zusätzliche Dämmung aus, direkt aufgebrachte Holzplatten bilden jeweils die Innen- und Außenwände. Im Inneren versahen die Urbaneks sie mit einer ökologischen Wachslasur, an drei Außenseiten bildet die Fichtenschalung zusätzlichen Schutz. Unter dem Vordach auf der Ostseite beließ die Familie die Platten auch an der Außenwand. 

    "Man braucht Bauherren, die etwas wagen wollen"

    Mauritz Lüps, Architekt

    Durch die Photovoltaik auf der Südseite des Satteldachs ist das Haus nicht nur energieautark, es erzeugt sogar – nach Abzug für die Heizung, den Haushalt und das Elektroauto – so viel Strom, dass damit ein weiteres Einfamilienhaus versorgt werden könnte. Das ginge nur durch die kompakte Bauweise und die verwendeten Materialien, betont Mauritz Lüps. Die Technik, Luftwärmepumpe und Batteriespeicher, versteckt sich im Eingangsbereich und unter dem Treppenaufgang. 

    Im Dachgeschoss sorgen Holzplatten unter den Dachbalken für Kühle im Sommer und Wärme im Winter. Die verwendeten, massiven Materialien besitzen eine optimale Speicherfähigkeit, sagt Lüps. Die Südseite ist fensterlos, damit sich auch bei Sonne der Dachspitz nicht aufheizt. Tageslicht fällt durch Fenster in den ost- und westseitigen Giebelwänden ein. "Mit einfachen Mitteln und robusten Häusern lebt man leichter“, ist Mauritz Lüps überzeugt. Um das verwirklichen zu können, "braucht man Bauherren, die etwas wagen wollen“ – wie die junge Familie aus Finning. 

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