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25 Jahre Google: Welche Macht hat der Konzern über uns?

Foto: Christoph Dernbach, dpa

Mit der Erfindung einer digitalen Suchmaschine revolutionierte Google vor 25 Jahren unseren Zugang zu Wissen. Zeit zu fragen: Wie mächtig ist Google wirklich?

Jeder kennt Situationen wie diese: Man sitzt mit Freundinnen und Freunden zusammen und unterhält sich über Gott und die Welt. Ein Freund erzählt zum Beispiel von seinem Wunsch, endlich mal die Zugspitze zu erklimmen. Klar, Deutschlands höchster Berg. Aber: Wie hoch ist die Zugspitze noch mal genau? Und wer hat den Gipfel eigentlich zuerst erklommen? Und wann war das? Bestimmt dauert es nicht lange, bis jemand zu seinem Handy greift und sagt: "Ich google das mal!" 

Etwas googlen – dieser Begriff ist längst zum Synonym für die Informationssuche im Internet geworden. Gefragt wird über die Suchmaschine nach fast allem, angefangen von banalen Dingen – Wie wird das Wetter morgen? – bis hin zu sehr persönlichen Grübeleien – Wie finde ich heraus, ob mein Partner eine Affäre hat? Selbst bei gesundheitlichen Problemen scheint es normal geworden zu sein, zuerst "Doktor Google" zu befragen, anstatt gleich eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. 

Für die Antworten, die uns die Suchmaschine liefert, zahlen wir, wohlbekannt, kein Geld. Stattdessen lautet die wichtigste Google-Währung: persönliche Daten. Denn mit jeder Suchanfrage speichert der Konzern Informationen über die Nutzerinnen und Nutzer. Was aber stellt der Riesenkonzern mit den Daten an? Und welchen Einfluss hat die Suchmaschine auf die Gesellschaft? In diesem Jahr feiert Google seinen 25. Geburtstag. Beste Zeit also, um der Frage auf den Grund zu spüren, welche Macht tatsächlich von Google ausgeht.

Die Google-Suche hat einen Marktanteil von rund 90 Prozent

Der Erfolg des Konzerns wird bereits durch einen Blick auf ein paar Zahlen deutlich. Allein im Juli dieses Jahres wurde die Google-Suche weltweit rund 85 Milliarden Mal aufgerufen. Mit einem Marktanteil von rund 90 Prozent ist Google damit die mit Abstand meist genutzte Suchmaschine der Welt. Dem Konzern bescherte das, gemeinsam mit dem Erfolg seiner anderen Produkte wie dem Navigationsdienst GoogleMaps, dem Internetbrowser Chrome oder dem Betriebssystem Android, im Jahr 2022 ein Umsatz von 279,81 Milliarden US-Dollar. Die beiden Google-Gründer wurden heuer zu zwei von nur acht Centimilliardären auf der Welt. Menschen mit einem unfassbaren Vermögen von über 100 Milliarden Dollar.

Die Google-Gründer Sergey Brin (rechts) und Larry Page nach einer Party in der Anfangszeit von Google.
Foto: Google/dpa

Die Gründer, das sind Larry Page und Sergey Brin. Deren gemeinsame Erfolgsgeschichte beginnt nicht, wie häufig erzählt wird, in einer kleinen Garage, sondern in Wohnheimzimmern der Stanford University im US-Bundesstaat Kalifornien. Dort treffen sich die beiden Informatik-Studenten, um gemeinsam an einer ambitionierten Mission zu tüfteln: alle Informationen des Internets zu organisieren und für alle zu jeder Zeit zugänglich zu machen. Dafür entwickeln Larry und Sergey eine Suchmaschine, die mithilfe von Links die Wichtigkeit einzelner Websites ermitteln und dadurch sortieren kann. Den Prototyp, der 1996 an den Start geht, nennen sie BackRub. Kurze Zeit später folgt die Umbenennung in Google. Dieser Name geht auf den Begriff Googol zurück – eine Zahl aus einer 1 mit 100 Nullen. Für Larry Page die ideale Bezeichnung, um den unvorstellbar großen Umfang des Internets darzustellen. Nur soll er – gerüchteweise – nicht gewusst haben, wie man diesen Begriff richtig schreibt. Und siehe da: Google war geboren.

In dieser Garage im kalifornischen Palo Alto befand sich das erste offizielle Büro der beiden Google-Gründer. Sie gehörte der ersten Marketingmanagerin des Konzerns, Susan Wojcicki, heutige Chefin der Videoplattform YouTube.
Foto: Google/dpa

Ein gebürtiger Bayer liefert Google das Startkapital

Schnell werden einige Investoren auf die neue Suchmaschine aufmerksam. Doch lange fehlt den Studenten das notwendige Startkapital für eine Unternehmensgründung – bis der Informatiker Andreas von Bechtolsheim, ein gebürtiger Bayer, auf ihre Idee aufmerksam wird und den Studenten prompt einen Scheck über 100.000 Dollar ausstellt. Damit Larry und Sergey den Scheck überhaupt annehmen können, gründen sie offiziell das Unternehmen Google Inc. – das war am 4. September 1998. Erst dann wurde das Büro aus dem Wohnheim in die viel besagte Garage einer Mitarbeiterin verlegt. Wer die damaligen Fotos sieht, kann kaum glauben, dass es sich bei diesem Chaos um die Anfänge eines führenden Tech-Konzerns handelt: Neben den klobigen Computer-Bildschirmen stapeln sich bergeweise Kartons, technische Einzelteile liegen kreuz und quer verstreut, zwei rote Räder lehnen gegen die Wand. 

Die Google-Gründer führen durch die Garage, die 1998 als ihr erstes Büro diente.
Video: GoogleWatchBlog

Mit den Veränderungen, die die Erfindung der Google-Suche und der Boom der Tech-Konzerne ausgelöst hat, beschäftigt sich der Technologie-Journalist Stefan Mey. "Die Idee, die die beiden Google-Gründer hatten, war eigentlich so banal wie genial", sagt er. Larry und Sergey hatten den Einfall, ein wissenschaftliches Konzept auf die Suche im Internet zu übertragen. So wird in der Wissenschaft die Relevanz von Arbeiten anhand von Referenzen bewertet. Das heißt: Wenn sich viele Forscherinnen und Forscher auf ein bestimmtes Werk beziehen, dann erhöht das die Seriosität der Autorin oder des Autors. Mey erklärt die Übertragung auf das Internet so: "Man schaut, welche Websites auf eine andere Website verlinken, und sagt dann: Die Seiten, die viele Links bekommen, sind besser als andere und werden deshalb bei den Suchergebnissen weit oben platziert." Dieses Konzept nannten die beiden Informatiker PageRank. Vor dem Hintergrund, dass Page nicht nur Larrys Nachname ist, sondern übersetzt "Seite" heißt, ein äußerst treffender Name. "Dadurch hat die Qualität der Internetsuche einen enormen Schub bekommen", betont Mey. Obwohl das Unternehmen am 4. September gegründet wurde, feiert Google seit Jahren erst am 27. September seinen offiziellen Geburtstag. Denn erst an diesem Tag ging die Suchmaschine online.

Ein altes Layout der Google-Suche aus dem Jahr 1998: Neben einer «Search-Box» für Stanford-Webseiten gab es eine zweite für das gesamte Internet.
Foto: Google/dpa

2000 Google beginnt neben den Suchergebnissen zielgerichtete Werbung zu schalten. Die beliebteste Suchanfrage zu dieser Zeit: Jennifer Lopez. Mit ihrem funkelgrünen Versace-Kleid, das die Sängerin bei den Grammy Awards trägt, wird Lopez zur internationalen Modelegende. Ein Mythos besagt, dass das Kleidungsstück sogar zur Einführung der Google-Bildersuche geführt haben soll.

Bis heute betont der Konzern immer wieder seine scheinbar zutiefst demokratische Mission. Deutlich wurde das zuletzt in der Jubiläumsrede des aktuellen CEO Sundar Pichai: "Die Idee, dass ein Student im ländlichen Indonesien auf die gleichen Informationen zugreifen konnte wie eine Professorin in Stanford, war revolutionär und hat unser Leben und unsere Welt zum Besseren verändert. Es hat den Zugang zu Bildung und Unternehmertum wie nichts anderes zuvor geöffnet."

"Die Monopolstellung von Google ist Gift für die Demokratie"

Ist das so? Haben wir Google tatsächlich eine Demokratisierung des Wissens zu verdanken? Für Felix Duffy vom gemeinnützigen Verein LobbyControl ist mittlerweile sogar das Gegenteil der Fall. "Die Monopolstellung von Google ist Gift für die Demokratie", warnt er. Dank der marktführenden Stellung habe der Konzern die Macht, den Zugang zu Informationen zu kontrollieren. Denn über die Algorithmen kann Google bestimmen, welche Websites als gut bewertet werden und in der Trefferliste weit oben landen und welche nicht. "Damit beeinflusst der Konzern die öffentliche Meinungsbildung – eines der wichtigsten Prinzipien der Demokratie", kritisiert Duffy. 

Für Journalist Stefan Mey ist die Erfindung der Google-Suche ein zweischneidiges Schwert: "Google ist in der Tat eine sehr gute Suchmaschine, die im Prinzip alles Wissen der Welt zur Verfügung stellt. Aber die eigentliche Demokratisierung des Wissens ist vielmehr auf die Entstehung des Internets zurückzuführen. Das ist nicht allein Googles Verdienst." Was man dem Konzern allerdings positiv anrechnen könne: Er entwickelte erstmals ein funktionierendes System, mit dem sich die Menschen in der Informationsflut des Internets besser orientieren konnten. Denn Suchmaschinen gab es bereits vor Google – nur waren diese nicht besonders nutzerfreundlich.

2001 Google eröffnet in Hamburg das erste Büro in Deutschland. Dort soll der Vertrieb für das Anzeigengeschäft ausgebaut werden. Damit ist Deutschland nach Japan der zweite ausländische Standort des Konzerns. Außerdem dokumentiert Google ab diesem Jahr die meistgesuchten Begriffe in verschiedenen Kategorien – zum Beispiel die meistgesuchten Stars, Filme oder politische Nachrichten. Im Jahr 2001 erscheint der erste Harry-Potter-Film und landet prompt auf Platz eins der weltweiten Suchanfragen in der Kategorie Filme. Die meistgesuchte Frau heißt nun: Britney Spears.

Das Anzeigengeschäft machte Google zur Gelddruckmaschine

Mit der Suchmaschine allein wäre Google wohl kaum zu dem erfolgreichen Konzern geworden, der er heute ist. Erst mit dem Einstieg ins Anzeigengeschäft wurde aus Google eine "Gelddruckmaschine", wie Mey es nennt. Von nun an konnte im Prinzip jeder kleine Metzgerbetrieb das große Internetpublikum erreichen. "Für viele Unternehmen ist das natürlich super, denn sie erreichen dadurch genau die Menschen, die nach dem suchen, das sie anbieten", erklärt Mey. Auf der anderen Seite kann sich Googles Algorithmus aber auch negativ auf den wirtschaftlichen Erfolg auswirken: "Es gibt immer wieder Fälle, bei denen die Websites von Unternehmen zuerst weit oben platziert sind, Google dann etwas am Algorithmus verändert und die Websites dadurch in der Trefferliste nach unten abrutschen. Das kann Unternehmen in den finanziellen Ruin treiben." Wer sich im Online-Wettbewerb durchsetzen kann, ist also der, der sich am besten mit Googles Mechanismen auskennt. Und weniger der, der die besten Produkte anbietet. 

Durch Googles Algorithmen steigt die Gefahr von Filterblasen

Alles, was wir in Suchmaschine tippen, hinterlässt seine Spuren. Google hat sich regelrecht darauf spezialisiert, möglichst personenbezogene Ergebnisse und Anzeigen zu liefern. Durch das Speichern von Suchverläufen und anderen Daten bekommen die Nutzerinnen und Nutzer genau die Inhalte angezeigt, die zu ihren persönlichen Interessen und Haltungen passen. Mey warnt in diesem Kontext vor der Entstehung von Filterblasen: "Wenn man nur noch das angezeigt bekommt, was man ohnehin befürwortet, dann sieht man eben nicht mehr das große Ganze, sondern nur noch einen Ausschnitt der Realität." Solche Filterblasen werden häufig als ein Grund der zunehmenden Radikalisierung und Spaltung der Gesellschaft angesehen. Von einer Demokratisierung durch das Internet ist dagegen kaum noch die Rede. 

2004 Die Google-Gründer kündigen den Börsengang ihres Unternehmens an. In diesem Jahr interessiert besonders die amerikanische Präsidentschaftswahl die Menschen weltweit: George W. Bush ist der meistgegoogelte Mann. In Deutschland landet dagegen ein profaner Begriff auf Platz eins: Routenplaner.

Im Projekt "Google Self-Driving Car" entwickelt der Internetkonzern Technologien für autonom, fahrende Autos, die ganz ohne Fahrer auskommen.
Foto: Google/dpa


Stefan Mey sieht besonders in den großen Datensätzen, die Google über Nutzerinnen und Nutzer sammelt, eine große Gefahr: "Durch die Aktivitäten in den Google-Diensten bekommt der Konzern eine sehr genaue Vorstellung von einer Person." Neben den Suchanfragen speichert Google zum Beispiel den Standort, welche Videos man auf YouTube angeschaut, auf welche Werbung man geklickt und auf welchen Websites man sich mit dem Google-Konto angemeldet hat. Dadurch kann der Konzern sehr persönliche Informationen erfassen – von Annahmen über die psychische und körperliche Gesundheit, die sexuelle Orientierung bis hin zur politischen Einstellung. "Die Stasi hätte von dieser Menge an Infos nur träumen können", scherzt Mey, um dann im nächsten Satz eine ernste Warnung auszusprechen: "Diese Macht über Daten kann natürlich ausgenutzt werden." Man erinnere sich nur an die Enthüllungen, die Whistleblower Edward Snowden vor zehn Jahren ans Licht brachte. So soll der US-Geheimdienst schon damals Daten bei Tech-Konzernen wie Google, Facebook und Apple abgegriffen haben. 

Google nutzt die Daten zum Großteil zur Optimierung der eigenen Produkte

"Das Problem an der Daten-Debatte ist jedoch, dass es ein sehr abstraktes Problem ist", sagt Mey. "Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so, dass es in der Zentrale von Google Deutschland einen Raum gibt, in dem sich angeschaut wird, welche Websites Opa Heinz und Oma Erna in den vergangenen Wochen besucht haben." Stattdessen findet eine automatische Datenverarbeitung statt, die darauf abzielt, die eigenen Google-Produkte zu optimieren und personalisieren. "Solange man in einem demokratischen Staat lebt, kann man noch darauf hoffen, dass nicht allzu schlimme Sachen mit den Daten passieren. Aber allein die Möglichkeiten, die sich durch eine solche Datenmacht ergeben, sind alarmierend", kritisiert der Experte. 

2006 Google kauft die Video-Plattform YouTube auf. Außerdem siedelt sich der Konzern in München an. Im folgenden Jahrzehnt entsteht dort ein Zentrum für Datenschutz- und Sicherheitsprodukte - mit Konferenzräumen, die aussehen wie Münchner U-Bahn-Stationen oder urbayerische Zirbenstuben. Das Wort "Routenplaner" ist 2006 erneut die häufigste Suchanfrage in Deutschland. Auf Platz zwei: die Fußball-Weltmeisterschaft.

In den vergangenen Jahren ist der Druck auf Google, mehr in den Datenschutz zu investieren, deutlich gestiegen. Unter Handlungszwang setzt den Konzern das neue Gesetz über digitale Dienste, das von der Europäischen Kommission im November 2022 verabschiedet wurde. Das verbietet Tech-Konzernen zum Beispiel, besonders sensible Daten – wie die ethnische Zugehörigkeit, politische Ansichten oder die sexuelle Orientierung – für gezielte Werbung zu nutzen. Außerdem fordert die Kommission von den Tech-Konzernen mehr Transparenz. "Was das Gesetz tatsächlich bringen wird, wird sich erst noch herausstellen", sagt Mey. 

So kann jeder die Datenflüsse an Google reduzieren

Der Experte hat jedoch einige Tipps, wie jede und jeder die großen Datenflüsse an Google reduzieren kann. "Die einfachste Methode ist es, den Browser Firefox statt Chrome zu nutzen", rät Mey. Allerdings sei auch bei Firefox die Google-Suchmaschine automatisch voreingestellt. Das lasse sich aber in den Browser-Einstellungen verändern. Wer weiter Chrome nutzen möchte, hat ebenfalls einige Möglichkeiten, seine Daten besser zu schützen. Über das persönliche Google-Konto können Nutzerinnen und Nutzer automatische Datenflüsse deaktivieren, über die Browser-Einstellungen die Speicherung von Cookies – kleine Textdateien von Websites – ausschalten. 

2008 Das Google-Betriebssystem Android ist offiziell verfügbar. Mittlerweile besitzt Android einen Marktanteil von rund 71 Prozent, Apples iOS kommt auf etwa 28 Prozent. Im Jahr 2008 sind die häufigsten Suchanfragen in Deutschland "ebay", "Wetter" und "YouTube." Die häufigste Bildersuche: das Model und TV-Sternchen Gina-Lisa Lohfink.

Bei aller Kritik gegen den Google-Konzern bleibt für Stefan Mey ein großes Problem: "In Sachen Suchmaschinen gibt es eigentlich keine wirklich gute Alternative." Bei der Suchmaschine bing von Microsoft sei die Qualität der Ergebnisse schlichtweg schlechter. Daneben gibt es zwar alternative Plattformen wie Startpage oder Ecosia, die damit werben, die Daten besser zu schützen oder ökologische Ziele zu verfolgen. "Allerdings handelt es sich dabei um Meta-Suchmaschinen. Diese leiten die Suchanfragen ebenfalls an Google oder bing weiter, sammeln die Ergebnisse und bereiten sie nur ein klein wenig anders auf", erklärt der Experte. Das bedeutet: Es fließen nur etwas weniger Daten an die Marktführer als bei einer direkten Verwendung. Hoffnung setzt Mey daher auf ein Projekt, das von der EU mit über acht Millionen gefördert wird: Unter dem Namen "Open Web Search" soll eine neue Suchmaschine geschaffen werden, die auf europäischen Datenschutz-Richtlinien basiert. "Das ist momentan aber noch Zukunftsmusik." 

2015 Larry Page und Sergey Brin gründen Alphabet, den heutigen Mutterkonzern von Google Inc. Darunter laufen etwa die Forschungsabteilung Google X oder die Biotech-Firma Calico. Im Jahr 2015 erschüttert ein islamistischer Terror-Anschlag in Paris die Weltgesellschaft: Die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" wird am meisten gegoogelt. Außerdem ist Sundar Pichai seit diesem Jahr Googles CEO. Ein Jahr später verkündet er eine neue Ära für Tech-Konzerne: die der Künstlichen Intelligenz.

Kartellvorwurf: Google steht erneut vor Gericht

Mit dem Wachstum des Alphabet-Konzerns muss sich auch Tochter Google vermehrt gegen Kartellklagen behaupten. Seit anderthalb Wochen steht der Konzern erneut vor dem US-amerikanischen Gericht. Expertinnen und Experten sprechen von einem "monumentalen Fall", der die gesamte Technologiebranche verändern könnte. Der Vorwurf: Google nutze seine Monopolstellung aus, um die Konkurrenz kleinzuhalten. So sorge das Unternehmen mit Milliardenzahlungen an Apple, Samsung und Entwicklern von Internetbrowsern dafür, dass seine Suchmaschine auf den meisten technischen Geräten als Standard voreingestellt ist. 

Ein Mitarbeiter fährt mit einem bunten Google-Fahrrad an dem Google Campus im Silicon Valley vorbei. Dem farbenfrohen Design ist der Konzern seit 25 jahren treugeblieben.
Foto: Ole Spata, Dpa

Auch der gemeinnützige Verein LobbyControl beobachtet den Konzern mit Misstrauen. "Google versucht sich mithilfe von aggressiver Lobbyarbeit gegen eine Regulierung zu wehren", sagt Felix Duffy. Etwa 5,5 Millionen Euro gibt das Unternehmen jährlich für Lobbyarbeit in Brüssel aus und landet damit auf Platz vier der größten Lobbyakteure. Laut Duffy versucht Google so, zwei Kernbotschaften in die Politik zu tragen. Erstens: Eine Regulierung schade kleinen und mittelständischen Unternehmen, die auf die Google-Anzeigen angewiesen seien. Zweitens: Wenn Google reguliert werde, dann würden chinesische Anbieter Macht gewinnen. Um diese Thesen zu bekräftigen, arbeite das Unternehmen mit einem großen Netzwerk aus scheinbar unabhängigen Organisationen und Denkfabriken zusammen.

Droht Google die Zerschlagung?

Experte Duffy fordert daher ein hartes Durchgreifen. Bloße Strafzahlungen reichen aus seiner Sicht nicht aus. "Google kann diese Strafen problemlos zahlen. Außerdem handelt es sich um ein strukturelles Problem, das strukturelle Maßnahmen fordert." LobbyControl spricht sich daher für eine Zerschlagung des Konzerns aus. "Es geht dabei nicht darum, aus einem großen Google zehn kleine zu machen. Vielmehr sollten die einzelnen Unternehmensbereiche getrennt werden, etwa das Such- vom Werbegeschäft", erklärt Duffy. Im Kontext des aktuellen Kartellprozesses werden die Forderungen nach einer Zerschlagung auch in den USA immer lauter. "Es entwickelt sich zumindest in die richtige Richtung", schätzt Duffy. Der Prozess soll rund zehn Wochen dauern, ein erstes Urteil ist frühestens 2024 zu erwarten. 

2023 Das bislang meistgesuchte Wort trägt der zunehmenden Bedeutung künstlicher Intelligenz Rechnung: ChatGPT. In den Jahren zuvor dominierte unter anderem das Wort "Corona" die Suchanfragen – neben den Allzeitklassikern wie "Wetter" und "YouTube".

Wie wird künstliche Intelligenz unser Leben verändern? Seit Ende 2022 der KI-Chatbot namens ChatGPT an den Start ging, drehen sich viele Debatten um diese Frage. Bereits im Jahr 2016 hatte Google erklärt, die Forschung und Produktentwicklung auf den Einsatz von KI zu konzentrieren. Und trotzdem hinkt der Konzern dem Konkurrenten Microsoft bei diesem Thema ein wenig hinterher. So verkündete Microsoft bereits im Februar 2023, ChatGPT in die Suchmaschine bing zu integrieren, seit April ist die neue Version verfügbar. Ein Monat später legt Google mit dem hauseigenen Chatbot Bard nach. Während sich die neue KI-gestützte Google-Suche noch in der Testphase befindet, ist der Chatbot für andere Google-Dienste bereits in Deutschland verfügbar. Für Gmail-Kunden kann Bard zum Beispiel Mails schreiben.

In Zukunft entwickelt sich die Google-Suche zu einem Frage-Antwort-Spiel

Für Stefan Mey zeichnet sich bereits deutlich ab, in welche Richtung sich auch die Google-Suche entwickeln wird. "Es wird immer mehr zu einem Frage-Antwort-Spiel", schätzt der Experte. Statt eine Reihe von Websites aufzulisten, durch die sich die Nutzerinnen und Nutzer durchklicken müssen, um die gewünschten Antworten zu finden, soll Google in Zukunft konkrete Antworten in ganzen Sätzen formulieren können. In der Vorstellung der neuen Version liefert der Konzern folgendes Beispiel: Angenommen, eine Familie mit Kindern und Hund möchte herausfinden, welcher von zwei Naturparks für einen Urlaub besser geeignet sei. Die künstliche Intelligenz scannt dann die Websites der beiden Parks mit Fokus auf die Faktoren Familien- und Hundefreundlichkeit. Ausgehend davon liefert Google als Antwort seine Erkenntnisse.

Der KI-Chatbot Bard ist für einige Google-Dienste bereits in Deutschland verfügbar. Die Integration in die Google-Suche wird allerdings noch erprobt.
Foto: Arne Dedert, Dpa

Als Google vor einem Vierteljahrhundert gegründet wurde, betonten Larry Page und Sergey Brin immer wieder ihre demokratische und menschheitsliebende Mission: allen Menschen alle Informationen dieser Welt zu offenbaren. 25 Jahre später führt der Konzern die Traditition der großen Versprechungen fort. Mithilfe von künstlicher Intelligenz möchte Google in Zukunft umso mehr bei der "Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen" helfen. Etwa dem Klimawandel: Dank KI kommt bereits in mehreren Ländern ein Google-Tool zum Einsatz, das Hochwasser besser vorhersagen kann. Google, der Wohltäter, oder Google, die Datenkrake? Auf diese Frage liefert die Suchmaschine übrigens 470 Ergebnisse.