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Foto: Felicitas Macketanz
Foto: Felicitas Macketanz

Das Augsburger Rathaus.

Augsburg
03.07.2019

Wie schmutzig wird der OB-Wahlkampf in Augsburg?

Von Michael Hörmann

Die OB-Kandidaten von CSU, SPD und Grünen sagen, dass keine persönlichen Angriffe zu erwarten sind. Lassen sich diese Aussagen mit der Realität vereinbaren?

Es war im Frühjahr 2014 nach der Kommunalwahl, als in Augsburg ein „politisches Experiment“ auf den Weg gebracht wurde. So bezeichneten die Vertreter der neu gebildeten Stadtregierung das politische Konstrukt. Eine für eine bayerische Großstadt ungewöhnliche Allianz von CSU, SPD und Grünen wurde unter maßgeblicher Führung des wiedergewählten Oberbürgermeisters Kurt Gribl (CSU) geschmiedet. Obwohl es für die Koalitionspartner CSU (23 Sitze) und SPD (13 Sitze) bereits zur Mehrheit im Stadtrat (60 Sitze) gereicht hätte, kamen die Grünen (sieben Sitze) mit ins Boot. Das Dreierbündnis hat gehalten. Bis zur Wahl am 15. März 2020 wird es auch nicht auseinanderfallen.

Bei der Wahl werden die Karten allerdings neu gemischt. Dies liegt vor allem daran, dass Gribl auf eine weitere Amtszeit verzichtet. Die Konstellation gibt vor, dass drei Kommunalpolitiker, die im Dreierbündnis in führender Position agieren, als OB-Kandidat antreten. Die CSU schickt Finanz- und Wirtschaftsreferentin Eva Weber ins Rennen. Die SPD wird am 19. Juli den Ordnungsreferenten Dirk Wurm nominieren. Die Grünen haben die Fraktionsvorsitzende Martina Wild als Kandidatin gewählt.

OB-Wahl in Augsburg: Weber, Wild und Wurm spielen in einer Altersklasse

Längst wird spekuliert, was von einem Wahlkampf zu erwarten ist, bei dem die drei Favoriten auf den Chefsessel im Rathaus seit mehr als fünf Jahren weitgehend konstruktiv zusammengearbeitet haben. Es ist zugleich ein Zeitraum, in dem man sich zwischenmenschlich näher gekommen ist. Es ist kein Geheimnis, dass Eva Weber und Dirk Wurm sich duzen. Dies sagt beileibe nicht alles über eine Verbindung aus. Eine gewisse Nähe ist dennoch gegeben. Dies gilt im Übrigen auch für den persönlichen Umgang der beiden Referenten mit der grünen Spitzenfrau Martina Wild. Da mag sicher eine Rolle spielen, dass die Kandidaten in einer Altersklasse spielen. Beide Frauen sind 42 Jahre alt, Wurm ist 39 Jahre.

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Foto: Silvio Wyszengrad
Foto: Silvio Wyszengrad

Am 27. Mai ist Eva Weber zur Oberbürgermeisterkandidatin der Augsburger CSU nominiert worden. Nach der Nominierung wurde sie von CSU-Vertretern umringt.

In Interviews mit unserer Redaktion haben die Kandidaten bereits Bezug auf die spezielle Konstellation genommen. Eva Weber sah keine Brisanz im Duell mit dem Referentenkollegen Wurm. Wörtlich sagte sie: „Gar nicht. Dirk Wurm ist ein Kollege, mit dem es in der täglichen Arbeit kaum Reibungspunkte gibt. Ich unterstütze ihn als Finanzreferentin, wo es geht. Ich verstehe aber, dass sich die Medien einen spannenden Wahlkampf wünschen.“ (Lesen Sie dazu: Eva Weber: "Ich sehe mich nicht als Thronfolgerin")

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Foto: Peter Fastl
Foto: Peter Fastl

Ordnungs- und Sportreferent Dirk Wurm ist Oberbürgermeister-Kandidat der SPD.

Wurm sieht es ähnlich: „Ich denke, dass es für einen interessanten Wahlkampf, den es für eine gute Wahlbeteiligung braucht, nötig ist, dass wir beide Profil zeigen und mit klarer Kante dem Wähler erklären, woran er ist. Wir sind aber beide erfahren genug, dass dabei die Sacharbeit im Rathaus auf der einen Seite und der Respekt vor der Person auf der anderen Seite nicht zu kurz kommt. Es wird keinen schmutzigen Wahlkampf geben.“ (Lesen Sie dazu: Wie OB-Kandidat Dirk Wurm in Augsburg gegen Eva Weber gewinnen will)

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Foto: Silvio Wyszengrad
Foto: Silvio Wyszengrad

Martina Wild ist OB-Kandidatin der Grünen.

Martina Wild erwartet keinen Wahlkampf, der in persönlichen Angriffen münden könnte – zumindest was die Konstellation im Dreierbündnis anbelangt: „Wir Politiker haben eine große Verantwortung und dieser bin ich mir bewusst. Gerade in Zeiten, wo populistische Tendenzen immer weiter zunehmen. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir alle drei kollegial und verantwortungsbewusst mit der Situation umgehen.“ (Lesen Sie dazu: Grünen-Kandidatin: "Die Zeit ist reif für eine Oberbürgermeisterin")

OB-Wahl in Augsburg: Dreierbündnis hat gut zusammengearbeitet

Politische Beobachter deuten diese Aussagen jedenfalls nicht als nach außen schön gesprochene Worte. Es gibt bereits jetzt wechselseitige Beziehungen wegen der politischen Zusammenarbeit. Bei der Wahl im März 2020 fiele es folglich schwer, vieles infrage zu stellen, was man gemeinsam im Dreierbündnis beschlossen hat. Die Kandidaten von CSU, SPD und Grünen werden ihre eigene Zukunft im Blick haben, falls der Weg sie nicht auf den Chefsessel im Rathaus führt. Je nach Konstellation einer neuen Stadtregierung bliebe die Chance als Referent aufgestellt zu werden. Extrem starke persönliche Attacken im Wahlkampf gegen den späteren Oberbürgermeister wären bei dieser Konstellation eher kontraproduktiv.

Dies gilt auch für Martina Wild. Sie ist einzige Kandidatin des Trios, die der Referentenriege nicht angehört. Ein erfolgreiches Abschneiden der Grünen, die sich zur zweiten Kraft in Augsburg entwickelt haben, würde Begehrlichkeiten wecken. Derzeit stellen die Grünen mit Reiner Erben den Umweltreferenten. Gäbe es künftig mehr Referate für die Grünen, hätte eine OB-Kandidatin Wild wohl gute Chancen darauf, sollte sie nicht Oberbürgermeisterin werden.

Es gibt erste Spekulationen, welches Referat infrage käme: Da Hermann Köhler (CSU) altersbedingt ausscheidet, wird auch hier ein Nachfolger gesucht.

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