Corona-Krise: Augsburger Firma Greif schließt sieben Standorte
Plus Die Corona-Krise trifft die Wirtschaft in Augsburg: Das Dienstleistungsunternehmen Greif stellt mehrere Wochen einen Großteil des Betriebs ein. Wo es Hilfe für Unternehmen gibt.
Die Corona-Krise hat ein erstes bekanntes Augsburger Unternehmen getroffen. Das textile Dienstleistungsunternehmen Greif mit allein 500 Mitarbeitern in Augsburg stellt vorübergehend den Großteil des Betriebs ein. Greif ist deutschlandweit tätig. Sieben Standorte werden bald geschlossen, zwei werden auf Minimalprogramm weiterbetrieben.
Diese Nachricht wurde der Belegschaft am Mittwoch mitgeteilt. Die Regelung gilt voraussichtlich von Dienstag, 24. März, bis 30. April. Die beantragte Kurzarbeit gilt für den Hotelwäsche-Betrieb. Aktuell seien jedoch keine Kündigungen vorgesehen, betont die Geschäftsführung.
Corona-Krise: Das sagt der Geschäftsführer der Firma Greif
Geschäftsführer Markus Greif äußerte sich am Mittwoch zur Lage des Unternehmens: „Der Zusammenbruch der deutschen und österreichischen Hotellerie und Gastronomie trifft uns als Zulieferer und Dienstleister für Textilien bis ins Mark“. Die Aufrechterhaltung des normalen Betriebes sei hinsichtlich der Gesundheit der Mitarbeiter und aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht mehr haltbar.
Die Greif-Gruppe beschäftigt insgesamt 1350 Mitarbeiter. Der Betriebsrat sei in die Gespräche eingebunden gewesen, so Markus Greif. Die jetzige Unternehmensentscheidung sei nahezu alternativlos: „Jedes nicht bezogene Bett, jedes nicht benutzte Handtuch, jede nicht aufgelegte Tischdecke bedeutet für uns Umsatzverlust, der auch nicht mehr kommt“. Markus Greif spricht von „einer der größten Herausforderungen in unserer fast 100-jährigen Firmengeschichte“. Die Lage sei ernst. An die Adresse der Belegschaft sagte der Firmenchef: „Ich verspreche Ihnen, wir kommen wieder“.
Corona-Krise: Viele Firmen denken an Kurzarbeit
Auch in anderen Firmen wird die Kurzarbeit immer mehr zum Thema. Ein Unternehmen, das sich damit auseinandersetzt, ist die Hörauf & Kohler GmbH. Rund 130 Arbeitsplätze hat das mittelständische Unternehmen. Geschäftsführer des Automobilzulieferers ist Dieter Kohler. Er sagt: „So wie es sich abzeichnet, müssen wir Kurzarbeit einführen. Wir planen, diese ab 1. April anzumelden.“ Die Handlungsmöglichkeiten seiner Firma seien eingeschränkt. Es hänge alles von den Entwicklungen bei den Automobilkonzernen und in anderen Ländern ab. Laut dem Geschäftsführer wird wohl spätestens in einer Woche die Branche stillstehen. Man untersucht derzeit, was es an Möglichkeiten über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und andere Institutionen gibt. Kohler fordert jetzt von der Regierung einfach abzurufende Darlehen zu günstigen Konditionen, die bisher angekündigten Soforthilfen würden Betriebe wie den seinen nicht weiter bringen.
Ein anderer Automobil-Zulieferer in Augsburg ist die Firma Wafa in Haunstetten. Das Unternehmen hatte bereits vor der Corona-Krise wirtschaftliche Schwierigkeiten. Rückläufige Auftragszahlen hatten im November vergangenen Jahres dazu geführt, dass das Unternehmen einen Antrag auf ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenregie stellen musste und vom Insolvenzgericht einen Sachverwalter und ein Sanierungsexperte zur Seite gestellt bekommen hat. Gegenüber unserer Redaktion teilte das Unternehmen mit: „Bisher verlaufen die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen durchaus erfreulich“. Als Betroffene der Krise werde man die Produktion davon abhängig machen müssen, wie der Kundenbedarf ausfalle.
Die Einschnitte wegen der Corona-Krise werden für die heimischen Betriebe immer größer, wie die aktuellen Beispiele zeigen. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Augsburg, Wirtschaftskammern und die Agentur für Arbeit werden von Anfragen überrollt. Bestes Beispiel ist die Situation in der Agentur für Arbeit. Ausgelöst durch eine Berichterstattung über die Chancen der Kurzarbeit, brach das Informationssystem der Behörde in Augsburg zusammen. Nichts ging mehr, weil sämtliche Leitungen überlastet waren. Dies bestätigte Elsa Koller-Knedlik, die Geschäftsführerin der Arbeitsagentur. Zwischenzeitlich habe man bei der Technik nachgebessert. Auf Anfrage hieß es am Mittwoch: „Wir haben jedoch noch keinen Überblick über die Zahl der Anfragen“.
Jetzt den Überblick in der Arbeitsagentur zu behalten, fällt deshalb schwer, weil sich die Rahmenbedingungen wegen der Corona-Krise geändert haben. Die Behörde ist für Besucher zwischenzeitlich geschlossen, es gibt auch keine Beratung mehr vor Ort. „Das bedeutet auch, dass sich Menschen jetzt telefonisch als arbeitslos melden können“, sagt Koller-Knedlik.
Corona-Krise: Das sagt die Wirtschaftskammer
Die Sorge in Unternehmen sei riesig, sagt Marc Lucasssen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer. „Bei uns stehen seit Ende letzter Woche die Telefone nicht mehr still.“ Sehr breit sei die Palette der gestellten Fragen, beginnend von globalen Lieferketten über Finanzierungshilfen bis hin zur Frage, wann welches Geschäft nicht mehr öffnen darf. Die IHK kann weiterhelfen, Geld beschaffen tut sie nicht.
Hier sind die Banken gefragt. Aus der Stadtsparkasse Augsburg heißt es, dass man notleidenden Unternehmen kurzfristig helfen werde. Das Kreditinstitut hat sich wegen der Corona-Krise hausintern anders aufgestellt: Teile der Belegschaft, die in einer gleichen Abteilung arbeiten, wurden auf zwei Häuser verteilt. Alle Filialen bleiben weiterhin geöffnet. „Derzeit bestehen keine konkreten Planungen, einzelne Geschäftsstellen zu schließen. Gerade in diesen Zeiten sind wir für unsere Kunden da“, sagt Sprecher Marcus Hupfauer.
Überblick: Wo es Hilfe für Unternehmen gibt
Bei der Stadt Augsburg gibt es eine Kooperation mit anderen Partnern. Wirtschaftsreferentin Eva Weber verwies am Mittwoch darauf, wo es jetzt Hilfe für Unternehmen gibt. Ein Überblick:
Hilfe für Firmen Wenn es um das Soforthilfeprogramm und den Härtefallfond Corona geht, sitzt der Ansprechpartner bei der Wirtschaftsförderung der Regierung von Schwaben. Telefonnummer: 0821/327-2428; die Mailadresse lautet: soforthilfe-corona@reg-schw.bayern.de.
Hilfe für Freiberufler Die Agentur für Arbeit ist in einem anderen Bereich zuständig: Hier geht es um den Anspruch auf Lebensunterhalt für Freiberufler und andere, die nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, gibt es, soweit die Familie keine anderen Einkünfte hat, oder entsprechendes Vermögen vorhanden ist. Die Nummer der Hotline lautet: 0821/24135-230.
Wie verändert sich die Arbeit von Journalisten in Zeiten des Coronavirus? In einer neuen Folge unseres Podcasts geben wir einen Einblick.
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