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Foto: Tibor Rosta, MTI, AP, dpa
Foto: Tibor Rosta, MTI, AP, dpa

So sieht der Stoff aus, der Schutz vor Corona bieten soll: In Deutschland ist ein regelrechter Wettlauf um Impfdosen des russischen Vakzins Sputnik V entbrannt.

Corona-Pandemie
08.04.2021

Wann bekommt Bayern den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V?

Von Simon Kaminski, Michael Stifter

Plus Der Freistaat hat sich Millionen Dosen des Impfstoffes Sputnik V gesichert - und steht nun für seinen Alleingang in der Kritik. Und es gibt noch einige Hürden.

Erst angezweifelt, dann begehrt – in Deutschland läuft ein regelrechter Wettbewerb um Optionen und Vorkaufsrechte auf den russischen Impfstoff Sputnik V. Ganz vorne dabei ist Bayern. Der Freistaat unterzeichnete am Mittwoch einen Vorvertrag über 2,5 Millionen Dosen, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern, das immerhin eine Million Dosen reservierte.

In anderen Bundesländern wird dieses Vorpreschen misstrauisch beobachtet. Mit Genugtuung reagierte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer auf die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, selbst mit Russland über Lieferungen des Impfstoffs zu sprechen. „Es ist der Job der Bundesregierung, und da gehört das Thema auch hin“, sagte die SPD-Regierungschefin Dreyer.

Sputnik V: Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek sieht eine nachhaltige Strategie

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek sieht die Initiative des Freistaats mit Blick auf den geplanten bayerischen Impfstoff-Produktionsstandort der Firma R-Pharm in Illertissen (Kreis Neu-Ulm) als Teil einer nachhaltigen Strategie: „Unser Ziel ist es schon länger, Lieferketten und Produktionskapazitäten im Freistaat, einem anerkannten Pharma-Standort, aufzubauen“, erklärt der CSU-Politiker. „Impfstoffe wird man auch nach der Pandemie benötigen – sei es bei uns, sei es in anderen Ländern. Aus dieser Überlegung heraus sind die Kontakte zum Generalexporteur von Sputnik V entstanden.“

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Foto: Peter Kneffel, dpa
Foto: Peter Kneffel, dpa

Verspricht sich viel von der Produktion des Vakzins Sputnik V in Illertissen (Landkreis Neu-Ulm): Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU).

Die Option sei eine Möglichkeit, „sich schnell Impfstoff zu sichern, der – zumindest mittelfristig – im eigenen Land produziert werden kann“, sagte Holetschek im Gespräch mit unserer Redaktion. Er freue sich, dass nun auch Spahn Gespräche mit Moskau führen wolle. „Es ist natürlich denkbar, dass wir uns mit dem Minister bei Optionen und konkreten Ankäufen von Sputnik V eng absprechen.“ Während der Bundesgesundheitsminister jedoch darauf pocht, dass es eine Zulassung des Impfstoffs durch die Europäische Arzneimittelagentur EMA geben müsse, bevor Sputnik eingesetzt wird, hält Holetschek die Zulassung auch „durch ein ebenso kompetentes Institut in Deutschland“ für denkbar. Gleichwohl hoffe er, dass die EMA sehr schnell entscheide.

Die Grünen im Bayerischen Landtag sind skeptisch. „Es darf jetzt zu keinem bayerischen Sonderweg kommen, das verunsichert die Menschen nur zusätzlich. Eine reguläre europaweite Zulassung ist für uns Pflicht“, sagte die bayerische Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze unserer Redaktion. „Wer diese Kriterien erfüllt, sollte selbstverständlich zugelassen werden, da liegen ja gerade mehrere Impfstoffe zur Prüfung bei der EMA vor, auch der russische“, sagte Schulze.

Brüssel reagiert schmallippig auf die Meldungen aus Deutschland zum Sputnik-V-Impfstoff

Schmallippig reagierte man in Brüssel auf die Meldungen aus Deutschland. Die EU weigert sich bislang, in Russland Impfdosen zu bestellen. Einige Mitgliedsländer wie Ungarn und die Slowakei haben Sputnik aber bereits auf eigene Faust angeschafft. Auch Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz setzt auf den russischen Impfstoff.

Was die Qualität von Sputnik V angeht, so hat das Gros der Experten keine Zweifel. Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, äußert sich zwar skeptisch über Bayerns Alleingang, räumt aber ein, dass die bislang publizierten Daten über das Vakzin „sehr gut“ aussähen. Ein erster Dämpfer kam jetzt allerdings aus der Slowakei. Dort ist die Zulassung offen, da das staatliche Arzneimittel-Kontrollinstitut dem Vakzin mangelhafte und widersprüchliche Daten attestiert hat.

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