Tausende bayerische Schulkinder lutschen nun regelmäßig Wattestäbchen. Hier erfährst du, was dann anschließend damit geschieht.
Wenn du in der Schule bist, hast du bestimmt schon öfter einen Corona-Test gemacht. Seit dem neuen Schuljahr gibt es auch die sogenannten Lolli-Tests in der Klasse. Vielleicht hast du auch schon gemerkt: Die Lolli-Tests schmecken leider nicht nach Cola oder Erdbeere, sondern nach gar nichts.
Die Schülerinnen und Schüler lutschen an zwei Stäbchen
Beim Lolli-Test lutscht die ganze Klasse für ein paar Sekunden an einem Wattestäbchen, danach wirft jedes Kind sein Stäbchen in einen Sammelbehälter. Außerdem lutscht jeder an einem zweiten Stäbchen, das in ein Extra-Röhrchen kommt. Deine Aufgabe ist damit erledigt. Doch die Stäbchen haben dann eine ziemlich spannende Reise vor sich. Wir haben uns mal auf die Suche nach den ganzen Lolli-Tests gemacht. Das Labor im Sonnen-Gesundheitszentrum in München hat uns gezeigt, wie es nach dem Lutschen weitergeht.
Im Labor sitzen viele Menschen mit weißen Kitteln, Mundschutz und Handschuhen. Die Fachleute schauen sich die Stäbchen der ganzen Klasse ganz genau an und untersuchen mit der PCR-Methode, ob in der Spucke auf den Stäbchen das Coronavirus steckt. Wie das funktioniert? Die 25-jährige Jacqueline erklärt es. Sie ist die leitende Laborassistentin.
In einem Labor wird der Pool auf Coronaviren untersucht
Noch bevor die Test-Stäbchen untersucht werden, müssen sie von einem Fahrer oder einer Fahrerin ins Labor gebracht werden. Wenn die ganzen Teststäbchen ankommen, werden sie von Laborangestellten ausgepackt. Nun wird die Stäbchensammlung untersucht. Sie heißt auch Pool und wird im Labor wie eine einzige Probe behandelt. Ist das Ergebnis des Pools negativ, heißt das: Alle Personen, die eine Probe abgegeben haben, haben keine Coronaviren im Körper. Ist der Pool-Test positiv, müssen die Proben in den Extra-Röhrchen einzeln untersucht werden. So kann das Labor herausfinden, welche Person im Pool Coronaviren im Körper hat. Durch die Pools können viele Menschen gleichzeitig getestet werden. Das spart Zeit und Geld.
Um zu sehen, ob das Virus auf den angelutschten Wattestäbchen steckt, muss Jacqueline die Stäbchen auswaschen. Dafür gibt sie eine Natriumchloridlösung in einen neuen Behälter. Natriumchlorid heißt auch Kochsalz. Diese Flüssigkeit löst die Viren vom Stäbchen.
Jetzt kommen alle Stäbchen aus dem Sammelbehälter in den Behälter mit der Salzlösung. Für ein paar Sekunden lässt die Labormitarbeiterin die Stäbchen einweichen und dreht sie immer wieder in der Flüssigkeit. Dann haben sich die Viren (wenn welche drin sind) von der Watte gelöst und schwimmen in der Flüssigkeit herum.
Um später am Computer zu erkennen, ob Corona in den Proben steckt, braucht es schon wieder eine Flüssigkeit. Die heißt Mastermix. Oder auch: PCR-Reaktionsflüssigkeit. In diesem Mix stecken verschiedene Stoffe, die das Gerät, in die die Proben später kommen, erkennen kann.
Nun nimmt Jacqueline eine Pipette. Das ist ein Gerät, mit dem man geringe Mengen an Flüssigkeit umfüllen kann. In kleinen Röhrchen, die in einem schwarzen Kästchen aufgereiht sind, überführt Jacqueline jetzt ein bisschen von der fertigen Pool-Mischung: Also Spucke aus den Stäbchen, die in der Lösung abgewaschen wurden und den Mastermix.
In einem PCR-Gerät werden die Pool-Proben untersucht
Die kleinen Röhrchen werden jetzt gut mit einem Deckel verschlossen. In jedem Röhrchen steckt ein anderer Pool, also die Tests von je einer anderen Klasse zum Beispiel. 46 Röhrchen passen in dieses PCR-Gerät.
Mit einer magnetischen Klammer werden die kleinen Röhrchen noch einmal befestigt, damit sie auch fest im Gerät bleiben, wenn es später läuft.
Das Gerät wird über den Computer gestartet. Jetzt werden die Proben für etwa eine Stunde ausgewertet. Dabei werden die Proben immer wieder erhitzt und abgekühlt. So vervielfältigt sich eine kleine Menge des Erbguts des Virus. Bei jeder Vervielfältigung gibt es auch ein Lichtsignal, das an den Computer weitergeleitet wird. Am Bildschirm können die Fachleute nachschauen, ob der Pool corona-positiv oder -negativ ist.
Eine gerade Linie unten heißt: negativer Pool
Im Bild unten sieht man einen negativen Pool. Die Linie, die dort ansteigt, ist eine positive Probe, die die Fachleute hinzufügen, um eine Linie zum Vergleich zu haben.
Sollte ein Pool positiv sein, geht es mit jeder Einzelprobe aus der Klasse wieder bei Schritt 2 los – und am Ende würde feststehen, wer im Pool positiv ist. Das Labor informiert dann mit dem Computer die Eltern und das Gesundheitsamt. Wenn die Auswertung fertig ist, werden alle Stäbchen in den Mülleimer geworfen.
Wie ein Pooltest in der Klasse funktioniert, das erklärt auch Kasperl aus der Augsburger Puppenkiste in einem Video. Hier kannst du es ansehen:
Und hier kannst du auch nochmal nachlesen, welche Arten von Tests es gibt:
Für Kinder erklärt: Das sind die unterschiedlichen Corona-Tests