Es rächt sich, wenn bei der Maibaumwache am Personal gespart wird: Diese Erfahrung musste man in der Nacht auf Freitag jetzt auch in Obermühlhausen machen. Als es in Obermühlhausen Tag wurde, befand sich der Maibaum bereits in Dießen. Rund 50 Burschen - unterstützt von drei jungen Frauen - hatten ihn zu nächtlicher Stunde aus einem Stadel mitten im Dorf gestohlen.
Den Baum, der am 1. Mai in Obermühlhausen aufgestellt werden soll, hatte die Burschenschaft aus Wengen praktisch seitdem er vor etwa zwei Wochen gefällt wurde, observiert, erzählt einer der Maibaumdiebe am Morgen, nachdem ein Anruf unserer Redaktion seine Bettruhe nach knapp drei Stunden schon wieder beendet hatte.
Ein Radlader war für die Wengener Burschen kein Hindernis
So blieb es denn auch nicht verborgen, wo der Baum bis zum 1. Mai untergebracht werden sollte. In einem Stadel mit einem angebauten Zelt, der weder abgesperrt noch bewacht war, wie berichtet wird. Die Obermühlhausener hatten lediglich einen Radlader vor den Baum gestellt und das Lenkrad mit einer Kette gesichert, damit das Fahrzeug nicht wegbewegt werden konnte. Den Radlader zu bewegen war für die Diebe aus Wengen aber auch gar nicht nötig, berichtet einer der Beteiligten. Die rund 50 jungen Damen und Herren hoben den etwa 27 Meter langen Baum mit 25 Stangen einfach über die nicht ganz mannshohe Radladerschaufel und schleppten ihn still und leise ein paar hundert Meter bis zu einem Baumwagen, auf dem er dann nach Dießen an einen Ort, der natürlich nicht verraten wird, gebracht wurde.
Die größte Peinlichkeit wäre ja, wenn einem selbst ein erbeuteter Maibaum noch einmal geklaut wird, was in der Region auch schon vorgekommen ist. Und tatsächlich wurden angeblich auch die gefürchteten Maibaumdiebe aus Inning in derselben Nacht in Dießen gesichtet. Allerdings gab es beim Heimat- und Trachtenverein in Dießen, der heuer für eine neue Maienzierde in der Marktgemeinde sorgt, nichts zu holen. Die reguläre Maibaumwacht wurde nämlich in dieser Nacht durch die zahlreiche anwesende Trachtenjugend verstärkt.
Die Wengener Maibaumdiebe hoffen auf einen schnellen Verhandlungserfolg
Auch wegen der Sicherheitsfrage hofft die Wengener Burschenschaft auf ein schnelles Verhandlungsergebnis mit Obermühlhausen. Der gestohlene Maibaum ist zwar schon geschepst, allerdings muss er erst noch gestrichen werden. Insofern hätten wohl auch die Obermühlhauser ein Interesse, den Baum schnell zurückzuerhalten, heißt es. In jedem Fall dürften die bestohlenen Maibaumfreunde nicht lange im Unklaren geblieben sein, wer ihnen ihren Baum verzogen hat. Die Wengener hinterließen im Stadel ein Bauzaunelement mit einem Plakat, das derzeit in der ganzen Umgebung auf das am 10. Mai wieder stattfindende Stadelfest hinweist.
Die Forderungen der Wengener liegen derweil auf dem Tisch: „Ein gescheites Grillfest, bei dem wir verpflegt werden“, heißt es knapp. Zuletzt war in der Marktgemeinde Dießen übrigens die Feuerwehr in St. Georgen Opfer von Maibaumdieben geworden, der der Baum 2022 von Dieben aus Inning gestohlen wurde.
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