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Foto: Kay Nietfeld, dpa
Foto: Kay Nietfeld, dpa

Jens Spahn sagte in seiner Regierungserklärung, dass die Impfbereitschaft noch steigen müsse.

Corona-Pandemie
13.01.2021

Jens Spahn fürchtet, dass sich zu wenige Deutsche impfen lassen

Von Christian Grimm, Stefan Lange, Stefan Stahl

Der Gesundheitsminister ist dennoch gegen eine Corona-Impfpflicht. Spahn möchte die Bürger mit Argumenten überzeugen. In Bayern will sich eine klare Mehrheit impfen lassen.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie wächst innerhalb der Bundesregierung die Sorge, dass es gar nicht genügend Freiwillige für die anstehenden Impfungen geben könnte, um die sogenannte Herdenimmunität zu erreichen. „Wenn wir das Virus besiegen wollen, wird es bald um die Impfbereitschaft gehen“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn am Mittwoch in einer Regierungserklärung. Hintergrund sind unionsinterne Schätzungen, wonach die Quote der Impfverweigerer unter den Beschäftigten in Pflegeberufen bis zu 70 Prozent betragen könnte. In der Gesamtbevölkerung wird mit rund einem Drittel Impfunwilligen gerechnet. In Bayern wollen sich immerhin mehr als drei Viertel der Menschen wahrscheinlich oder sicher impfen lassen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Instituts infratest dimap hervor.

Jens Spahn verteidigt verzögerte Zulassung von Impfstoffen in Europa

Doch bislang steht eben zu wenig Impfstoff zur Verfügung – auch weil noch nicht alle Präparate zugelassen sind. Spahn verteidigte, auch vor dem Hintergrund der Impfbereitschaft, dass die Zulassung in Deutschland und Europa teilweise länger dauert als in anderen Ländern. „Wir werden auf der Strecke merken, dass wir das Vertrauen in den Impfstoff noch sehr brauchen werden. Und zu diesem Vertrauen trägt eine ordentliche Zulassung bei.“

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Das heiß diskutierte Thema einer Impfpflicht – zumindest für das Personal in Alten- oder Pflegeheimen – sprach der CDU-Politiker im Bundestag nicht an. „In dieser Pandemie wird es keine Impfpflicht geben. Und das gilt“, bekräftigte der Minister aber im Deutschlandfunk. Man setze auf Argumente, Informationen und Vertrauen in den Impfstoff. Auch das Pflegepersonal wolle er mit Argumenten überzeugen. Zuvor hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder eine Debatte über eine Impfpflicht für Pflegekräfte in Heimen losgetreten.

Arbeitgeber lehnen eine Impfpflicht für bestimmte Berufe ab

Der Bundesverband der Arbeitgeber lehnt eine solche Pflicht für bestimmte Berufsgruppen ab. „Als Arbeitgeber setzen wir auf Freiwilligkeit“, erklärte der Verband auf Nachfrage unserer Redaktion und fügte hinzu: „Wir erwarten allerdings vom Staat, dass er aktiv über die Chancen der Impfung informiert, denn eine klare Kommunikation stärkt die Impfbereitschaft.“ Die Arbeitgeber appellieren auch an das Verantwortungsbewusstsein der Beschäftigten: „Gerade für Mitarbeiter, die mit gefährdeten Personengruppen arbeiten, ist die Bereitschaft zur Impfung nicht nur ein Zeichen von Pflichtgefühl und Arbeitsbereitschaft, sondern auch Ausdruck von Rücksichtnahme auf ihre Mitmenschen.“

Ärzteverband hält Debatte um Impfpflicht für verfehlt

Der Marburger Bund hält die Impfpflicht-Debatte für grotesk. „Die Impfkampagne ist noch gar nicht flächendeckend gestartet, da wird schon über unzureichende Impfquoten beim medizinischen Personal diskutiert und sogar ein Impfzwang für das Personal im Gesundheitswesen ins Spiel gebracht. Das halten wir für verfehlt“, heißt es aus dem Ärzteverband. In manchen Unternehmen laufen hingegen schon die Vorbereitungen für eigene Impfaktionen. Andreas Haller, Leiter des Gesundheitswesens bei Audi, bestätigte: „Unser medizinisches Personal ist bereits geschult und durch die jährliche betriebliche Grippeschutzimpfung auch bestens geübt und vorbereitet.“

Noch allerdings gibt es zu wenig Impfdosen, um alle Personen zu impfen, die das wollen. Spätestens im Sommer werde aber jedem in Deutschland ein Impfangebot gemacht werden können, versicherte Spahn.

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