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Foto: Center for Disease Control, dpa (Archiv)
Foto: Center for Disease Control, dpa (Archiv)

Ein Coronavirus unter dem Mikroskop. Inzwischen haben sich Mutationen entwickelt.

Corona-Mutation
07.01.2021

Welche Folgen hat die mutierte Corona-Variante für Deutschland?

Von Jonathan Lindenmaier

Hierzulande sind kaum Fälle von Mutationen des Coronavirus bekannt. Doch Politiker und Experten rufen noch dringlicher zum Einhalten der Maßnahmen auf.

In Großbritannien wurde im Dezember eine neue Variante des Coronavirus entdeckt. Wissenschaftler wiesen die Mutation auch in anderen Ländern nach, in Deutschland sind bislang nur vereinzelt Fälle bekannt geworden.

"Erste vorläufige Modellierungsergebnisse aus Großbritannien deuten auf eine höhere Übertragbarkeit als bei der bisher zirkulierenden Virusvarianten hin", schreibt das RKI über die Coronavirus-Mutation. Es gebe jedoch keine Hinweise auf schwerere Krankheitsverläufe oder eine verringerte Wirksamkeit der Impfstoffe. "Die Situation wird weiter beobachtet."

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Die neue Variante hat bisher keinen direkten Einfluss auf die Corona-Politik der Bundes- und Landesregierung. Doch Politiker und Experten fordern angesichts der Mutation noch eindringlicher, sich an die Regeln zur Eindämmung der Pandemie zu halten.

Kontaktbeschränkungen bekommen angesichts der Virus-Mutation noch größere Bedeutung

Denn die Mutation könnte die Eindämmung erschweren. Es erscheine anhand der verfügbaren Daten wahrscheinlich, dass die Variante bald auch in Deutschland dominierend sein werde, erklärte der Virologe Jörg Timm von der Uniklinik Düsseldorf kürzlich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. "Ich halte eine Senkung der Fallzahlen grundsätzlich für eine nachhaltige Infektionskontrolle für notwendig. Wenn die Daten zur erhöhten Ansteckungsfähigkeit der neuen Variante stimmen - und davon gehe ich aus - dann wird die Aufgabe sicherlich schwieriger."

Ähnlich äußerte sich auch Adam Lauring, Experte für Evolution von RNA-Viren an der US-amerikanischen Universität Michigan. Er sagte in einem Podcast: "Entscheidungsträger werden darüber nachdenken, was sie mit Blick auf Corona-Regeln tun müssen."

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Foto: Kay Nietfeld, dpa
Foto: Kay Nietfeld, dpa

Gesundheitsminister Jens Spahn pocht angesichts von Virus-Mutationen auf das Einhalten der Kontaktbeschränkungen.

Als einer der obersten deutschen Entscheidungsträger betonte Gesundheitsminister Jens Spahn auf einer Pressekonferenz, dass angesichts solcher Mutationen Kontaktbeschränkungen noch größere Bedeutung haben -  ebenso wie eine schnelle Impfung der Bevölkerung.

Bayerns neuer Gesundheitsminister Klaus Holetschek bestätigt die Sicht Spahns. „Die Entwicklungen in der Corona-Pandemie – und auch etwaige Mutationen des Virus – spielen eine ganz zentrale Rolle bei der Entscheidung über die angemessenen und notwendigen Schutzmaßnahmen", sagt Holetschek gegenüber unserer Redaktion. "Klar ist, dass beim Auftreten einer potenziell gefährlicheren oder ansteckenderen Mutation auch entsprechend gehandelt wird." Quarantänemaßnahmen und die Kontaktnachverfolgung seien  in diesem Fall von zentraler Bedeutung, so Holetschek. "Grundsätzlich beobachtet die Staatsregierung die Entwicklung genau und entscheidet auf dieser Basis über die jeweiligen Maßnahmen."

Impfstoffe schützen wohl auch gegen die Mutation des Coronavirus

Ähnlich äußerte sich das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). "Den Mitgliedstaaten wird empfohlen, ihre Bürger weiterhin über die Notwendigkeit nichtpharmazeutischer Interventionen zu informieren und insbesondere Leitlinien zur Vermeidung nicht wesentlicher Reisen und sozialer Aktivitäten zu prüfen."

Lockdown: Corona-Regeln seit 16. Dezember 2020

Weihnachten

An Heiligabend und Weihnachten (24. bis 26. Dezember) dürfen zum eigenen Haushalt noch vier weitere Menschen hinzukommen - die Zahl der weiteren Haushalte spielt keine Rolle. Auch hier zählen Kinder unter 14 Jahren nicht mit. Es gilt aber in Bayern eine generelle Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr.

Lockdown: Corona-Regeln seit 16. Dezember 2020

Silvester

Es gelten die allgemeinen Corona-Maßnahmen, was Zahl der Kontakte und Ausgangssperre anbelangt. Nach dem Beschluss von Bund und Ländern gilt an Silvester bundesweit ein An- und Versammlungsverbot. Außerdem gibt es ein Feuerwerksverbot an belebten Plätzen, die von den Kommunen festgelegt werden. Es gilt zwar nicht direkt ein Böllerverbot, der Verkauf von Feuerwerk ist aber untersagt.

Lockdown: Corona-Regeln seit 16. Dezember 2020

Einzelhandel

Die Öffnung von Ladengeschäften des Einzelhandels ist untersagt. Ausgenommen sind der Lebensmittelhandel einschließlich Direktvermarktung, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Reformhäuser, Babyfachmärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Optiker, Hörgeräteakustiker, Tankstellen, Kfz-Werkstätten, Fahrradwerkstätten, Banken und Sparkassen, Filialen des Brief- und Versandhandels, Reinigungen und Waschsalons, der Verkauf von Presseartikeln, Tierbedarf und Futtermittel und der Verkauf von Weihnachtsbäumen. Wochenmärkte sind nur zum Verkauf von Lebensmitteln zulässig. Der Großhandel bleibt geöffnet. Die danach ausnahmsweise geöffneten Geschäfte dürfen über ihr übliches Sortiment hinaus keine sonstigen Waren verkaufen

Lockdown: Corona-Regeln seit 16. Dezember 2020

Dienstleistungen

Dienstleistungsbetriebe mit Kundenverkehr, bei denen körperliche Nähe zum Kunden unabdingbar ist, sind untersagt. Das schließt neben Massagepraxen, Kosmetikstudios, Tattoo-Studios und ähnlichen Betrieben auch Friseure ein. Medizinisch notwendige Behandlungen, zum Beispiel Physio-, Ergo und Logotherapien oder Podologie bleiben weiter möglich.

Lockdown: Corona-Regeln seit 16. Dezember 2020

Gastronomie

In der Gastronomie sind nur die Abgabe und Lieferung von Speisen und Getränke zulässig. Bei der Gastronomie einschließlich Imbissständen wird der Verzehr von Speisen und Getränken vor Ort untersagt. Kantinen bleiben offen.

Die Mitgliedstaaten sollten außerdem verstärkt die Auswirkungen von Mutationen auf abrupte Änderungen der Übertragungsraten oder der Schwere der Erkrankung achten. Die Regierungen sollten dabei vor allem Gebiete identifizieren, in denen sich die Inzidenz plötzlich verändere. (AZ/dpa)

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