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Das Schloss mit Innenhof am höchsten Punkt der Innenstadt von Burgau. In Nachbarschaft zur Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Zentrum Luftaufnahme Luftbild KUL Kultur Veranstaltungsort

Schule, Museum, Ort der Legenden: Ein Gang durch das Burgauer Schloss

Foto: Bernhard Weizenegger

Liebe, Intrigen, Happy End - das Sommerstück des Neuen Theaters machte die Historie des Burgauer Schlosses greifbar. Aber wie viel Wahrheit steckt dahinter?

Diesen Sommer lebt eine große Burgauerin wieder auf - Adelheid. Zumindest nach dem Schauspiel "Adelheid, Markgräfin von Burgau" war sie das, das im Sommer vom Neuen Theater im Innenhof des Schlosses aufgeführt wurde. Geschrieben hat das Stück Johanna von Weißenthurn, geboren 1773 in Koblenz und später eine überaus erfolgreiche Schauspielerin am Wiener Burgtheater. Dort feierte es 1806 auch Premiere. Doch wie viel Wahrheit steckt in der Legende - und was ist heute vom ursprünglichen Schloss eigentlich noch übrig?

Der Stadtplan von 1766 zeigt Burgau mit dem Schloss, ein Geometer von Jacob Menrad Blankh.
Foto: Christian Kirstges

Vorab kurz zum Inhalt des Stückes selbst. Die Tochter des Markgrafen, Adelheid, will den Verlobten ihrer Schwester Agnes für sich gewinnen. Sie zieht den Kanzler auf ihre Seite, sodass Agnes am Tag ihrer Verlobung mit Graf Hugo von Weidenau betäubt wird. Adelheid tut so, als sei Agnes tot, dabei steckt sie die Konkurrentin in ein geheimes Verlies im Schloss. Der Plan geht aber nicht auf: Der Graf, der später nach mehreren Jahren von einem Kreuzzug zurückkehrt, kann seine Verlobte nicht vergessen und zeigt kein wirkliches Interesse an Adelheid. Diese will Buße tun, überschreibt die Markgrafschaft Agnes und geht ins Kloster St. Katharina in Augsburg, wo sie zur Wohltäterin wird.

Um das Jahr 1301 fiel die Markgrafschaft Burgau an die Habsburger

Historisch verbrieft ist jedoch lediglich, dass es in der Geschichte eine Adelheid und 100 Jahre später auch eine Agnes gab, sagt Philipp Lintner, der Leiter des städtischen Museums, das im Schloss eingerichtet ist. Er hat sich mit der Historie befasst. Errichtet wurde das Gemäuer demnach zunächst als Burg um 1100, erster 1147 urkundlich erwähnter Besitzer war "Bruno de Burgov". Die Grafen von Burgau wurden 1211 zum letzten Mal in einer Urkunde genannt, ab 1213 lebte hier zumindest zeitweise Heinrich von Berg, der ab 1218 Markgraf Heinrich I. von Berg-Burgau hieß. Diesen Titel hatte er durch eine Heiratsverbindung erhalten – aus der Familie von Adelheid von Ronsberg. Schließlich fiel die Markgrafschaft um das Jahr 1301 an die Habsburger.

Zur Geschichte des Burgauer Schlosses gehört die Legende der Adelheid, Markgräfin von Burgau. Sie soll ihre Schwester Agnes in ein geheimes Verlies im Schloss gesperrt haben, um deren Verlobten für sich gewinnen zu können. Mehr als der Name Adelheid ist aber geschichtlich nicht verbrieft.
Foto: Christian Kirstges

Von der eigentlichen "Burg in der Au" beziehungsweise dem Schloss ist nach einem Großbrand und mehreren Sanierungen nicht wirklich etwas übrig. Doch es gibt noch den Zugang zu einem Gewölbekeller, in dem theoretisch ein Verlies hätte sein können. Darüber ist ein solches vom Museum angedeutet. Doch nach einer umfangreichen Stabilisierung der Anlage mit Stahlträgern und viel Beton ist der Keller nicht mehr wirklich zugänglich.

Im 18. Jahrhundert verliert die "Burg in der Au" ihren Charakter

Die Habsburger verwalteten die Markgrafschaft von der Burg aus, das früheste erhaltene Bild der Anlage stammt aus dem Jahr 1555. Es zeigt den Hügel, auf dem die Burg thront, eine Mauer mit Zinnen, eine Zugbrücke, Wirtschaftsgebäude, den dreigeschossigen Hauptbau und eine angebaute Kapelle. Als die Habsburger Günzburg mehr und mehr zur Residenz der Markgrafen ausbauen, schwindet etwa ab 1600 die Bedeutung der Burg und der Stadt.

Der Leiter des städtischen Museums, Philipp Lintner, betrachtet ein Modell des Burgauer Schlosses, das wohl aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts stammt. Bei der Sanierung des Gebäudes 2007 wurde allerdings festgestellt, dass der Grundriss der Anlage ein anderer gewesen sein muss.
Foto: Christian Kirstges

Als französische Truppen hier Winterquartier beziehen, kommt es am 26. März 1704 zu einem verheerenden Feuer - das Gebäude brennt weitgehend aus. Zwar wird die Anlage bis 1720 wieder aufgebaut, doch der Charakter geht verloren: von wehrhaft oder repräsentativ wandelt sich die Burg zu einem schlichten Verwaltungsbau.

1831 kann die Stadt Burgau das Schloss kaufen

Als Mitte des 18. Jahrhunderts auch das Landrichter- und Forstamt nach Günzburg verlegt werden, bleibt in Burgau nur eine Vogteistelle, Ende des Jahrhunderts geht die Anlage als Lehen an einen früheren Landrichter. Schließlich kauft die Stadt 1831 das Schloss, als er in Konkurs geht. Fortan wird es als Schule genutzt, das Nebengebäude auch für die Feuerwehr.

Bis 1954 ist es Volksschule, dann ziehen bis 1984 andere Schularten ein, im folgenden Jahr wird es Museum. Das erste kleine Heimatmuseum von 1907 wurde übrigens von Schulrat Norbert Schuster eingerichtet. Die schlichte Schlosskapelle wird von 1831 bis 1900 vom Theaterverein als Proben- und Vorführraum verwendet, ab 1907 ist sie Betsaal der evangelischen Gemeinde und bleibt es, bis 1958 die Christuskirche fertig ist.

Der historische Dachstuhl wird bei einer Sanierung in den 1970ern entfernt

Im Jahr 1973 wird das Schloss saniert, dabei wird der historische Dachstuhl abgetragen und eine neue Decke eingezogen. "Damals war das Verständnis für den Denkmalschutz anders als heute", sagt Philipp Lintner - wobei zu seinem Leidwesen auch heute noch historische Bauten allerorten verschwinden. In den 1970ern wird das Schloss auch in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.

Bei der Sanierung 2007 wurde im Burgauer Schloss dieses Wandfresko eines Christopherus freigelegt. Dass nur die untere Hälfte zu sehen ist, deutet darauf hin, dass der Raum - die Kapelle - früher höher gewesen sein muss.
Foto: Christian Kirstges

Ab 2002 wird das Baudenkmal schließlich erneut saniert, der in Bewegung geratene Schlossberg muss auch aufwendig gesichert werden. In der Kapelle wird ein Wandfresko eines Christopherus entdeckt, der nur zur Hälfte zu sehen ist. Das lasse darauf schließen, dass die Kapelle einst deutlich höher war. Auch ein Modell der Anlage, das im Museum steht, entspricht von der Anordnung der Gebäude her nicht mehr der historischen Wahrheit.

Bereits in den 1930er-Jahren war ein Teil des Nebengebäudes, das heute vom Verein "Schallmeien Burgau" genutzt wird sowie vom Museum als Abstellkammer, abgerissen worden. Darunter befindet sich ein Gewölbekeller, dessen einstiger Zugang aber verschlossen ist. Der Gewölbekeller im Hauptgebäude wurde im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzraum genutzt.

Sie erlebte das Burgauer Schloss als Luftschutzraum und Schule

Diesen hat Dorothea Schneider selbst erlebt. In der ersten sowie der vierten und fünften Klasse ihrer Volksschulzeit war sie im Schloss, dazwischen und danach in der Mädchenschule am Kirchplatz. "Es war etwas Besonderes, im Schloss zur Schule zu gehen", erzählt die 90-Jährige. Im ersten und zweiten Stock hätten in den Gängen Museumsstücke gestanden, und man habe sich dort hoch über der Stadt schon etwas erhaben gefühlt.

Das Schloss dominiert das Burgauer Stadtbild.
Foto: Bernhard Weizenegger

Um die 20 bis 25 Kinder seien es pro Klasse gewesen, teilweise habe es auch Doppelklassen gegeben. Im Jahr 1937 war sie in die erste Klasse gekommen. Als später dann die männlichen Lehrer in den Krieg mussten, übernahmen Dillinger Franziskanerinnen den Unterricht. Die Ordensschwestern hätten auch in der Mädchenschule gewirkt, wo sie wohnten, ebenso im Kindergarten und im Krankenhaus.

Sie kann sich noch an einen Rektor erinnern, der sich auf eine heute undenkbare Weise Respekt bei den Kindern verschaffte: Wer sich nicht benahm, sei von ihm am Kragen gepackt und am langen Arm aus einem der Schlossfenster gehalten worden. Ansonsten kann sich Dorothea Schneider auch noch gut daran erinnern, dass es in dem Gemäuer eiskalt gewesen sei, jeder Raum sei einzeln mit einem alten Ofen beheizt worden. Und Plumpsklos habe es auch gegeben.

Die Burgauerin Dorothea Schneider hat das Schloss als Luftschutzraum und Schule erlebt.
Foto: Peter Wieser

Im Nebengebäude sei eine Altmaterial-Sammelstelle gewesen. Schneider würde sich freuen, wenn es künftig als Haus der Vereine genutzt würde oder dort Festräume eingerichtet würden für Hochzeiten.

Im Luftschutzraum hörte man die Bomben-Einschläge

Als sie 14 war, wollte sie Lehrerin werden. Und so kam es, dass sie in der Endphase des Krieges für eine "Kollegin" im Schloss den Unterricht einer ersten Klasse halten sollte. In den letzten Kriegstagen wurde dann der Burgauer Bahnhof aus der Luft angegriffen, es wurde Alarm gegeben und die Kinder mussten mit den Lehrern in den Raum, der noch unterhalb des heutigen Kellers liegt. Ein wirklicher Luftschutzraum sei es nicht gewesen, mehr als 40 Leute hätten auch nicht reingepasst. Aber es sei dramatisch gewesen. Die Kinder hätten natürlich Angst gehabt - und sie sei da ja auch noch ein halbes Kind gewesen. Von weit weg habe man die Einschläge der Bomben gehört.

Das Burgauer Schloss wurde auch als Schule genutzt. Das Foto stammt aus den 1950er-Jahren.
Foto: Sammlung Auinger

Jedenfalls freue sie sich heute noch immer, wenn sie das Schloss und die Loreto-Kapelle sieht, wie auch der Turm der Stadtpfarrkirche gehörten sie zu Burgau. "Ich lieb' das Schloss", auch wenn Neuschwanstein schöner sei. "Aber es ist eben unser's." Und dass jetzt ihr Schwiegerenkelsohn Philipp Lintner dort als Museumsleiter arbeitet, freut sie besonders.

Der Museumsleiter will das Burgauer Schloss wieder in den Fokus rücken

Obwohl Generationen von Burgauern hier zur Schule gingen, es das Museum samt Depot beherbergt, man vom Innenhof und dem um das Gebäude laufenden Steg einen tollen Blick auf die Umgebung hat und es ein Wahrzeichen der Stadt ist, sei das Schloss abgesehen vom Weihnachtsmarkt, dem Historischen Fest und einzelnen kulturellen Veranstaltungen bei den Bürgern nicht wirklich präsent, bedauert Lintner. Das zeige sich auch daran, dass es nicht mehr beleuchtet wird und es kein Konzept für das zu sanierende Nebengebäude gebe. Als neuer Leiter des Museums hofft er, das Schloss wieder stärker ins Bewusstsein der Burgauer bringen zu können.

Eine Ansicht von Burgau mit dem Schloss aus dem Jahr 1555 ist im Buch Ehrenspiegel des Hauses Österreich Buch VII abgedruckt.
Foto: Bayerische Staatsbibliothek

Doch seit wann wird eigentlich nicht mehr von einer Burg gesprochen? Da gebe es kein einheitliches Vorgehen in den Quellen, erklärt Lintner. Die Bezeichnung Burg passe natürlich für das mittelalterliche Bauwerk. Zwischen 1555 und 1613 seien die zinnenbewehrten Außenmauern durch Wirtschaftsgebäude oder einfache Mauern ersetzt worden, sodass der wehrhafte Burgcharakter zunehmend verloren gegangen sei. "Richtet man den Fokus auf das Hauptgebäude, dann könnte man in Anbetracht des Kapellenanbaus mit Turm, dem Erker und natürlich der Baugeschichte auch noch bis zum Brand von 1704 von der Burg sprechen."

Die Adelheid-Legende ist eine andere als das Adelheid-Schauspiel

Was die Geschichte der Markgräfin angeht, erzählt eine der vielen Legenden übrigens eine andere Variante als die im Schauspiel. Demnach war es nicht Adelheid, die ihre Schwester ins Verlies sperrte, sondern andersherum - Agnes verzehrte sich vor Liebe nach ihrem Schwager. Sein Herz konnte sie jedoch nicht gewinnen. Erst als der Torwächter seine Notdurft an einem abgelegenen Platz der Burg verrichtete, wurde Adelheid gefunden; er hatte ihr Wimmern gehört. Sie verriet nicht, wer ihr all das angetan hatte, doch Agnes, inzwischen voller Reue, gestand. Die Sünderin wurde in Augsburg zur Nonne und machte sich um die Ärmsten der Armen verdient.

Diese Stadtansicht von Günzburg aus dem Jahr 1555 ist in dem Buch Ehrenspiegel des Hauses Österreich Buch VII abgedruckt. Hier zeigen sich die unterschiedlichen Dimensionen im Vergleich zu Burgau.
Foto: Bayerische Staatsbibliothek

Es gibt also genug Stoff, um das Burgauer Schloss nicht nur für die Einwohner selbst interessant zu machen und es abseits der großen Feste in den Mittelpunkt der Stadt zu rücken.

Von  Christian Kirstges