i
Foto: Ralf Lienert (Symbol)
Foto: Ralf Lienert (Symbol)

Christin Bartl macht am Krankenhaus Aichach eine Ausbildung zur Krankenschwester. Gerade zu Corona-Zeiten eine harte Arbeit.

Aichach
11.09.2020

Das ist der Alltag einer Krankenschwester im Krankenhaus Aichach

Von Leah Rehklau

Plus Christin Bartl macht am Krankenhaus Aichach eine Ausbildung zur Krankenschwester. Gerade zu Corona-Zeiten eine harte Arbeit, von der sie aber viel Positives mitnimmt.

Um Punkt 6 Uhr muss sie bereit sein, alle Sinne auf Anschlag. Denn dann beginnt für die Auszubildende Christin Bartl die Frühschicht im Aichacher Krankenhaus. Die 30-Jährige will Krankenschwester werden. Um 6 Uhr erfolgt die Übergabe der Nachtschicht. Die Krankenschwestern gehen von Zimmer zu Zimmer, überprüfen, ob es den Patienten gut geht, checken die Vitalzeichen und fragen nach Schmerzen. Manchmal folgen Vorbereitungen für Operationen oder Entlassungen, die Patienten werden bei der Körperpflege unterstützt und die Medikamente verabreicht.

i
Foto: Martin Limmer
Foto: Martin Limmer

Christin Bartl findet, Krankenschwester ist ein sehr vielseitiger Beruf. Es freut sie auch, dass sie am Krankenhaus Aichach viel Kontakt zu Menschen hat.

Während die Patienten zu Mittag essen, gibt es eine kurze Verschnaufpause für die Pfleger. Doch dann geht es auch schon wieder weiter mit Untersuchungen und Ultraschall, Operationen und dem Ausarbeiten der Visite. Es folgt eine Menge an Bürokratie, denn alles muss schriftlich festgehalten werden. Um 14 Uhr ist die Schicht auch schon vorbei. Es folgt die Übergabe an die Spätschicht, um 22 Uhr übernehmen die Nachtarbeiter. Die Frühschicht, findet Bartl, sei am anspruchsvollsten, die Nachtschicht am härtesten.

Krankenhaus Aichach: Nachtschichten sind oft besonders hart

Für Bartl sind diese Mitarbeiter echte Helden. Denn es ist eine harte Zeit und es fallen oft harte Aufgaben an. In der Ausbildung zur Krankenschwester muss man insgesamt 80 Nachtschichtstunden absolviert haben. „Es ist schwierig, um diese Uhrzeit immer voll da zu sein“, so Bartl. Die 30-Jährige hat noch einige Nachtschichtstunden vor sich, die sie innerhalb eines Jahres absolvieren muss.

Sie ist mittlerweile fast fertig mit ihrer Ausbildung, die standardmäßig drei Jahre dauert. Nächstes Jahr im März ist es so weit. Wie es danach für sie weitergeht, weiß Bartl noch nicht so genau. „Es ist wieder ein bisschen wie in der Schule. Ich muss mich entscheiden, was ich für den Rest meines Lebens machen will“, sagt sie.

Damit das den Azubis leichterfällt, werden sie während ihrer Ausbildung auf allen Stationen eingesetzt, um sich ein genaues Bild machen und entscheiden zu können, wo sie hinwollen. Bartl erzählt, was ihr an diesem Beruf besonders gut gefalle, sei seine Vielseitigkeit: „Hat man einmal die Ausbildung hinter sich, stehen einem viele Türen offen.“ So könne man zum Beispiel in die Forschung gehen oder in der Intensivpflege arbeiten. Für Bartl ist wichtig, dass sie ein Berufsfeld wählt, in dem sie sich gut zurecht- findet. „Man muss nicht alles perfekt können, sondern das, worauf man sich spezialisiert“, sagt sie. Ihr sei es lieber, eines richtig zu können, als alles andere nur so halb.

Krankenschwester: Beschimpfungen von Patienten sind eher selten

Christin Bartls Weg zur Krankenschwester erfolgte mit Abzweigungen. Die 30-Jährige absolvierte zunächst nach ihrem Realschulabschluss eine Ausbildung als Restaurantfachfrau. Der Grund: Wirklich sicher, was sie ihr Leben lang machen wollte, war sie sich nicht. Sie wusste nur, dass es etwas mit Menschen sein sollte. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie einige Jahre in der Gastronomie, bis sie kürzertrat. Sie war nämlich schwanger.

i
Foto: Erich Echter (Archiv)
Foto: Erich Echter (Archiv)

Christin Bartl macht ihre Ausbildung am Krankenhaus Aichach. Während einiger Monate 2020 sollten hier vor allem Corona-Patienten unterkommen.

Anschließend entschloss die junge Mutter sich dazu, einen anderen Weg einzuschlagen. Sie wollte mehr Menschenkontakt, einen Beruf mit Zukunft und Aufstiegschancen. Seit April 2018 macht sie nun ihre Ausbildung zur Krankenschwester im Aichacher Krankenhaus. Sie bereue ihre Entscheidung auf keinen Fall, sagt sie. „Die Ausbildung gefällt mir sehr gut.“ Besonders schön sei in Aichach, dass es ein relativ kleines Krankenhaus sei. „Dadurch kennt jeder die Stärken der anderen.“

Bartl sagt, sie fühle sich sehr wohl. Doch die Arbeit in einem Krankenhaus berge auch immer wieder negative Erfahrungen. Anfangs sei es ihr besonders schwergefallen, ihre eigene Meinung zurückzuhalten. Denn Gebot Nummer eins sei es, den Willen der Patienten zu akzeptieren. Manchmal habe sie auch Beschimpfungen von Patienten und deren Angehörigen erlebt, doch das passiere eher selten.

Corona-Krise zerrt an den Nerven der Krankenhausmitarbeiter

In ihrer Ausbildung hat Bartl auch schon harte Fälle miterlebt. Wenn Patienten beispielsweise eine lebenserhaltende Behandlung verweigern. Damit umzugehen, sei nicht immer leicht. Was ihr hilft, ist, sowohl mit ihren Kollegen als auch mit den Patienten selbst darüber zu reden. Um einen Ausgleich zu solchen Fällen zu haben, häkelt und strickt sie gerne oder werkelt im Garten. „Das ist ein stilles Hobby, das ich manchmal einfach brauche“, sagt sie. Auch verbringt die 30-Jährige so viel Zeit wie möglich mit ihrer Familie. Die sieht sie wegen ihrer Ausbildung nicht so oft, wie sie es sich wünschen würde. Bartl sagt, sie habe Glück. Denn mit ihrem Sohn greifen ihr ihre Schwiegereltern mächtig unter die Arme. „Anders wäre das auch nicht möglich“, sagt sie.

Bartl erzählt, dass die Corona-Krise derzeit sehr an den Nerven der Krankenhausmitarbeiter zerre. Anfangs hätten sie die ganze Zeit FFP2-Masken getragen. „Die haben oftmals Druckstellen hinterlassen, viele Kollegen hatten Hautausschläge“, sagt Bartl. Diese Masken seien alles andere als angenehm gewesen. „Gott sei Dank haben wir sehr schnell Papiermasken bekommen“, erzählt sie.

Allerdings sei die Corona-Krise nicht nur für die Mitarbeiter schwierig, sondern besonders für die Patienten. Was für die Auszubildende schlimm ist, sei zu sehen, wie die Patienten unter den Corona-Maßnahmen leiden. Vor allem ältere seien davon betroffen. „Sie sehen aufgrund der Masken unser Gesicht nicht mehr, bauen kein wirkliches Vertrauen zu uns auf“, sagt Bartl. Dadurch würden sie sehr schnell vereinsamen. „Es hat sich im gesamten Krankenhaus eine leicht depressive Stimmung breitgemacht“, klagt die 30-jährige Auszubildende. Sie und ihre Kollegen hoffen, dass die Krise möglichst schnell wieder behoben sein werde.

Augsburg, meine Stadt
Zwischen Babyglück und Hebammenmangel

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den Podcast anzuzeigen

Hier kann mit Ihrer Einwilligung ein externer Inhalt angezeigt werden, der den redaktionellen Text ergänzt. Indem Sie den Inhalt über „Akzeptieren und anzeigen“ aktivieren, kann die Podigee GmbH Informationen auf Ihrem Gerät speichern oder abrufen und Ihre personenbezogenen Daten erheben und verarbeiten. Die Einwilligung kann jederzeit von Ihnen über den Schieberegler wieder entzogen werden. Datenschutzerklärung

Hören Sie auch:

Lesen Sie auch:

Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.