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Foto: Ulrich Wagner
Foto: Ulrich Wagner

Zusammen mit André Hahn freute sich Felix Uduokhai über sein erstes Tor im Trikot des FCA.

FC Augsburg
04.10.2020

Uduokhai: "Bin hungrig, gegen meine ehemaligen Kollegen zu spielen"

Von Andrea Bogenreuther

Plus Felix Uduokhai freut sich darauf, mit dem FC Augsburg gegen Wolfsburg zu spielen. Zu den Themen Corona und Rassismus hat der Innenverteidiger eine klare Meinung.

Felix Uduokhai, herrscht bei Ihnen noch Jubelstimmung wegen des Dortmund-Siegs oder richten Sie Ihre Konzentration aufs nächste Spiel?

Felix Udoukhai: Es war natürlich ein schönes Wochenende, aber Anfang der Woche geht der Blick schon Richtung Wolfsburg.

Trotzdem noch ein kleiner Rückblick. Wie haben Sie das Spiel gegen Dortmund und den 2:0-Erfolg erlebt?

Uduokhai: Es war ein super Spiel von unserer Seite aus. Natürlich hatten wir am Anfang und zwischendrin ein bisschen Glück. Die Dortmunder sind von der Qualität her natürlich nicht komplett zu decken. So konnten wir ihre Möglichkeiten nicht ganz verhindern. Aber ich denke, wir haben es ordentlich gemacht. Wir standen als Team defensiv gut zusammen und waren relativ stabil. Das war der Schlüssel zum Sieg. Man hat auch von außen gesehen, dass wir als Mannschaft agiert haben.

Sie hatten nach dem Spiel fast keine Stimme mehr. Waren Sie so mit dem Dirigieren Ihrer Hintermannschaft beschäftigt?

Uduokhai: Das liegt an der Position, dass man als Innenverteidiger von hinten alles oder vieles sieht und entsprechend dirigieren und die Kommandos geben muss. Da ist man mehr gefordert als beispielsweise ein Stürmer oder ein Außenspieler.

Wie hat sich das Zusammenspiel für Sie verändert in den letzten Wochen und Monaten, seit Sie beim FC Augsburg sind?

Uduokhai: Wir haben uns mit Sicherheit weiterentwickelt. Aber ich bin noch vorsichtig zu sagen, dass sich nach zwei Spieltagen alles verändert hat, oder sich der Schalter umgelegt hat. Es ist nach wie vor ein Prozess. Wir haben noch die ganze Saison vor uns. Aber es ist natürlich unser Wunsch, dass wir defensiv stabiler werden. Und es ist schön, eine gewisse Entwicklung zu sehen. Aber wir sind noch längst nicht am Ende.

Die Entwicklung sieht man auch an Ihren persönlichen Werten. Sie halten in der Statistik mit einer Passquote mit 98 Prozent den Topwert der Liga. Was bedeutet Ihnen das?

Uduokhai: Das habe ich gar nicht gewusst, das höre ich zum ersten Mal. Aber das ist mir auch relativ egal. Ich geh ja nicht in die Saison mit dem Ziel, dass ich der beste Passgeber werde. Als Innenverteidiger spielen wir ja auch nicht so gefährliche Pässe wie ein Sechser oder Zehner. Deswegen ist das alles ein wenig positionsabhängig. Und letzten Endes zählen doch nur die Punkte.

Was sagen Sie zu Ihrem ersten Tor für den FC Augsburg?

Uduokhai: Natürlich hat man als Verteidiger die erste Aufgabe des Verteidigens, aber man freut sich extrem, wenn man vorne trifft und so der Mannschaft helfen kann. Deshalb sind Standards für uns extrem wichtig. Aber klar, der Treffer war für mich eine Riesenfreude.

Als einer der größten Spieler sind Sie ja prädestiniert für ein Kopfballtor.

Uduokhai: Unser Torhüter Tomas Koubek ist zwar noch ein bisschen größer, aber ich gehöre sicher mit zu den Größten.

Wie gehen Sie das Spiel am Sonntag bei Ihrem alten Verein, dem VfL Wolfsburg an? Er hatte Sie ja vor Ihrer endgültigen Verpflichtung erst ein Jahr nach Augsburg ausgeliehen.

Uduokhai: Um ehrlich zu sein, mit großer Vorfreude. Ich freue mich extrem auf meine ehemaligen Kollegen. Ich bin hungrig darauf, gegen sie zu spielen.

Was erwarten Sie von Wolfsburg, wie kennen Sie die Mannschaft?

Uduokhai: Es hat sich jetzt im Vergleich zum letzten Jahr personell nicht so viel verändert. Es sind zwei, drei neue Spieler dazugekommen. Die Mannschaft ist von der individuellen Qualität her super aufgestellt. Man weiß, was Wolfsburg für Spieler in den Reihen hat. Nicht nur im Sturm. Die sind überall gut aufgestellt und werden uns extrem fordern. Da müssen wir an unser Leistungspensum rankommen, weil Wolfsburg einfach eine gute Mannschaft ist.

Da darf man auch nicht erwarten, dass der VfL durch die Doppelbelastung mit Euro League und Bundesliga Schwächen zeigt, oder?

Uduokhai: Uns geht es eigentlich gar nichts an, was Wolfsburg macht oder sagt. Das sollte für uns keine Rolle spielen. Wir müssen fokussiert auf Sonntag sein. Bis dorthin gut arbeiten und zu hundert Prozent alles raushauen. Dann ist alles möglich.

Sie sind von 1860 München nach Wolfsburg gewechselt und jetzt durch das Engagement beim FCA wieder zurück in Bayern. Haben Sie für den Süden stärkere Heimatgefühle?

Uduokhai: Heimatgefühle haben für mich nicht ausschließlich etwas mit einer Region zu tun. Ich fühle mich wohl in Augsburg, habe meinen Freundeskreis in der Nähe. Meine Familie lebt teils in München, teils im Erzgebirge, wo ich geboren bin. Daher fühle ich mich dort auch verbunden.

War es für Sie schwierig, in Augsburg Fuß zu fassen? Wie blicken Sie auf die vergangenen Monate?

Uduokhai: Ich denke, es war ein Prozess, mich in Augsburg einzufinden. In die neue Mannschaft, in die neuen Strukturen. Klar, ist letztes Jahr nicht alles optimal gelaufen. Auch rein vom Fußballerischen her. Aber ich freue mich einfach auf die neue Saison. Wir sind alle hungrig. Ich denke, das merkt man. Wir sind gut reingekommen und wir wollen weiter Vollgas nach vorne spielen und Punkte holen. Das ist unsere Hauptaufgabe und unser Ziel.

Noch zwei Fragen abseits des Fußballplatzes: Wir sehr spüren Sie die Corona-Einschränkungen? Sind Sie nun vorsichtiger oder ist man als Profi schnell wieder drin im Alltagstrott Bundesliga?

Uduokhai: Ich würde nicht sagen, dass ich im Alltagstrott der Bundesliga bin oder in einer eigenen Blase lebe, wie man sagt. Ich nehme alles wahr, was passiert. Und uns ist auch bewusst, dass es jetzt im Winter wieder schwieriger werden könnte. Ich breche nicht in Angst oder Panik aus, aber ich denke, dass man gegenüber den Mitmenschen und dem Arbeitgeber verantwortungsbewusst mit seinen Entscheidungen umgehen muss. Das ist für mich wichtig.

Viele Menschen bewegt derzeit die Rassismus-Debatte in Deutschland. Sie haben dunkle Hautfarbe, Ihr Vater ist Nigerianer. Haben Sie in Ihrem Umfeld Benachteiligungen erlebt?

Uduokhai: Direkt in meinem Umfeld ist das Gott sei Dank kein Thema. In meinen Leben und in meiner Kindheit habe ich kaum oder wenig Erinnerung an solche Fälle. Ich bin davon bewahrt worden und bin auch sehr dankbar, dass das so ist. Bei mir persönlich ist es kein großes Thema. Allerdings höre ich schon, wenn ich mich mit meinem Vater austausche, dass es bei ihm durchaus anders ist.

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