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Kaum bekleidet ist eine Teilnehmerin der Parade des Christopher Street Day (CSD).

Sind wir alle Schlampen?

Foto: Jörg Carstensen, dpa

Der Begriff Schlampe dient seit Jahrzehnten dazu, Frauen zu erniedrigen. Genau sie reißen das Wort nun an sich und deuten es um. Denn auch das ist Feminismus.

Erstmals ist der Hit „Atemlos durch die Nacht“ auf Platz eins der deutschen Single-Charts. Bei der Veröffentlichung vor zehn Jahren schaffte es Helene Fischer nur auf Platz drei. Die fehlende Erfolgszutat: Rapperin Shirin David, mit der Fischer eine Neufassung aufnahm. Beim „Wetten, dass…“-Abschied performten die beiden Künstlerinnen den Song zum ersten Mal live. Nach der Sendung sorgte jedoch nicht die musikalische Darbietung für Gesprächsstoff, sondern vor allem Moderator Thomas Gottschalk. Der 73-Jährige verabschiedete sich ganz unironisch im Tonus von „man darf heute ja gar nichts mehr sagen“. 

Gesagt hat er zuvor trotzdem so einiges. Zum Beispiel, dass man Shirin David, einer der erfolgreichsten deutschen Rapperinnen, die Feministin gar nicht ansehe. Das verrät schon mal, wie eine Feministin in seiner Vorstellung nicht aussieht: blond, geschminkt, die Schultern – wie jeder weiß, der skandalöseste Körperteil einer Frau – frei. Warum überhaupt Thomas Gottschalk dazu qualifiziert sein sollte, zu bestimmen, wie eine Feministin auszusehen hat, bleibt ungeklärt.

Sängerin Helene Fischer (l.) performte gemeinsam mit der Rapperin Shirin David „Atemlos durch die Nacht“ bei der Abschieds-Show von "Wetten, dass...".
Foto: Philipp von Ditfurth, dpa

Seine Aussage ist nicht nur sinnfrei, sondern vor allem sexistisch. Denn er trennt Davids Aussehen von ihren Werten, ihrem Intellekt, ihrer Persönlichkeit. Ihr Aussehen wird für ihn zu ihrer Persönlichkeit. In diesem Text geht es nicht um Gottschalk, sondern darum, was hinter seinem Auftritt steckt: die Abwertung, die Geringschätzung, die Misogynie. Als könnten Frauen nicht gleichzeitig attraktiv und klug sein. Sigmund Freud würde vom Madonna-Hure-Komplex sprechen. Frauen sind entweder Heilige oder Schlampen. Und eine Schlampe zu sein, das müssen Frauen um jeden Preis vermeiden. Das möchten Männer ihnen zumindest einreden. Doch damit sollte Schluss sein. 

„Sind wir Schlampen?“, fragte sich die New Yorker Kolumnistin Carrie Bradshaw im Jahr 2000 in der Kult-Serie Sex And The City. Der Grund: Nach zwei Wochen Dating wollte ihr neuer Partner nicht mit ihr schlafen. Vor den Kopf gestoßen, sah Carrie sich mit der Frage konfrontiert, ob sie erstens jeglichen Hang zur Romantik verloren hat und zweitens zur Schlampe geworden ist. 

Eine Frau, deren Lebensführung als unmoralisch angesehen wird.“

Doch was heißt dieses Wort überhaupt, das oftmals so gedankenlos verbreitet wird? Ursprünglich kommt der Begriff vom Wort „Schlamperei“ und meint eine unordentliche Person. Die zweite Definition trifft den heutigen Sinn besser: Eine Schlampe ist laut Duden eine Frau, „deren Lebensführung als unmoralisch angesehen wird“. Ein paar Beispiele gefällig?

1998 erschütterte ein Skandal die USA: Die Praktikantin Monica Lewinsky (damals 25 Jahre alt) und US-Präsident Bill Clinton (damals 52) hatten eine sexuelle Beziehung. Das Erschütternde war jedoch nicht das unausgeglichene Machtverhältnis, sondern die Tatsache, dass eine Frau Oralsex hatte. Lewinsky wurde als Schlampe beleidigt. Damals wie heute. In einem Kommentar auf der Nachrichtenplattform X heißt es im November dieses Jahres unter einem Artikel, der von Lewinsky als Aktivistin und Autorin spricht: „Sieht aus, als wäre die Bezeichnung von ‚Hure‘ zu ‚Aktivistin und Autorin‘ geändert worden.“

Die ehemalige Praktikantin im Weißen Haus, Monica Lewinsky, wird von Journalisten umringt, als sie am 28. Juli 1998 vor den Büros ihrer Anwälte in Washington eintrifft.
Foto: Ipol Colburn, dpa

Im Januar 2011 sprach der kanadische Polizeibeamte Michael Sanguinetti an einer juristischen Fakultät in Toronto zum Thema präventiver Verbrechensbekämpfung. Dabei sagte er, dass „Frauen es vermeiden sollten, sich wie Schlampen anzuziehen, um nicht zu Opfern zu werden“. Im Mai 2023 erhob die Nordirin Shelby Lynn schwere Vorwürfe gegen Till Lindemann, den Sänger der deutschen Band Rammstein. Sie wird online seit jeher als Lügnerin, Hure und Schlampe beschimpft. 

Und nun also Shirin David. Wie kann sie es nur wagen, Thomas Gottschalk, dem feuchten Traum eines alten, weißen Mannes, zu widersprechen? Die Beleidigungen unter ihren Instagram-Posts sind so wenig überraschend wie einfallslos – aber nicht minder grausam. Sie wird bezeichnet als Billigware, Nutte, Bitch. Denn auch wuterfüllt scheint es am leichtesten zu sein, eine Frau auf ihr äußeres Erscheinungsbild zu reduzieren. Es ist anzunehmen, dass David sich solche Äußerungen nicht mehr zu Herzen nimmt. Denn ihre eigene, kalkulierte Inszenierung von sich selbst nimmt den Begriff „Schlampe“ und verwandelt ihn in Erfolg. So wie es mehrere Frauen in der Deutschrap-Szene machen.

Sie nennen sich selbst „Bitch“, meinen damit aber eine unabhängige, emanzipierte Frau. Ihre Lieder tragen Titel wie „Die Fotzen sind wieder da“ (SXTN), „Last Bitch Standing“ (Shirin David) oder „Ich bin ne Bitch“ (Lady Bitch Ray). Schlampe, das ist keine Beleidigung mehr. Es ist ein Begriff, den Frauen sich weltweit zu eigen machen. Bevor andere ihn verwenden, um sie abzuwerten. Dafür, dass sie Sex hatten, Kleidung tragen, die ihnen gefällt, oder schlicht nicht in eine Box passen, in die andere sie gerne gesteckt hätten. Ja, früher oder später sind wir alle Schlampen. Denn früher oder später stehen wir für uns ein. Und das passt dem Patriarchat ganz und gar nicht.