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Kriegseinblick per TikTok: "Ich will russische Propaganda bekämpfen"

Foto: AZ, Screenshot

Im Netz tobt ein Kampf um die Deutungshoheit im Krieg. Eine ukrainische Influencerin erklärt, warum TikTok dafür besonders wichtig ist. Über eine Plattform zwischen Propaganda und wahrhaftigen Einblicken in den Kriegsalltag.

Knall, Feuer, Rauch – ein TikTok-Video zeigt, wie eine Bombe in ein Wohnhaus einschlägt. Swipe up, nächstes Video. Ein ukrainischer Soldat steht in voller Kampfmontur auf dem Schlachtfeld, er tanzt zu Michael Jackson. Swipe up, nächstes Video. "Die Wahrheit über die Ukraine" steht groß über dem Bild, ein selbsternannter Historiker erklärt, warum er die Amerikaner und Ukrainer für Kriegstreiber hält.

In den sozialen Medien tobt ein Kampf der Narrative. Userinnen und User streiten um die Deutungshoheit im Ukraine-Krieg. Besonders beliebt: die Plattform TikTok. Das hat auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erkannt. Er appellierte in einer Rede an russische TikToker. Sie hätten die Macht, ihre Bevölkerung umzustimmen und diesen Krieg zu beenden, sagte Selenskyj. Der Satz stieß auf Verwunderung. Ausgerechnet TikTok?

Dass modernen Medien in Kriegszeiten große Bedeutung zukommt, ist nicht neu. Die BBC war eine wichtige Informationsquelle im zweiten Weltkrieg, während Goebbels im deutschen Rundfunk hetzte und log. Vietnam galt als erster TV-Krieg, die Revolutionen des Arabischen Frühlings wurden befeuert durch Beiträge auf Facebook und Twitter. Heute also TikTok.

Wenig Aufwand, potentiell große Reichweite: Auf TikTok regiert allein der Algorithmus

Der Vorteil dieser Plattform: Sie bietet die Möglichkeit, mit wenig Aufwand viele Menschen zu erreichen. Die Userinnen und User können innerhalb von Sekunden kurze Videos publizieren. Und potentiell Millionen von Nutzerinnen und Nutzern erreichen. Der Algorithmus wählt für jeden, der die App öffnet, personalisierte Videos aus – basierend auf den bisherigen Nutzungsdaten. Wer sich also in der Vergangenheit Beiträge zum Ukraine-Krieg angesehen hat, dem werden mit großer Wahrscheinlichkeit weitere Kriegsvideos angezeigt. Gezielt nach Videos zu suchen – wie beispielsweise auf YouTube – ist zwar möglich, wird aber kaum genutzt. Auf TikTok regiert allein der Algorithmus.

Es sind vor allem junge Menschen, die die App nutzen. Die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer sind jünger als 30. Und die Plattform wächst. Im Jahr 2021 wurde keine andere App so häufig heruntergeladen. In einem Land ist TikTok besonders beliebt: Russland.

"TikTok ist eine sehr populäre App in Russland mit mehr als 40 Millionen Nutzerinnen und Nutzern", sagt Marcus Bösch. Er forscht an der HAW Hamburg zu Desinformation auf der Plattform und veröffentlicht den wöchentlichen Newsletter "Understanding TikTok". Die Plattform garantiere eine potentiell höhere Reichweite als andere Apps, sagt er. "Da mein Video nicht nur an meine Followerinnen und Follower ausgespielt wird, sondern in den Feed zahlloser Leute gespült werden kann." Das macht die App attraktiv für politische Akteure. Befeuert aber auch schnelle Verbreitung von Verschwörungserzählungen und Propaganda.

Bösch spricht von einem "Informationskrieg", der aktuell auf der Plattform stattfinde. "Im Ukraine-Krieg wird TikTok ganz klar zu Propagandazwecken genutzt. Hier finden sich zahllose Durchhalteparolen, Fan-Accounts für den Präsidenten, aber auch zerstörte russische Panzer", sagt er. "Neben zweifelhaften militärischen Tanzvideos und Memes gibt es auf der Plattform aber auch sehr persönliche und wahrhaftige Einblicke in den Kriegsalltag. Dieser ist deutlich unmittelbarer, als beispielsweise TV-Berichte."

"Ich will den Menschen da draußen zeigen, wie es sich anfühlt, jetzt gerade in der Ukraine zu leben"

Eine, die ihre Eindrücke aus dem Kriegsgebiet teilt, ist die Ukrainerin Alina Volik, Anfang 20, schmales Gesicht und lockige Haare. Bis vor kurzem hat sie TikTok als Reiseblog genutzt. Heute porträtiert sie ihren Alltag zwischen Bombenalarm und vorrückenden russischen Truppen. Sie filmt die verbarrikadierten Fenster ihrer Wohnung und den Keller, in dem sie Schutz vor Bomben sucht.

"Ich will den Menschen da draußen zeigen, wie es sich anfühlt, jetzt gerade in der Ukraine zu leben", sagt sie unserer Redaktion. Und betont, ihr gehe es verhältnismäßig gut. Sie erzählt von der Mutter ihrer besten Freundin, die auf dem Boden einer U-Bahn-Station in Kiew übernachten muss – aus Angst vor den Bomben. "Ich fühle mich fast schon schlecht, dass ich zu Hause schlafen darf." Eines von Alinas Videos zeigt ihren Notfall-Rucksack, mit dem sie fliehen will, falls die russische Armee ihre Stadt einnimmt. Er lagert direkt neben dem Bett zusammen mit den Ausweispapieren. Das Video wurde über 14 Millionen mal angeklickt. Auf anderen Medien würde sie nie so viele Menschen erreichen, sagt sie. Auf Instagram beispielsweise folgen ihr nur etwa 30.000 Menschen.

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Alina lebt im Osten des Landes. Ihre Heimatstadt ist unter ukrainischer Kontrolle, die russischen Truppen aber wahrscheinlich nicht weiter als 50 Kilometer entfernt. An die Sirenen und den ständigen Bombenalarm hat sie sich inzwischen gewöhnt, sagt sie. Aber die Angst, das Haus zu verlassen, ist präsent. Jeden Tag.

"Trotzdem freut es mich, dass viele auf meine Beiträge reagieren und mir positive Nachrichten schreiben. Ich lese jede einzelne", sagt sie. "Es sind aber auch Anfeindungen dabei. Leute, die behaupten, dass der Krieg gar nicht so schlimm ist und wir uns nicht so anstellen sollen zum Beispiel."

Das Problem sei, dass viele Nutzerinnen und Nutzer der russischen Desinformation glauben. "Mit meinen Beiträgen will ich diese Propaganda bekämpfen."

Dass vor allem Russland gezielt Desinformation in sozialen Medien verbreitet, ist keine Neuheit

Denn die gibt es zuhauf auf TikTok. "Alle Akteure im Konfliktgebiet, aber überall sonst auch, überschwemmen die App mit Inhalten. Absichtlich oder unabsichtlich werden falsche Informationen verbreitet oder aktiv erstellt", sagt Marcus Bösch. Ein Video beispielsweise zeigt einen ukrainischen Panzer, der mit Wucht durch eine Barrikade kracht. Der Account vermittelt den Eindruck, dass es sich um eine aktuelle Kriegsaufnahme handelt. Aber eine kurze Google-Suche führt zum Original. Ein Video von Russia Today, aufgenommen in der Stadt Mariupol, publiziert auf Youtube im Jahr 2014.

Ein ukrainischer Panzer kracht durch eine von Zivilisten Straßensperre. Das Original-Video (rechts) stammt aus dme Jahr 2014.
Foto: AZ, Screenshot

Dass vor allem Russland gezielt Desinformation und Propaganda in den sozialen Medien verbreitet, ist keine Neuheit. Auf TikTok existieren beispielsweise Fan-Accounts für Wladimir Putin. Videos, die ihn als Befreier darstellen und die Ukraine für den Krieg verantwortlich machen. TikTok erklärt auf Anfrage unserer Redaktion, verstärkt gegen die Verbreitung solcher Fehlinformationen vorzugehen. "Wir beobachten die Situation weiterhin und haben unsere Ressourcen aufgestockt, um auf aufkommende Trends zu reagieren und verletzende Inhalte zu entfernen", sagt eine Unternehmenssprecherin. "Wir arbeiten auch mit unabhängigen Organisationen zusammen, die Fakten überprüfen, um unsere Bemühungen zu unterstützen, dass TikTok ein sicherer und authentischer Ort bleibt."

Für Putin existieren ganze Fan-Acounts. Sie verherrlichen ihn als starken Herrscher und machen die Ukraine für den Krieg verantwortlich.
Foto: AZ, Screenshot

Denn authentisch – das bestätigt auch Marcus Bösch – ist TikTok in vielen Fällen. Die Videos können wertvolle Informationen über den Verlauf des Krieges enthalten, zum Beispiel über den Vormarsch der russischen Armee. "Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer haben Truppenbewegungen auf der App dokumentiert, diese wurden dann von Expertinnen und Experten mit Satellitenbildern und anderen Quellen abgeglichen und verifiziert", sagt Bösch. Mit den Videos konnte fast in Echtzeit das Ausmaß des russischen Aufmarsches festgestellt werden – eine Art Kriegsfunk für die Generation Z.

Auch Wissenschaftler und etablierte Medien wie die Washington Post nutzten die Videos als Quellen. Ob solche Videos den Verlauf des Krieges wirklich beeinflussen können, wie der ukrainische Präsident hofft, wird sich zeigen. Alina jedenfalls glaubt daran. "Über 14 Millionen Menschen haben meine Videos gesehen und wissen jetzt hoffentlich, wie ernst die Situation ist", sagt sie. "Ich glaube schon, dass das etwas verändern kann. Zumindest dürfen wir die sozialen Medien nicht der russischen Propaganda überlassen."