Wohin mit der zerrissenen Bluse oder den löchrigen Socken? Bislang durfte schadhafte Kleidung in der Restmülltonne entsorgt werden. Doch was gilt jetzt? Seit Anfang des Jahres ist in der Europäischen Union (EU) die Getrenntsammlungspflicht für Alttextilien in Kraft. Vielfach wurde berichtet, dass Alttextilien nicht mehr in die Restmülltonne dürfen und Bußgelder drohen. Eine Fehlinterpretation. Das betonen sowohl das Landratsamt Aichach-Friedberg als auch die Aktion Hoffnung und das Bayerische Rote Kreuz (BRK), die zahlreiche Altkleidercontainer im Landkreis aufgestellt haben. Sie erklären, warum das so ist, wo verschlissene Kleidung entsorgt werden darf und wohin man noch Tragbares bringen kann.
Die Getrenntsammlungspflicht, die in der EU seit Jahresbeginn gilt, soll sicherstellen, dass Textilien gesammelt werden, die entweder wiederverwendet oder recycelt werden können. Die Umsetzung macht der kirchlichen Hilfsorganisation Aktion Hoffnung ebenso wie dem Dachverband FairWertung und dem Roten Kreuz allerdings Sorgen.
Geld für Entwicklungsprojekte
Johannes Müller, Geschäftsführer der Aktion Hoffnung, erklärt: „Wir arbeiten mit Kleiderspenden, die wir dann in unseren Secondhand-Shops verkaufen oder an unsere Projektpartner, zum Beispiel in Rumänien, weitergeben wollen.“ Wenn man künftig Textilmüll wie kaputte Schuhe und zerrissene Kleidung sammeln müsse, werde dadurch das System gefährdet, sagt Müller. Bei der Aktion Hoffnung werde die Unterstützung ihrer Entwicklungsprojekte in Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa gefährdet.
Auch der Kreisverband Aichach-Friedberg des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) finanziert mit den Erlösen soziale Projekte und Hilfsangebote. Die Preise für Alttextilien sind laut Peter Rauscher, Leiter der Service Dienste im Kreisverband, allerdings stark gefallen, die Kosten für Sortierung und Weiterverwertung steigen. Sollte der Anteil nicht tragbarer Kleidung weiter zunehmen, würde dies die finanzielle Situation der Verwerter und des BRK zusätzlich belasten, so Rauscher. Die Verarbeitung unbrauchbarer Textilien verursache zusätzliche Kosten.
Matthias Lesti, Sachgebietsleiter Kommunale Abfallwirtschaft im Landratsamt Aichach-Friedberg, betont auf Anfrage unserer Redaktion: „Bei der Sammlung von Altkleidern ändert sich in unserem Landkreis nichts. Stark beschädigte und stark verschmutzte Textilien gehören weiterhin in die Restmülltonne, nicht in den Altkleidercontainer.“ Bußgelder drohten nicht.
Der Landkreis erfüllt die Getrenntsammelpflicht schon lange
Das liegt daran, dass in Deutschland schon heute nach Angaben des Dachverbands FairWertung rund 64 Prozent der aussortierten Kleidung aus privaten Haushalten über etablierte Systeme gemeinnütziger Organisationen gesammelt werden – im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern. Die Getrenntsammelpflicht erfülle der Landkreis mit seinem bisherigen System also bereits seit Langem, so Lesti.
Im Auftrag des Landkreises sammelt die Aktion Hoffnung auf allen Wertstoffsammelstellen im Wittelsbacher Land Alttextilien. Aber auch an vielen anderen Standorten sind die Container zu finden, ebenso die anderer Organisationen wie dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Gut erhaltene Altkleider können auch bei karitativen Einrichtungen abgegeben werden, zum Beispiel in Aichach im Sozialkaufhaus der Caritas oder in den BRK-Kleiderläden „Anziehend“ in Aichach und Friedberg.
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