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Foto: Ralf Lienert
Foto: Ralf Lienert

Die Coronalage im Unterallgäu bleibt angespannt.

Unterallgäu
11.05.2021

Platz 11 bundesweit: Warum ist die Inzidenz im Unterallgäu so hoch?

Von Andreas Berger

Plus Während sich in den meisten Teilen Deutschlands die Corona-Lage derzeit etwas verbessert, bleibt sie in Memmingen und im Unterallgäu angespannt. Stadt und Landkreis rätseln.

Während in vielen Kommunen in Deutschland die Inzidenzwerte sinken, bleiben die Zahlen im Landkreis Unterallgäu und in der Stadt Memmingen seit Tagen auf etwa gleich hohem Niveau. Am Dienstag lag der Wert nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Memmingen bei 281,2. Damit belegt die Stadt bundesweit Platz zwei. Das Unterallgäu hatte eine Inzidenz von 242,9 und besetzte damit Platz elf. In der Corona-Pandemie beschreiben diese Zahlen, wie viele Menschen sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus infiziert haben – auf 100.000 Einwohner hochgerechnet. Im Unterallgäu wird darüber gerätselt, warum sich die Corona-Lage im Landkreis nicht wie andernorts entspannt.

"Wir können es nicht klar zuordnen", sagt Pressesprecherin Sylvia Rustler. Es gebe keine im Landratsamt bekannten Hotspots. Stattdessen seien es "viele Fälle im familiären Bereich", in dem gleich mehrere Personen mit dem Virus infiziert sind.

Corona: Auch Firmen sind im Unterallgäu betroffen

In acht Unternehmen im Unterallgäu gebe es derzeit Corona-Fälle (Stand: Dienstag). In sieben davon seien die Zahlen der erkrankten Mitarbeiter im unteren einstelligen Bereich. In der Firma Grob in Mindelheim gebe es derzeit 41 Fälle. Insgesamt aber kommt es vor allem im privaten Bereich zu Ansteckungen. Da müsse an die Vernunft der Menschen appelliert werden, sich an die Corona-Regeln zu halten, sagt Rustler.

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Foto: Silvio Wyszengrad
Foto: Silvio Wyszengrad

Die Grob-Werke in Mindelheim haben mit einem Corona-Ausbruch zu kämpfen.

Der Landkreis unternimmt etwas gegen die aktuelle Situation. So erhöht er zum Beispiel die Zahl der Testzentren. Derzeit gibt es rund 30, in ein bis zwei Wochen sollen es 40 sein - mit Hilfe der Gemeinden. Der Kreis hatte sie aufgerufen, ebenfalls Testzentren einzurichten. Bis Montagvormittag haben zehn Kommunen daraufhin zugesichert, Testmöglichkeiten anzubieten. Seit Dienstag besteht etwa auch im Rathaus in Kirchhaslach die Option, einen Schnelltest zu machen. "Wir hoffen, durch das vermehrte Testen das Infektionsgeschehen besser durchbrechen zu können", sagt Sylvia Rustler.

Landratsamt Unterallgäu: Nachverfolgung von Infektionen funktioniert

Zusätzlich werde der Impfbus nun vorrangig in Gemeinden des Unterallgäus geschickt, in denen besonders viele Infektionen auftreten. Ursprünglich angedacht war das Kooperationsprojekt der Stadt und des Landkreises vor allem für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, die von den beiden Impfzentren in Memmingen und Bad Wörishofen relativ weit weg wohnen. So hat der Bus auch schon Babenhausen angesteuert, 120 Menschen wurden dort geimpft.

Die Nachverfolgung von Erstkontakten, also Menschen, die direkten Kontakt zu Corona-Infizierten hatten, funktioniere im Unterallgäu gut. An allen Tagen der Woche werde von früh bis spät recherchiert und telefoniert. Werktags arbeiteten 25 Mitarbeiter daran, an Wochenenden und Feiertagen etwa zehn Mitarbeiter.

Unterallgäu: Kommunalpolitiker wenden sich an Gesundheitsminister Holetschek

Und warum entspannt sich die Lage in Memmingen nicht? "Die Infektionen sind nicht zuzuordnen, das Infektionsgeschehen ist weiterhin diffus. Es handelt sich vor allem um Infektionen am Arbeitsplatz, die in den familiären Bereich hineingetragen werden, häufig sind dann komplette Familien betroffen", sagt Alexandra Wehr, Pressesprecherin der Stadt. Hotspots gebe es nicht.

Dass Memmingen am Dienstag deutschlandweit auf dem zweiten Platz stand, hat weniger damit zu tun, dass die Werte drastisch gestiegen sind, sondern vor allem damit, dass sich in allen anderen Kommunen, die bisher vor Memmingen lagen, die Corona-Lage weiter beruhigt hat. So rutschten sie in der Inzidenztabelle auf untere Plätze.

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Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa (Archivbild)
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa (Archivbild)

Klaus Holetschek begutachtet einen Impfbus in Memmingen.

Oberbürgermeister Manfred Schilder und der Unterallgäuer Landrat Alex Eder haben sich am Montagvormittag zusammengetan. Gemeinsam wollen sie Kontakt zu Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek aufnehmen, um mit ihm darüber zu sprechen, wie die Lage in der Region verbessert werden kann. Ein Austausch der Stadt Memmingen mit Nachbarkommunen in Baden-Württemberg sei zunächst nicht geplant, "da die Organisation zur Bewältigung der Pandemie doch vor allem innerhalb des Bundeslandes gegeben ist". (mit stz und johs)

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