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Foto: Daniel Biskup
Foto: Daniel Biskup

Die Zahl der registrierten Corona-Fälle nimmt zu. Inzwischen gibt es in Augsburg 65.

Augsburg
24.03.2020

Erster Corona-Todesfall in Augsburg: So reagiert die Stadt

Von Eva Maria Knab, Ina Marks

Eine 90-Jährige aus Augsburg stirbt am Coronavirus - sie hatte Vorerkrankungen. Aber auch insgesamt nimmt die Zahl der registrierten Fälle deutlich zu. Wie sich die Stadt rüstet.

In Augsburg steigt die Zahl der Menschen, die sich mit Corona infiziert haben, weiter an. Am Montag meldete die Stadt den ersten Todesfall durch das neuartige Virus. Nach Angaben des Gesundheitsamts handelt es sich um eine 90-jährige Patientin mit Vorerkrankungen. Oberbürgermeister Kurt Gribl sagte am Montag, die verstorbene Seniorin sei nicht in einem Augsburger Altenheim untergebracht gewesen. „Uns ist keine Verbindung zu einer Altenhilfeeinrichtung oder einem Altenheim bekannt.“ Ein Blick nach Würzburg zeigt, wie gefährdet Bewohner in solchen Einrichtungen sein können. Dort grassierte das Virus in einem Seniorenheim und forderte neun Menschenleben.

Was in Altenheimen gegen das Coronavirus getan wird

Auch in Augsburg zählen Hochbetagte in Seniorenheimen zur Risikogruppe, die durch das Covid-19-Virus besonders gefährdet ist. In den 26 stationären Einrichtungen verschiedener Träger im Stadtgebiet leben derzeit rund 2800 Bewohner. Sozialreferent Stefan Kiefer sagt: „Die Altenhilfeeinrichtungen tun alles Menschenmögliche, um dort Infektionen zu verhindern“. Einerseits sollen sie durch das geltende Besuchsverbot geschützt werden. Eine weitere Vorkehrung ist die Verteilung von Schutzmaterial an die Einrichtungen. Das System sei am Wochenende angelaufen, sagt Kiefer. Der Freistaat verteile Material an die Gesundheitsämter, die Stadt verteile es mit dem Technischen Hilfswerk an die Träger.

Nicht nur Senioren sind durch das Coronavirus gefährdet. Auch jüngere Menschen haben sich in Augsburg infiziert. Nach Angaben der Stadt sind unter den aktuell bestätigten Fällen junge Erwachsene, Erwachsene mittleren Alters und ältere Erwachsene. Insgesamt verzeichnete das Gesundheitsamt am Montag dreizehn weitere Corona-Fälle. Damit waren es in Augsburg 65 registrierte Covid-19-Patienten. Gribl sagte: „Die Fallzahlen gehen deutlich nach oben“. Es sei die höchste Steigerung seit Beginn der Statistik. Im Uniklinikum Augsburg stieg die Zahl der Corona-Patienten ebenfalls etwas an. Am Montag waren es 13 Patienten. Gribl sagte, dass die Kapazitäten der Intensivmedizin in Bayern und Augsburg nun verdoppelt und die Patientenströme entsprechend gesteuert werden sollen. Auch der Service im „Drive-in“ am Unteren Talweg werde ausgeweitet, um mehr Menschen zu testen.

Gribl: "Die Fallzahlen gehen deutlich nach oben"

Nicht nur Markus Beck, Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbandes beobachtet, dass die Verunsicherung bei Bürgern steigt. Auch seine Arzt-Kollegen berichteten von dieser Entwicklung. In den Arztpraxen schellten die Telefone am laufenden Band. „Menschen rufen an, weil sie Erkältungs- oder Grippesymptome haben, oder weil bei ihnen klare Indikationen für einen Test vorliegen, wie etwa der Reise-Rückkehrer aus Ägypten.“ Beck nimmt bei den Anrufen außerdem wahr, dass die Angst der Menschen signifikant zunehme. Auch gebe es mehr Angststörungen.

„Chronisch Kranke fragen, ob sie noch in die Arbeit gehen sollen. Manche Menschen wollen gar nicht mehr außer Haus. Diese Fälle reichen schon in den psychologischen Bereich hinein“, so Beck. Der Beratungsaufwand der Arztpraxen sei in diesen Tagen noch größer geworden. Es gibt aber auch erste Fälle, in denen Infizierte genesen. Carola P.* (Name geändert), ihr Mann und die Tochter etwa befinden sich auf dem Weg der Besserung. Dennoch sind sie verunsichert.

Augsburger Patienten schildern ihre Erfahrungen

Die Familie P. gehört zu einer Reisegruppe, die sich in den Faschingsferien in Israel aufhielt – darunter 17 Augsburger. Nur wenige Tage später, und bereits zurück in Augsburg, wurde bekannt, dass sich 14 Angestellte ihres Hotels in Bethlehem mit Covid-19 infiziert hatten. Wie berichtet, wurden Vater und Tochter, die mit Krankheitssymptomen von der Reise zurückkehrten, trotz dieser Informationen zunächst in Augsburg nicht getestet. Israel sei kein Risikogebiet, hieß es da noch. Ein paar Tage später wurde bei ihnen dann doch die Diagnose gestellt. Mutter Carola P. steckte sich bei ihrer Familie an. Sie weiß von mindestens zwölf Augsburgern aus der Gruppe, die ebenfalls am Coronavirus erkrankten. Manche hätten teilweise noch Kollegen und Lebenspartner infiziert, bevor sie selbst die Diagnose erhielten. Eine ältere Teilnehmerin mit über 80 Jahren sei noch im Krankenhaus, aber nicht mehr auf der Intensivstation.

Nach über zwei Wochen mit schlimmen Husten, Fieber und Abgeschlagenheit, geht es Familie P. soweit wieder gut. Was Carola P. besonders überraschte, war die Tatsache, dass sie während der Krankheit ihren Geruchs- und Geschmackssinn verloren hatte. In ein paar Tagen sollen sie erneut getestet werden. Dennoch hat Carola P. Fragen. Könne sie das Virus übertragen, auch wenn sie selbst dann gegen Corona immun ist? Und wann sie wieder Sport machen könne?


Laut Markus Beck vom ärztlichen Kreisverband gehe man momentan davon aus, dass man als Geheilter andere Menschen nicht mehr mit dem Virus anstecken kann. Dennoch sollten sich die Geheilten entsprechend weiterhin so verhalten, wie es gerade von allen Bürgern verlangt werde. Mit Empfehlungen, was Sport angehe, müsse man vorsichtig sein. „Wenn jemand schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen hatte, sollte er mehrere Wochen warten, und dann die Aktivitäten langsam steigern“, rät der Arzt.

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