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Foto: Bernhard Weizenegger
Foto: Bernhard Weizenegger

Corona-Impfung: Stadt Augsburg widerspricht AWO-Schwaben wegen Vordränglern

Corona-Impfung
15.02.2021

Stadt Augsburg widerspricht AWO im Impfskandal

Von Michael Pohl

Exklusiv Die Stadt Augsburg widerspricht Angaben der Arbeiterwohlfahrt, wonach Lebenspartner von Heimleitern nur mit übriggebliebenen Impfdosen geimpft worden seien.

Eine Woche nach Bekanntwerden des Augsburger Impfskandals hat die Arbeiterwohlfahrt Fehler eingeräumt. „Die durchgeführte Impfung der drei in den Medien angesprochenen externen Personen war ein Fehler“, erklärte die Verwaltungsratschefin der AWO-Schwaben, Brigitte Protschka, nach einer internen Prüfung der Vorgänge.

Unsere Redaktion hatte in der vergangenen Woche enthüllt, dass nicht nur der Augsburger Bischof Bertram Meier und Generalvikar Harald Heinrich in einem Augsburger Caritas-Seniorenheim bereits gegen Corona geimpft wurden, sondern, dass auch ein Leiter und eine Leiterin von Augsburger AWO-Seniorenheimen ihre Partner auf die Impflisten setzten. Im Seniorenzentrum Herrenbach wurde sogar ein Mitarbeiter einer Kfz–Werkstätte geimpft, die dem Lebensgefährten der Heimleiterin gehört.


Die AWO-Schwaben-Vorsitzende bestätigte den Vorgang, berief sich jedoch auf angeblich übrige Impfdosen: „Als gegen Ende des Impfgeschehens noch einige bereits auf Spritzen aufgezogene Dosen übrig waren, impfte das Team zwei der Heimleiterin bekannte Personen, die sie vorher schon mit Blick auf eventuell übrig bleibende Dosen benachrichtigte.“ Dem Impfteam seien die beiden vorgestellt und erklärt worden, „dass diese nichts mit dem Heim zu tun hätten“, fügte Protschka hinzu. Auch die Ehefrau des Haunstetter Heimleiters sei mit einer übrig gebliebenen aufgezogenen Spritze im Einvernehmen mit dem Impfteam geimpft worden.

Corona-Impfung: Stadt Augsburg widerspricht AWO-Schwaben wegen Vordränglern

Diese Darstellung widerspricht jedoch Recherchen unserer Redaktion, wonach die Betroffenen schon Tage vor dem Impftermin meist als Pflege-Mitarbeiter auf die Liste gesetzt wurden. Auch die Stadt Augsburg widerspricht der Darstellung der AWO-Schwaben. „Wir machen keine wilden Impfungen und wir haben keinen wilden Impfungen vorgenommen“, betont der Impfkoordinator der Stadt Augsburg Frank Plamboeck auf Anfrage unserer Redaktion. „Wir haben die Personen geimpft, die vorher gemeldet wurden und um die Liste aufzufüllen, wurden Polizisten benachrichtigt.“ Dies sei der ordnungsgemäße Ablauf nach den bayerischen Vorgaben. Nach den Unterlagen der Stadt galt dies sowohl für die Heime Herrenbach als auch Haunstetten.

„Wir impfen die Menschen, die vorher angemeldet wurden“, betont Plamboeck. Diese Anmeldung erfolge bereits Tage im Voraus, damit die Teams ihren Einsatz mit dem nötigen Personal und Impfdosen planen könnten. Seit dem 20. Januar werden laut Plamboeck zudem Ampullen mit übrigen Impfdosen von den Impfteams wieder mitgenommen und später verimpft.

Corona-Impfung: Nach Skandal in Augsburg wurden die Impfteams verstärkt

Nach dem Augsburger Impfskandal wurden die Vorschriften für die Impfungen in Bayern inzwischen verschärft: Nach einer Anweisung des Gesundheitsministeriums ist die Zugehörigkeit zur Prioritätengruppe auf die Schutzimpfung „gegenüber dem Impfzentrum oder dem Mobilen Impfteam in geeigneter Form nachzuweisen, beispielsweise durch Personalausweis, ärztliche Atteste, Bescheinigungen der Einrichtung oder des Arbeitgebers“.

Laut dem Augsburger Impfkoordinator Plamboeck wurden deshalb die Impfteams der Stadt für Sammelimpfungen extra verstärkt: „Wir schicken jetzt zusätzlich einen Prüfer mit, der die Impfberechtigung und die Identität der Impfwilligen überprüft.“ Heimleiter, Impfarzt und Prüfer müssen nun die korrekte Impfung mit ihren Unterschriften bestätigen.

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Auch der Augsburger Gesundheitsreferent Reiner Erben kritisierte die Vorgänge bei der AWO: "Die Stadt Augsburg verurteilt Verstöße gegen die Impfpriorisierung nach der Corona-Impfverordnung und der Ständigen Impfkommission aufs Schärfste", sagte der Grünen-Politiker unserer Redaktion. Die Stadt verweist auf drohende arbeitsrechtliche Konsequenzen, wie Erben betonte. Die Stadt habe beschlossen , "jeden Verstoß im Einzelfall zu prüfen und ist hierzu mit der Staatsanwaltschaft und über das Landesministerium mit dem Verordnungsgeber im Austausch".

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