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Dan McCrum auf der Dachterrasse der „

Dan McCrum ist der Mann, der Wirecard zu Fall brachte

Foto: Sarah Schierack

Der Journalist Dan McCrum hat den Skandal aufgedeckt. Er recherchierte gegen alle Widerstände. Zwischenzeitlich landete er selbst im Fokus der Ermittler – und musste nicht nur um seinen Ruf fürchten.

Der Tag, an dem Dan McCrum den größten Erfolg seiner Karriere feiert, sieht von außen reichlich unspektakulär aus. Der britische Finanzjournalist sitzt in seinem Arbeitszimmer, es ist der 18. Juni 2020, die Hoch-Zeit der Corona-Pandemie, als sich das Leben vieler Menschen nur zu Hause abspielt. McCrum aktualisiert an diesem Morgen immer wieder die Nachrichtenseiten, spricht mit seinem Kollegen in Frankfurt. Die beiden Männer warten. Auf eine Meldung, nach der nichts mehr so sein wird, wie es war.

Um 9.43 Uhr britischer Zeit ist es so weit. Über die Nachrichtenticker kommen die entscheidenden Sätze. Und dazu, etwas später, eine Zahl: 1,9 Milliarden Euro – so viel Geld fehlt in der Bilanz des Münchner Finanzdienstleisters Wirecard. Für den einstigen Börsen-Überflieger ist es das Ende: Der Aktienkurs fällt rasant, das Dax-Unternehmen muss bald darauf Insolvenz anmelden. Es ist der größte Finanzskandal der jüngeren deutschen Geschichte, eine schier unglaubliche Erzählung von Gier, Macht und Täuschung, mittlerweile aufgearbeitet in Dokumentationen, Podcasts und einem Spielfilm. Und Dan McCrum, der Financial-Times-Journalist aus London, ist der Mann, der diesen Skandal ins Rollen brachte – und dabei zwischenzeitlich selbst in den Fokus der Ermittler geriet.

Das Wirecard-Logo am früheren Hauptsitz der Skandal-Firma.
Foto: Peter Kneffel (Archivbild)

Aber in diesem Moment, an diesem Tag ist das alles vergessen. Er stürmt daheim vom Arbeitstisch in die Küche, in der seine Frau mit den Kindern gerade eine Kleinigkeit isst. Später wird er diesen Augenblick so beschreiben: „Es ist, als würde man das entscheidende Tor im Champions-League-Finale erzielen.“

Dan McCrum steht im Zentrum einer Netflix-Dokumentation zum Fall Wirecard

Zwei Jahre später sitzt Dan McCrum auf einer Dachterrasse im Londoner Bankenviertel und sagt: „Mir ist an diesem Tag im Juni eine unglaubliche Last von den Schultern gefallen.“ McCrum ist ein freundlicher Mann, der viel lacht und erstaunlich aufgeräumt über die vielleicht verrückteste Zeit seines Lebens spricht. Die Anfrage, ob man mit ihm über Wirecard reden könne, beantwortet er innerhalb von Minuten.

Wenige Tage später wartet McCrum in der Kantine der Financial Times und führt einen dann hinauf, auf die Dachterrasse über dem Redaktionsgebäude. Die traditionsreiche britische Zeitung hat ihren Sitz im Londoner Finanzdistrikt, direkt gegenüber der berühmten St.-Pauls-Kathedrale, deren gewaltige Kuppel jetzt hinter McCrum aufragt. Mit seiner schwarzen Hornbrille erinnert der Journalist ein wenig an einen jungen Woody Allen. Müsste man seine Rolle in einer Verfilmung des Wirecard-Skandals besetzen, dann hätte man ihm als Darsteller vermutlich eine Absage erteilt: Der höfliche McCrum, der manchmal ein wenig verlegen in sich hineinlacht, entspricht auf den ersten Blick nicht dem Klischee des knallharten Journalisten, der einen Weltkonzern in die Knie zwingt.

Jahrelang recherchierte Dan McCrum zum Fall Wirecard

Doch genau das hat der Journalist gemeinsam mit seiner Kollegin Stefania Palmer und weiteren Reportern getan. Erst mit vereinzelten Artikeln – kleine Nadelstiche in das Wirecard-Lügengebilde –, später mit großen Recherchen, die mehrere Kontinente umspannten und die Reporter um McCrum in Situationen katapultierten, die man sonst eher aus einem Agenten-Thriller kennt. McCrum hat ein Buch über diese Zeit geschrieben, „House of Wirecard“. Von diesem Freitag an steht er außerdem im Zentrum einer aufwendig gedrehten Netflix-Dokumentation: „Skandal! Der Sturz von Wirecard“.

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Was dieser Skandal ausgelöst hat, welche noch lange nicht verebbten Wellen er schlug, sieht man an ein paar schlichten Fakten: Der frühere Vorstandsvorsitzende der längst insolventen Wirecard AG, Markus Braun, sitzt nach wie vor in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft München I hat Anklage gegen ihn und zwei weitere Spitzenmanager des vormaligen Vorzeige-Fintechs erhoben. Unter anderem wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs. Für die Ermittlungen wurde beim Polizeipräsidium München die Sonderkommission „Treuhänder“ eingerichtet. 42 Terabyte Daten speicherte die Soko, allein 6,26 Gigabyte Buchhaltungsdaten.

Ex-Wirecard-Chef Markus Braun sitzt in Untersuchungshaft

Das alles verdichtet sich in einer Anklage, die 474 Seiten umfasst. Über 700 Ordner Gerichtsakten wurden zusammengetragen. Die 4. Strafkammer des Landgerichts München I – es gilt die Unschuldsvermutung – prüft nach wie vor, ob es einen hinreichenden Tatvorwurf gegen Braun und Kollegen gibt, ob es also zum Prozess kommt. Zugleich ermittelt die Staatsanwaltschaft weiter. Flüchtig ist zum Beispiel nach wie vor Brauns rechte Hand, der ehemalige Chief Operating Officer Jan Marsalek. Er steht auf der Red-Notice-Liste von Interpol, gesucht mit internationalem Haftbefehl. Medienberichten zufolge soll sich der den Geheimdiensten zugewandte Mann mit neuer Identität in Moskau aufhalten.

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Wirecard, Markus Braun.
Foto: Fabrizio Bensch/Reuters Images Europe/Pool, dpa (Archivbild)

Und all das umreißt nur einen Bereich des deutschen Teils dieser monströsen Affäre. Eine andere Zahl beschreibt die internationale Dimension durchaus plakativ: Im Insolvenzverfahren, bei Insolvenzverwalter Michael Jaffé, wurden bisher 39.659 Forderungen aus aller Welt gegen den ehemaligen Zahlungsabwickler angemeldet. Sie belaufen sich auf rund 17 Milliarden Euro. Soll noch einer sagen, journalistisches Rückgrat, Hartnäckigkeit und – nicht zuletzt – ausreichend Zeit für gründliche und umfassende Recherchen würden sich nicht auszahlen.

„Skandal! Der Sturz von Wirecard“ zeichnet den Absturz des Konzerns nach

Andererseits haben sie noch einen ganz anderen Preis: Es war 2014, als McCrum von einem australischen Hedgefonds-Manager diese für sein ganzes Leben so einschneidende Frage hörte: „Wären Sie interessiert an ein paar deutschen Gangstern?“ Aber von da an, von seiner Antwort „Ja, klar“, bis zum 18. Juni 2020 vergingen lange Jahre, in denen er unter gewaltigem Druck stand und in den Abgrund des Karriereendes blickte.

Fragt man McCrum, ob er heute noch paranoid sei, sagt er entschieden: „Nein!“ Allerdings war das nicht immer so. Bis Wirecard am Ende war, bis klar war, dass McCrum recht hatte, dass bei Wirecard sehr viel nicht mit rechten Dingen zuging, bis zur daraus resultierenden Pleite – bis dahin gab es Phasen, in denen er einen Hammer unter seinem Bett hatte, er observiert wurde, er sein Handy misstrauisch beäugte wie eine Wanze. Und natürlich arbeitete er in einem „Bunker“ in der Nähe des Newsrooms der Financial Times an seinen Texten. In einem Raum also ohne Internet an einem Offline-Computer, an den Hacker nicht herankommen.

Als wäre das nicht alles schon heftig genug, geriet er auch noch selbst ins Fadenkreuz der bayerischen Ermittler. Es ist, wie alles an diesem schwer zu entwirrenden Skandal-Knäuel, kompliziert: Kurz zusammengefasst, wurde McCrum der Marktmanipulation verdächtigt. Denn nach der Veröffentlichung der ersten „House of Wirecard“-Artikel fiel der Kurs der Unternehmensaktie. Zuvor hatten Spekulanten darauf gewettet, dass dieser abstürzen würde. Der Enthüller als Handlanger von Geldmachern? Die Staatsanwaltschaft München I stellte die Ermittlung später ein. Es ist eine der absurderen Volten in dieser Geschichte. Und nein, es ist nicht schön, wenn einen die Kollegen zur Begrüßung fragen, ob man noch nicht verhaftet sei.

Video: dpa Exklusiv

Zurück zu jenem Tag im Juni 2020, der auch das Leben für Dan McCrum in zwei Hälften teilt: in einen Part vor dem Absturz von Wirecard und einen danach. Es ist auch der Tag der Rehabilitierung für McCrum. Der Beweis, dass er von Anfang an richtig lag. „Ich glaube, man merkt erst, unter welchem Druck man stand, wenn dieser Druck weg ist“, sagt der Journalist. Nichts lasse sich mit diesem Moment vergleichen.

Dan McCrum schreibt noch immer über Wirecard

Auch die Strapazen, die er bis zu diesem Moment auf sich nehmen musste, bereut er nicht. Er hätte gar nicht anders gekonnt. „Manchmal passiert es dir als Journalist, dass eine Story dich auswählt. Und dann hast du keine andere Wahl, außer sie zu schreiben.“ Und selbstverständlich gibt es ein paar Lektionen zu lernen. Eine der großen ist für den Journalisten, wie hart es ist, die Meinung der Leute zu ändern, wenn sie sich einmal eine gebildet haben. Mit Wirecard und dem auch für McCrum so faszinierenden Abgänger Marsalek verhalte es sich wie in dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen: „Jeder konnte sehen, dass der Kaiser ohne Kleider war. Aber weil niemand etwas sagte, dachten alle, sie lägen falsch, und deshalb sagte niemand etwas.“ Marsalek, so charismatisch wie verdächtig, sei für ihn wie eine „Katze mit neun Leben“.

Seit der Pleite des Konzerns hat sich vieles verändert: Der Journalist hat zahllose Interviews gegeben und Preise gewonnen. Er spricht jetzt immer wieder mit Reporterinnen und Reportern aus aller Welt, erzählt ihnen seine Geschichte, die längst zu einem der großen Lehrstücke des Journalismus geworden ist. Dem studierten Politik- und Wirtschaftswissenschaftler ist das alles ein wenig unangenehm. Wenn man ihn auf seine neue Popularität anspricht, lacht er erst einmal. „Für mich ist es immer noch verrückt, wenn Menschen mein Buch gelesen oder mich in einem Podcast gehört haben“, sagt er. Es fühle sich unwirklich an – auch, weil alles während der Pandemie passiert sei, jede Preisverleihung, jede Podiumsdiskussion nur virtuell stattgefunden habe.

Was ist die größte Veränderung in seinem Leben? „Ich glaube“, sagt er dann, „ich bin jetzt an einem Punkt angelangt, an dem Wirecard zwar immer noch mein Leben bestimmt – aber nicht mehr auf eine schlechte Art und Weise, sondern auf eine gute.“

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