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Foto: Lara Schmidler
Foto: Lara Schmidler

Mit dem Impf-Bus ist ein großes Team der Firma Bäuerle-Ambulanz vor der Werner-Egk-Schule in Oberhausen bis 22. Juli im Einsatz.

Augsburg
13.07.2021

Impfen vor Ort: So sollen Stadtteile mit schlechter Impfquote jetzt aufholen

Von Andrea Baumann

Plus Ein mobiles Corona-Impfteam arbeitet seit Dienstag in Oberhausen, hier wird auch ohne Voranmeldung geimpft. Das bleibt nicht die einzige Aktion in Augsburg.

Der Platz vor der Werner-Egk-Schule ist ein beliebter Treffpunkt im Zentrum des alten Oberhauser Ortskerns. Die Kinder tollen dort vor und nach dem Unterricht herum, am Nachmittag bevölkern Besucher des angrenzenden Jugendzentrums das Areal. Am Dienstagvormittag gesellt sich eine weitere Gruppe dazu: Frauen und Männer unterschiedlichen Alters, die sich im Impfmobil gegen das Coronavirus immunisieren lassen möchten. Mit der Aktion in Oberhausen will die Stadt Augsburg den Bürgern beim Impfen im wahrsten Sinn des Wortes entgegenkommen, ihnen die Entscheidung für den Piks so leicht wie möglich machen. Denn Oberhausen hinkt bei der Impfquote im Vergleich zu anderen Stadtteilen hinterher.

Das Personal hilft Impfwilligen bei der Bürokratie

Diese Rechnung scheint zumindest zum Auftakt aufzugehen: Als das Team der Bäuerle-Ambulanz mit dem Impfmobil anrückt, sind die ersten Impfwilligen bereits da. Projektleiterin Michaela Jurka hält die Warteschlange via Foto auf ihrem Smartphone fest. "Wir haben heute wegen des Andrangs schon vor 9 Uhr angefangen." Das Prozedere ist einfach: Zunächst kommen die Teilnehmer mit ihrem Ausweis und - falls vorhanden - ihrem Impfpass und ihrem Anamnesebogen zu den Anmeldetischen. Dieses Papier liegt aber auch vor Ort aus und kann bei Bedarf mithilfe der Mitarbeiter ausgefüllt werden. Die Stadt bittet die Teilnehmer, sich möglichst im Vorfeld auf der zentralen Impfplattform des Bayerischen Impfzentrums unter www.impfzentren.bayern anzumelden, aber auch das ist kein Muss.

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Foto: Lara Schmidler
Foto: Lara Schmidler

Bevor man sich im Impf-Bus an der Werner-Egk-Schule in Oberhausen impfen lassen kann, muss man sich vor Ort anmelden.

Wenn die Bürokratie erledigt ist, begeben sich die Besucher in eines der beiden Abteile des Impfmobils, wo ein Arzt das Aufklärungsgespräch führt und eine medizinische Fachkraft die Spritze mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer verabreicht. Danach sollen sich die Geimpften noch eine Viertelstunde ausruhen, etwa auf den Sitzsteinen.

Der Schulhausmeister wirbt sogar in Oberhauser Kneipen fürs Impfen

Reiner Rothörl sieht das rege Treiben mit Freuden. Dem Hausmeister der Werner-Egk-Schule ist es ein Herzensanliegen, dass die Bevölkerung das Angebot gut annimmt und damit ein Zeichen gegen die aktuelle Impfmüdigkeit setzt. "Ich gehe hier in die Kneipen, an die Kioske und spreche die Leute auf der Straße an, um fürs Impfen zu werben." Mundpropaganda sei bei diesem Thema sehr wichtig, sagt der längst immunisierte Mann. Bevor sich Rothörl wieder an die Arbeit macht, bittet er das Bäuerle-Team um die städtischen Infoflyer in mehreren Sprachen. "Die lege ich in den Supermärkten aus."

Rafael Gorgan, 24, und Markus Rohleder, 36, wurden nicht durch die Broschüren auf die Aktion aufmerksam. Ihr Freund Dominik Heller hat die beiden dazu animiert und sie an ihrem Arbeitsplatz in einer nahegelegenen Kfz-Werkstatt abgeholt. Nach dem Piks ruht sich das Trio noch ein paar Minuten aus. Rohleder ist froh, von seinem Kumpel den nötigen Stupser bekommen zu haben. "Ich habe mich immer wieder mit dem Impfen beschäftigt, aber mich nicht um einen Termin gekümmert", gibt er zu. Für Heller ist die Spritze der Schlüssel zu mehr Freiheiten in der Corona-Pandemie. Auch aus Respekt vor den Älteren sei es wichtig, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen.

Tatsächlich mischen sich an diesem Vormittag auch einige reifere Semester unter die Impfwilligen. Etwa die fast 80-jährige Christl Röhrdanz, die für die Aktion mit ihrer Begleitung quer durch die Stadt gefahren ist. Die Seniorin wirkt sichtlich erleichtert. "Ich musste meinen Termin beim Hausarzt ausfallen lassen, weil ich krank wurde. Später gab es nicht mehr genug Impfstoff."

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Foto: Lara Schmidler
Foto: Lara Schmidler

Rafael Gorgan, Markus Rohleder und Dominik Heller (von links) haben sich am Dienstag in Oberhausen impfen lassen.

Für die mobile Impfkampagne in Oberhausen steht nach Auskunft der Stadt ausreichend Impfstoff zur Verfügung - am ersten Tag wurden mehr als 100 Dosen verabreicht. Auf dem Platz vor der Schule können sich Interessierte in dieser Woche noch von Mittwoch bis Freitag jeweils von 9 bis 15 Uhr die Spritze verabreichen lassen. Nächste Woche ist das Team der Bäuerle-Ambulanz von Montag bis Donnerstag zu denselben Zeiten vor Ort. Voraussichtlich in der 30. Kalenderwoche (ab 26. Juli) plant die Stadt laut Impfkoordinator Bernhard Maurmeir in Lechhausen eine mobile Aktion. Die genauen Zeiten und der Standort stünden allerdings noch nicht fest.

Augsburger Impfzentrum bietet Impf-Sonderaktion ohne Termin an

Fest terminiert ist indes eine Sonderimpfaktion, die diese Woche von Freitag bis Sonntag (16. bis 18. Juli) im Augsburger Impfzentrum ansteht. Jeweils von 9 bis 19 Uhr können sich dort alle Interessierten ohne Termin immunisieren lassen. Wer aus Urlaubsgründen einen einmaligen Piks bevorzugt, erhält das Vakzin von Johnson & Johnson. Alle anderen bekommen einen mRNA-Wirkstoff verabreicht, der einen zweiten Termin erforderlich macht.

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Darüber hinaus finden im Impfzentrum weiterhin Immunisierungen mit Termin statt. Dabei handelt es sich überwiegend um Erstimpfungen. Rund 1300 Personen stehen laut Maurmeir derzeit auf der Warteliste, überwiegend junge Leute unter 20 Jahren. Wer minderjährig ist, benötigt für die Impfung die schriftliche Einwilligung beider Elternteile. Mutter oder Vater sollten ihren Nachwuchs auch begleiten. Für Jugendliche ab zwölf Jahren ist momentan der Impfstoff von Biontech/Pfizer zugelassen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt nur vorerkrankten Minderjährigen die Impfung, dennoch ist die Immunisierung mit dem Einverständnis der Erziehungsberechtigten auch für völlig Gesunde dieser Altersgruppe möglich.