
Nach dem Corona-Hoch schrumpfen die Umsätze für Biolebensmittel

Plus Zum ersten Mal verzeichnet der Biomarkt einen Umsatzrückgang. Was zwei Biohändler aus Aichach dazu sagen und wie sie mit den gestiegenen Kosten umgehen.
Der Biomarkt gehörte in der Corona-Pandemie zu den Krisengewinnern. Das hat auch der Biolandhof Kreppold in Wilpersberg (Stadt Aichach) in seinem Hofladen gespürt. Theresia Kreppold berichtet von einem Corona-Boom. Der ist jetzt aber vorbei. Der Deutsche Bauernverband meldet: "Der deutsche Ökomarkt schrumpfte 2022 zum ersten Mal in seiner Geschichte." Der Umsatz sei demnach von Januar bis Oktober 2022 um 4,1 Prozent gesunken. Die anhaltende Inflation wirkt sich sowohl auf die Lebensmittelpreise als auch auf das Einkaufsverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher aus – auch im Landkreis Aichach Friedberg. Theresia Kreppold, Carlos Santos vom Bioladen Naturkost Querbeet und Sandra Ledermüller von der Öko-Modellreion Schwaben erzählen von ihren Erfahrungen.
Auch im Wittelsbacher Land spiegelt sich der nationale Trend wider
Die Öko-Modellregion Schwaben, hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Ökolandwirtschaft weiterzuentwickeln und die Vermarktungsstrukturen vor Ort zu stärken. Sandra Ledermüller, die Managerin der Öko-Modellregion Paartal, beobachtet den Rückgang bei Biolebensmitteln auch im Wittelsbacher Land. Konkrete Zahlen liegen ihr allerdings nicht vor. Von vielen Seiten aus der Region habe sie jedoch mitbekommen, dass vor allem der Umsatz bei der Direktvermarktung gesunken sei. Damit gemeint ist der Verkauf in den eigenen Hofläden. "Was ich aber auch gehört habe: Die Stammkunden sind weiterhin geblieben", erzählt Ledermüller.
Biokunden sind Stammkunden und kaufen weiterhin ökologisch ein
Darüber ist Theresia Kreppold vom Biolandhof Kreppold in Wilpersberg (Stadt Aichach) froh. "Unsere Stammkundschaft ist geblieben", hat sie in ihrem Hofladen festgestellt. "Die Leute, die bei uns einkaufen, haben sich Gedanken gemacht, was sie wollen. Dementsprechend halten sie sich auch daran." Was die Einbrüche auf dem Biomarkt angeht, habe der Hof nicht so viele Sorgen – große Einbußen gebe es nicht. Das liege daran, dass Grundnahrungsmittel schließlich immer gebraucht würden, erklärt die Landwirtin. Zwar sei der Corona-Boom um, doch Kreppold sagt: "Wir sind glücklich, dass es so gut läuft. Wir haben wieder ein normales Niveau erreicht."
Was die Kosten für den Biolandhof angeht: Diese seien gleich geblieben, sagt Kreppold. Das schon über mehrere Jahre hinweg. Lediglich die Energiekosten seien seit der Energiekrise angestiegen. Zum Beispiel müsse der Hof nun mehr für den Diesel zahlen. Diese Preissteigerung werde in der Regel allerdings nicht an die Kunden weitergegeben, damit die Waren kein hochpreisiges Niveau erreichen. "Die Grundversorgung soll sich schließlich jeder leisten können", sagt Kreppold. Bei Speziallebensmittel wie Putenfleisch sei der Preis hingegen angestiegen. Außerdem sei der Käse ein bisschen teurer geworden.
Die Kunden achten auf den Preis und greifen zum günstigeren Produkt
Carlos Santos macht als Inhaber des Bioladens Naturkost Querbeet in Aichach ähnliche Erfahrungen wie Kreppold: Nachdem er beim Umsatz während Corona eine zweistellige Zuwachsrate beobachten konnte, sei seine jetzige Situation mit der von 2019 zu vergleichen. Das liege etwa daran, dass die Leute nun wieder in die Arbeit und in Restaurants gehen, weshalb sie weniger zu Hause kochen würden. Dennoch kann auch er bestätigen, dass es sich bei den Leuten, die bei ihm Bio-Lebensmittel einkaufen, um Stammkunden handle. "Sie bleiben dem Bio treu", sagt er.
Trotzdem bemerkt er, dass sich das Kaufverhalten der Kunden verändert hat. Sie seien aufgrund der anhaltenden Inflation und des Krieges verängstigt, erklärt Santos. Teurere Produkte würden demnach eher nicht gekauft. Stattdessen griffen die meisten zum günstigeren Produkt. "Gerade junge Kunden nutzen während des Einkaufs ihr Handy, um die Preise online zu vergleichen. Vielleicht gehen sie dann auch zum Discounter", erzählt er. Seine älteren Kunden zählen hingegen eher zur Stammkundschaft: "Sie kommen immer. Denn wir bieten ihnen ein echtes Einkaufserlebnis. Zum Beispiel beraten wir sie bei ihrem Einkauf. Das ist den älteren Kunden wichtig."
Die Preise gleichen sich immer mehr an
Viel problematischer sind für Santos die gestiegenen Unkosten, wie er erzählt. Nicht nur die Energiekosten seien in die Höhe geschossen, sondern auch die Lohnkosten. Das gebe er allerdings nicht "eins zu eins" an die Kundschaft weiter, sagt er. Die Preissteigerungen für Lebensmittel sieht der Inhaber nicht als Gefahr für den Biomarkt. Die Preise von ökologischen und konventionellen Lebensmittel glichen sich nun immer mehr an, erklärt er. Somit hätten die konventionellen gegenüber den ökologischen Produkten keinen großen Preisvorteil mehr.
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