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Bombennacht Ludwigstraße
Die Ludwigstraße vor Beginn der Räumung. Im Hintergrund ist zur Grottenau bereits ein Durchgang begehbar.

"Augsburg brannte lichterloh": Zeitzeugen erzählen von der Bombennacht vor 80 Jahren

Foto: Stadtarchiv Augsburg

Am 25./26. Februar 1944 fallen Zigtausende Bomben auf Augsburg – die Stadt versinkt in Schutt und Asche. Zeitzeugen erinnern an die Nacht, die ihr Leben für immer verändern sollte.

Lange Zeit blieb Augsburg nahezu verschont. In den ersten viereinhalb Jahren des Krieges flogen die Alliierten nur vereinzelt Angriffe auf die Stadt. Umso härter kam es am 25./26. Februar 1944. In der bitterkalten Nacht setzten alliierte Bomber große Teile der Stadt unter Beschuss. Augsburg brannte. Hunderte Menschen starben. Die Stadt lag in Schutt und Asche. Ein Trauma, das bis heute tief im städtischen Gedächtnis verankert ist. Mit dabei waren Kinder und Jugendliche. Mit sechs von ihnen haben wir 80 Jahre später gesprochen. Sie erzählen von einer Nacht, mit der ihre Kindheit schlagartig endete.

Ludwig Hauser im Keller des Hauses, in dem er die Bombennacht überlebte. Seine Mutter und seine jüngere Schwester starben im Bombenhagel.
Foto: Silvio Wyszengrad

Ludwig Hauser, 87, lebte im Februar 1944 in der Krumperstraße 3, Lechhausen:

Vor dieser Nacht waren wir fünf Kinder. Ich war der älteste. Unser Vater arbeitete an jenem Abend in der MAN. Als der Angriff kam, eilte meine Mutter mit uns Kindern in den Luftschutzkeller in unserem Haus. Dann ging es los mit der Schießerei. Es war wild. Meine Mutter saß mit meinen Geschwistern und mir auf einer Holzbank. Ich habe als siebenjähriges Kind gespürt, dass etwas Außergewöhnliches passiert. Der Angriff war fürchterlich. Mir kam es vor, als würde das gesamte Haus schwanken.

Auf einmal kam eine Luftmine herunter. Es knallte schrecklich. Dann war Totenstille. Nach einer Weile rührten sich die Menschen. Zwei Männer leuchteten mit Taschenlampen in den Raum. Meiner Mutter hatte es den Kopf weggerissen – sie war sofort tot. Dann habe ich meine kleine Schwester gesehen. Sie saß zuvor auf dem Schoß meiner Mutter. Auch sie wurde getroffen. Ich habe gesehen, wie sie aus den Augen blutete, aus der Nase, aus dem Mund, aus den Ohren. Sie röchelte. Als Kind habe ich mich sie nicht anfassen trauen.

Nach der Bombennacht glich Augsburg einem Trümmerhaufen: hier der Blick aus der Steingasse Richtung Perlachturm und Rathaus.
Foto: Stadtarchiv Augsburg


Wir waren total verschüttet und kamen zunächst nicht raus. Die zwei Männer schlugen die Kellerwand durch, uns Kinder haben die Leute mitgenommen. Draußen war es fürchterlich kalt. Wir liefen zur Schillstraße und dort in einen Wohnblockkeller. Meine Schwester blieb schwer verletzt zurück – sie ist im Keller gestorben. Ich habe es nie verarbeitet. Es wird mir bis zum Tod in Erinnerung bleiben.

Franziska Ossmann war am Abend des 25. Februar mit ihrem Freund im Capitol.
Foto: Silvio Wyszengrad

Franziska Ossmann, 96, lebte im Februar 1944 in der Steingasse 18, Innenstadt:

Mein damaliger Freund und ich waren an dem Abend bei einer Filmvorführung im Capitol. Er hatte Fronturlaub und war eigentlich in Russland stationiert. Nach dem Kino gingen die Sirenen los. Unsere Wege trennten sich. Er wohnte im Oberen Graben. Ich lief zu meinen Eltern in die Steingasse. Im Luftschutzkeller überstanden wir den ersten Angriff. Als wir danach hinausgingen, war überall Feuer. Gegenüber brannte das Modehaus Fischer. Es war ein einziges Inferno. Vor dem zweiten Angriff haben wir unser Schlafzeug mit in den Keller genommen. Dieser Angriff war katastrophal. Ich hatte Panik, dass es einen Feuersturm wie in Hamburg geben könnte. Unser Haus wurde getroffen – aber wir überlebten.

Auf einer Seite führte das damalige Polizeitagebuch die tödliche Bilanz der Bombennacht auf.
Foto: AZ-Archiv

Plötzlich kamen Männer auf uns zu. Sie sagten, wir sollen mitgehen. Wir folgten ihnen durch die Ludwigstraße. Das Theater brannte lichterloh. Wir gingen ins Maria-Theresia-Gymnasium. Das war nicht zerstört. Dort saßen wir und warteten auf den nächsten Morgen. In der Früh wollte ich wissen, wie es meinem Freund geht. Wir gingen durch die Stadt in Richtung Oberer Graben. Bis heute sehe ich die Leichen, an denen wir vorbeigelaufen sind. Mein Freund und seine Familie überlebten die Angriffe unbeschadet. Ihr Haus wurde nicht getroffen. Für die kommenden Tage nahmen sie uns bei sich auf.

Frieda Annemarie Specker: "Mit dieser Nacht war meine Kindheit schlagartig vorbei."
Foto: Silvio Wyszengrad

Frieda Specker, 91, lebte im Februar 1944 in der Brückenstraße 10, Innenstadt:

Schon am Nachmittag fielen Bomben auf Augsburg. Wir Kinder waren im Hof. Zunächst hatten wir keine Angst. Wir haben die Splitter gesammelt und damit gespielt. Als nachts der erste große Luftangriff kam, gingen wir in den Luftschutzkeller im Haus. Wir waren das gewohnt. Doch dieser Angriff überstieg alles, was ich bis dahin kannte. Ich war kein ängstliches Kind. Aber in dieser Nacht dachte ich: "Bald sind wir alle tot."

Unser Haus wurde getroffen, das Treppenhaus stürzte ein. Wir hatten Glück und wurden nicht verschüttet. Als wir den Keller verließen und hinausgingen, hat alles um uns gebrannt. Wir waren mitten im Feuer. Mama zeigte auf unser Haus und sagte: "Schaut, das war euer Elternhaus." Wir gingen den Stephingerberg hoch. Dort kamen uns die Patres entgegen. An diesen Anblick erinnere ich mich bis heute. Es war unwirklich. Mit dieser Nacht war meine Kindheit schlagartig vorbei. Seit der Zeit ist Krieg für mich das Allerschlimmste, was es geben kann.

Gerlinde Krauß lebt seit 65 Jahren im Herrenbach.
Foto: Silvio Wyszengrad

Gerlinde Krauß, 94, lebte im Februar 1944 im Afragäßchen 1, Innenstadt:

Ich war damals knapp 15 Jahre alt. Wir lebten mit mehreren Verwandten in einem historischen Haus. Als der Alarm schrillte, sind wir in den vorgeschriebenen Luftschutzkeller. Das war der Keller meiner Tante Käthe. Da war alles schon hergerichtet. Beim Brandbombenangriff sagte meine ältere Schwester: "Die Bomben, die man hört, treffen uns nicht." Das beruhigte mich. Das Viertel um St. Ulrich wurde schwer getroffen. Wir aber wurden verschont. Nach dem ersten Angriff sind wir alle aus dem Keller heraus auf die schmale Gasse und haben uns gefreut, dass wir noch leben. Wir liefen in Richtung Milchberg. Der war eine einzige Eisbahn. Das Löschwasser lief den Milchberg hinab und fror sofort an. Um uns brannten die Häuser.

Gerlinde Krauß als junges Mädchen im elterlichen Milchgeschäft.
Foto: Silvio Wyszengrad

Wir hatten zwei kleine Kinder im Haus – Norbert und Hildegard. Die beiden hatten eine Großmutter in der Haunstetter Straße. Weil rings um uns alles gebrannt hat, schickte meine Mutter unsere Tante und meine ältere Schwester mit den Kleinen in die Haunstetter Straße. Beide waren gerade wieder zu Hause, als der zweite Angriff losging. Der viel bösere Angriff. Da hat es gekracht, das war schlimm. Die Druckwelle ließ alle Fenster im Haus zerbersten. Trotzdem sind wir glimpflich davongekommen. Das Haus wurde nicht getroffen. Es steht bis heute. Ich aber lebe seit 65 Jahren im Herrenbach.

Rosemarie Schmölzer lebt heute mit ihrem Mann in Göggingen.
Foto: Silvio Wyszengrad

Rosemarie Schmölzer, 88, lebte im Februar 1944 in der damaligen Angerstraße, heute Von-Hoesslin-Straße, Innenstadt:

Ich bekomme bis heute Gänsehaut, wenn ich an die Nacht zurückdenke. Wir lebten im dritten Stock des neuen "Roten Blocks" in der Angerstraße, nicht weit von der MAN entfernt. Wegen der Bombardements durfte ich am 25. Februar schon nicht mehr in die Schule. Das war ein Freitag. Meine Mutter sagte mir am Nachmittag dieses Tages: "Die kommen heute Nacht noch mal." Sie ahnte etwas.

Am späten Abend ging der Alarm los, und wir setzten uns in den Luftschutzkeller. Ich hörte nur noch Lärm. Es war furchtbar. Ich dachte, wir werden ersticken. Nach dem Angriff rettete meine Mama die Nähmaschine aus dem brennenden Haus. Wir lebten auch von ihrer Näharbeit. Als wir rausgingen, habe ich gesehen, wie unser Haus niederbrennt. Noch heute erinnere ich mich: Es war eiskalt. Der Himmel war feuerrot. Ganz Augsburg hat gebrannt.

Helmut Hartmann ist Träger des Augsburger Friedenspreises. Bis heute lebt er zentral in der Innenstadt.
Foto: Silvio Wyszengrad

Helmut Hartmann, 94, lebte im Februar 1944 in der Bahnhofstraße 28, Innenstadt:

Wir wohnten in der Bahnhofstraße. Das Geschäftshaus unserer Familie war in der Prinzregentenstraße. Wir hatten im eigenen Haus einen öffentlichen Luftschutzkeller. Als am späten Abend die Brandbomben kamen, saßen meine Mutter und ich mit vielen anderen Menschen im Keller. Wir standen unter einem solchen Aktionsdruck, dass ich keine Gefühle entwickeln konnte. Nach dem ersten Angriff gingen wir mit anderen Menschen in unsere Wohnung und versuchten, einige der Sachen zu retten. Ein Rucksack ging mir verloren. Darin war meine Briefmarkensammlung. Das machte mich als Kind sehr traurig. Ansonsten empfand ich keine Traurigkeit, in dem Augenblick konnte ich die Dimension nicht verstehen.

Nach hinten raus zur Prinzregentenstraße war unser Hof. Nach dem ersten Angriff stand ich im Garten zwischen Bahnhofstraße und Prinzregentenstraße und habe unser Wohnhaus angesehen. Unser Esszimmer und die altdeutschen Jugendstilmöbel brannten lichterloh. Dieser Anblick ist mir unvergesslich, daran denke ich noch heute. Als Kind fand ich das fantastisch.

Das Elternhaus Hartmanns in der Bahnhofstraße 28 von der Rückseite. In der Bombennacht brannte es komplett aus. Im heutigen Gebäude sitzt Peek & Cloppenburg.
Foto: Silvio Wyszengrad

Dass wir unser Heim verloren, daran dachte ich als 13-Jähriger nicht. Nach eineinhalb Stunden folgte die zweite Angriffswelle mit Sprengbomben. Danach war nichts mehr zu retten. Unser Haus ist restlos abgebrannt. Am nächsten Morgen ist es nicht mehr hell geworden. Rauch und Ruß verdunkelten den Himmel.