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Pöttmes-Ebenried : Das verrät der Archivschatz vom Schul-Dachboden über Ebenrieden

Pöttmes-Ebenried

Das verrät der Archivschatz vom Schul-Dachboden über Ebenrieden

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    Auf dem Dachboden des Ebenrieder Schulhauses wurden alte Akten gefunden: Ein Buch „Ein-Auslauf“ von 1938 und eine Steuerliste von 1912.
    Auf dem Dachboden des Ebenrieder Schulhauses wurden alte Akten gefunden: Ein Buch „Ein-Auslauf“ von 1938 und eine Steuerliste von 1912. Foto: Franz Riß

    Seit 1818 bildete Ebenried zusammen mit dem Weiler Stuben eine Gemeinde. Als Ebenried zum 1. Januar 1977 nach Pöttmes eingemeindet wurde, wurde auch das vorhandene Gemeindearchiv nach Pöttmes gebracht und bildete im Marktarchiv einen eigenen Bestand. Die Überlieferung des etwa acht Kilometer südwestlich von Pöttmes gelegenen Dorfes begann aber, von wenigen Ausnahmen abgesehen, erst um die Mitte der 1950er Jahre. Ende des Jahres 2022 erfuhr der für den nordwestlichen Landkreis zuständige Kreisarchivpfleger Franz Riß, dass sich im alten Schulhaus noch Schriftgut der Gemeindeverwaltung und der ehemaligen Volksschule befindet.

    Der Schulsaal im Obergeschoss wurde bis etwa 1990 noch als Wahllokal benutzt. Gegenüber war bis 1976 die Gemeindekanzlei eingerichtet. Im Erdgeschoss befand sich die Lehrerwohnung des ehemaligen Schulleiters Josef Lihl, der 2018 hochbetagt im Alter von 97 Jahren starb. Seit dem Umzug seiner Witwe in das Pflegeheim Pöttmes drei Jahre später stand das Gebäude leer.

    Die Postkarte aus den 1930-er Jahren zeigt die alte Schule vor ihrem Anbau nach Westen im Jahr 1936.
    Die Postkarte aus den 1930-er Jahren zeigt die alte Schule vor ihrem Anbau nach Westen im Jahr 1936. Foto: Franz Riß

    Die beiden Ebenriederinnen Genoveva Bayerl und Eva Ziegler, die sich für den Erhalt des Schulgebäudes einsetzen, befürchteten ab diesem Zeitpunkt, dass das Grundstück verkauft und in dessen Folge der Schule der Abriss bevorstehen könnte. Beide waren dort noch eingeschult worden und sie wussten davon, dass auf dem Dachboden noch Unterlagen der Gemeinde und der Schule lagerten. Auf dieses Schriftgut hätte bei einem Verkauf vermutlich der Papiercontainer gewartet.

    Bei einer ersten Sichtung durch den Archivpfleger stellte sich heraus, dass auf dem Dachboden, der vor allem als Lagerraum für das Lehrmaterial und Inventar der Schule benutzt worden war, unter einer Vielzahl von Akten, Ordnern und Druckwerken sich auch erhaltungswürdiges Archivgut befand. Als erste Sicherungsmaßnahme wurde das gesamte in Frage kommende Schriftgut vom Dachraum in den darunter liegenden Schulsaal gebracht. Außerdem wurde empfohlen, die archivwürdigen Unterlagen auszusortieren und ins vorhandene Gemeindearchiv einzugliedern.

    Nachdem aber diese Arbeiten wohl auf absehbare Zeit nicht vorgenommen worden wären, ergriff die an der Kulturgeschichte ihres Heimatortes interessierte Vevi Bayerl die Initiative.

    Auf dem Dachboden des Ebenrieder Schulhauses wurden alte Akten gefunden, unter anderem Rechnungen aus dem Jahr 1941.
    Auf dem Dachboden des Ebenrieder Schulhauses wurden alte Akten gefunden, unter anderem Rechnungen aus dem Jahr 1941. Foto: Franz Riß

    Für die Säuberungs- und Sortierarbeiten konnte sie Heinrich Mayr aus Pöttmes und den Archivpfleger gewinnen. Am Ende konnten die drei ehrenamtlich Tätigen acht Umzugskartons auf den Weg nach Pöttmes bringen. Dadurch verdoppelte sich der bisherige Archivbestand und der zweitkleinste Ortsteil kann jetzt die umfangreichste Überlieferung aller zwölf Altgemeinden vorweisen.

    Dazu kam noch ein Archivkarton mit rein schulischen Unterlagen wie Schülerbögen und -listen aus den Jahren von 1933 bis 1947, der in die Grundschule nach Willprechtszell gebracht wurde. Dort lagern seit der Gründung des Schulverbandes Willprechtszell auch die Schularchive der 1969 aufgelösten Volksschulen von Ebenried und Osterzhausen.

    Die Gemeindekanzlei im Ebenrieder Schulhaus

    Bereits im Gemeindeedikt von 1818, das die Geburtsurkunde der bayerischen Gemeinde ist, wurde unter anderem festgelegt, welche Aufzeichnungen der Bürgermeister zu führen und aufzubewahren hatte. Gerade bei den kleineren Landgemeinden haben sich in der Regel nur sehr wenige Schriftstücke erhalten, da die Dorfbürgermeister ihre Amtsgeschäfte zu Hause erledigten und ihre Unterlagen auch dort aufbewahrten – meist in ihren privaten Schränken oder sie befanden sich in „allerunamtlichstem“ Zustand, zum Beispiel in einem Waschkorb oder unterm Himmelbett des Vorstehers, wie Josef Lentner in seinen Erhebungen für eine „Landes- und Volkskunde des Königsreichs Bayern“ um das Jahr 1850 bemerkte.

    Nach der Auflösung der Volksschule unterrichtete Josef Lihl noch bis zum Schuljahr 1973/74 die dritte Klasse in Ebenried. Dieses Türschild hängt bis heute vor dem Schulsaal.
    Nach der Auflösung der Volksschule unterrichtete Josef Lihl noch bis zum Schuljahr 1973/74 die dritte Klasse in Ebenried. Dieses Türschild hängt bis heute vor dem Schulsaal. Foto: Franz Riß

    Ein Enkel des ersten Nachkriegsbürgermeisters Sebastian Schäfer (Amtszeit 1945-1948) erzählte Vevi Bayerl, dass sein Großvater seine Amtsgeschäfte immer daheim erledigte und sogar die Gemeinderatssitzungen in seiner Wohnstube abgehalten wurden. Das einzige Telefon des Ortes war im Haus des Bürgermeisters angeschlossen worden. Doch schon unter seinem Nachfolger Josef Ruisinger, der mit seiner Amtszeit von 1948 bis zur Auflösung der Gemeinde Ende 1976 wohl der am längsten dienende Bürgermeister der Gemeinde war, wurde eine Gemeindekanzlei im Schulhaus eingerichtet.

    Mit großer Wahrscheinlichkeit stand dies im Zusammenhang mit der Übernahme der Schulleitung der einklassigen Volksschule durch Josef Lihl im Jahr 1955. Ab diesem Zeitpunkt übte dieser die Nebentätigkeit als Gemeindeschreiber aus und wird wohl wegen dieser Tätigkeit das gegenüber dem Schulsaal im Obergeschoss befindliche Lehrerzimmer als Gemeindekanzlei zur Verfügung gestellt haben. Bei der Einrichtung des Amtszimmers wurden dort nur die damals aktuellen Gemeindeakten untergestellt. Der große Rest an Altakten wurde unter das Dach gebracht.

    Der Archivschatz auf dem Dachboden

    Bei den Archivarbeiten im Schulsaal, die vor allem aus der Säuberung der stark verschmutzten Papiere, die Entfernung der verrosteten Heft- und Büroklammern und die Sortierung und Erfassung nach dem Einheitsaktenplan der Verwaltung umfassten, stellte sich immer mehr heraus, welche Schätze im Dachraum unbemerkt lagerten. So wurde eine Serie von Rechnungsbüchern erfasst, die im Jahr 1919 beginnen und lückenlos an die ab 1954 vorhandenen anschließen. Auch das Beschlussbuch von 1897 bis 1908 schließt jetzt eine Lücke. Diese Bücher liegen nun vollständig bis einschließlich 1976 vor.

    Das älteste vorgefundene Schriftstück wurde 1857 ausgestellt und nennt die Entlohnung des Ebenrieder Lehrers für seine Organisten- und Mesnerdienste in der Pfarrgemeinde. Die vorgefundenen Familienstandsbögen, die in den Jahren von 1876 bis 1923 angelegt wurden, lassen vor allem die Herzen der Familienforscher höher schlagen, den darin sind nicht nur alle Familienmitglieder verzeichnet, sondern auch die Dienstboten, die damals quasi zur Familie zählten.

    Unterlagen aus der NS-Zeit sind selten

    Besonders selten ist die Überlieferung aus der NS-Zeit, den Jahren 1933 bis 1945. Während hier in fast allen Gemeindearchiven große Lücken klaffen oder oft keinerlei Unterlagen mehr vorhanden sind, haben sich für Ebenried nahezu alle Akten und Schriftstücke erhalten. Es gab nämlich schriftliche Anordnungen von NS-Kreisleitungen, sämtliche Akten aus dieser Zeit zu vernichten. Eine solcher Befehl hat sich beispielsweise im Gemeindearchiv Mering erhalten.

    Seit der letzten Bürgerversammlung im Mai diesen Jahres können nun Vevi Bayerl und Eva Ziegler aufatmen: Der Bürgermeister verkündete dort, dass das Schulhaus nicht verkauft wird.

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