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Foto: Margit Kühner (Archiv)
Foto: Margit Kühner (Archiv)

Da war die Welt noch in Ordnung: 2019 spielten die Holzschwanger Bühnenschwärmer "Breznknödl-Deschawü". Heuer schaut es nicht so gut aus - wie auch bei anderen Laienbühnen.

Landkreis Neu-Ulm
17.02.2021

Corona-Lockdown: Den Laienbühnen bleibt nur die Hoffnung

Von Dagmar Hub

Plus Wegen Corona können Laienschauspieler seit Monaten nicht auftreten. Wie gehen die Theatergruppen aus dem Landkreis Neu-Ulm damit um?

Die Theater sind seit dem Herbst geschlossen, die Kultur befindet sich im Lockdown. Die professionellen Theater versuchen wenigstens mit Lebenszeichen, bei ihrem Publikum präsent zu bleiben. Doch wie ist das bei den Amateurbühnen? Bei ihnen fielen die Vorstellungen des Jahres 2020 aus, die Perspektiven sind ungewiss.

Die "Bühnenschwämer" aus Holzschwang sind eine im Januar 1988 gegründeten Schauspielgruppe. Nachwuchssorgen hat sie nicht - die Mitglieder sind zwischen 25 und etwa 70 Jahre alt. Gute Voraussetzungen eigentlich. Doch dann kam Corona. Im vergangenen Herbst hatte sich die beliebte Theatergruppe einen Termin gesetzt, an dem entschieden werden sollte, ob man auf die neun geplanten Aufführungen im November setzen würde oder nicht. Etwa 2000 Zuschauer kommen jedes Jahr im Spätherbst zu den "Bühnenschwärmern". Schnell war klar, dass sich Aufführungen mit den 50 damals noch erlaubten Personen angesichts der Hallenmiete nicht rechnen würden. Die Verantwortlichen sagten ab, ehe die Schauspieltruppe so richtig ins Lernen der Rollen einstieg. Die "Bühnenschwärmer" hofften auf 2021.

Die "Bühnenschwärmer" aus Holzschwang müssen viele Termine absagen

"Ich bin eigentlich optimistisch", sagt der Vorsitzende Herbert Mayer, einst Gründungsmitglied der Truppe, "aber bei der Entwicklung der Impfsituation, und bis alle durchgeimpft sind, die Schauspieler und die Zuschauer - da wird wohl auch 2021 wegen Corona ausfallen." Die Veranstaltungstermine der "Bühnenschwärmer" sind fixiert, von der Generalversammlung im März angefangen. "Aber da wird wohl einer nach dem anderen abgesagt werden müssen."

Großartig fand Herbert Mayer eine Anfrage der Neu-Ulmer Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger, ob der Theaterverein in der Krise Unterstützung benötige. "Im Moment brauchen wir keine Zuschüsse", sagt Mayer. "Wir haben gesagt, die Gelder sollen lieber an derzeit wirklich Hilfsbedürftige gehen, die sie dringend nötig haben. Wenn es eng wird, würden wir uns melden."

"Einmal ist keinmal" hieß das Stück der Theatergruppe der Chorgemeinschaft Reutti im Jahr 2019, da war die Welt der Laienschauspielgruppen noch in Ordnung. In dem Ort spielen aktive Chorsänger seit 1948 Theater, das ist belegt. Die Aufführungen finden traditionell am zweiten und dritten Januarwochenende statt. Im Jahr 2020 mussten sie wegen Corona bereits ausfallen. "Wir hatten aber keine finanziellen Einbußen", versichert Hans-Martin Müller, langjähriger Schauspieler der Gruppe. "Der Lockdown kam früh, sodass noch keine Bühne gebaut war. Wir hatten noch gar nicht wirklich angefangen, es waren auch noch keine Rollen verteilt."

Theatergruppe Reutti hofft nun auf das nächste Jahr

Die Einnahmen aus den Aufführungen fehlen dem Verein natürlich. "Und die Leute waren traurig, dass nichts stattfinden konnte." Letztlich aber habe man Glück im Unglück gehabt, weil eben für die Inszenierung noch kein Geld ausgegeben und kein Aufwand betrieben worden war. "Wir hoffen auf den Januar 2022, dass wir da wieder aktiv werden können", sagt Müller. Bis jetzt sei auch noch keiner der Schauspieler des Vereins abgesprungen, alle warten auf ein Zeichen zum Neustart.

Die Ulmer Theaterwerkstatt hatte am 12. März 2020 bereits die schwere Entscheidung getroffen, die Saison 2019/20 nach der erfolgreichen "Kabale und Liebe"-Inszenierung vorzeitig zu beenden. Für einen Neustart im Herbst 2020 hatte die Truppe Schnitzlers Drama "Reigen" geplant, in zehn Bildern, mit jeweils nur zwei Schauspielern auf der Bühne - und mit einem Hygienekonzept.

Nur 12 bis 18 Zuschauern sollten im Raum sein, je nachdem, wie viele Personen aus einem Haushalt kämen. Der Lockdown im vergangenen Jahr ließ auch diese Inszenierung nicht zu, doch Udo Ulrich, Zweiter Vorsitzender der Theaterwerkstatt, bleibt für den Herbst 2021 optimistisch und sieht positiv in die Zukunft.

Die Ulmer Theaterwerkstatt will schon im Herbst wieder auf die Bühne

Die bereits geprobte Version von Schnitzlers Bühnenstück mit der reduzierten Zahl von Schauspielern auf der Bühne wolle man für den Neustart im nächsten Herbst tatsächlich auf die Bühne bringen, erzählt Ulrich - etwa ab Oktober. "Die Politik hat versprochen, dass bis zum Ende des Sommers 2021 jeder ein Impfangebot bekommen hat." Man hoffe, dass es danach Lockerungen bei den Abstandsregeln geben müsse. "Denn wenn alle geimpft sind, die es wollen, gibt es ja keinen Grund mehr für die Beschränkungen." Und dann wolle die Theaterwerkstatt wieder mit Elan loslegen, verspricht Ulrich.

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