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Rückblick 2024: Wohin geht es mit der Kunstanstalt in Dießen?

Rückblick 2024

Wohin geht es mit der Kunstanstalt in Dießen?

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    Die Gebäude der ehemaligen Graphischen Kunstanstalt Jos. C. Huber KG sind ein charakteristischer und seit vielen Jahrzehnten unveränderter Teil des Dießener Ortsbilds.
    Die Gebäude der ehemaligen Graphischen Kunstanstalt Jos. C. Huber KG sind ein charakteristischer und seit vielen Jahrzehnten unveränderter Teil des Dießener Ortsbilds. Foto: Gerald Modlinger (Archiv)

    Die westliche Seite der Johannisstraße gehört zu den Ecken in Dießen, die sich seit Jahrzehnten dem menschlichen Gestaltungs- und Veränderungswillen am stärksten entziehen. Das lag lange Zeit an den komplizierten und erst 2021 abschließend geklärten Eigentumsverhältnissen. Seither ist zwar unzweifelhaft der Markt Dießen Eigentümer dieses baulichen Zeugnisses früheren erfolgreichen Unternehmertums, aber bislang hat dies an der eingangs beschriebenen Situation auch nichts geändert. Und allem Anschein nach wird das im Wesentlichen auch so bleiben. Im November wurde bekannt, dass alle Gebäude der ehemaligen Graphischen Kunstanstalt Jos. C. Huber unter Denkmalschutz gestellt werden sollen.

    Daneben stellte der Gemeinderat eine wichtige Weiche für die Zukunft der Industriebrache mitten im Ort. Das Gremium beschloss eine „Ideenwerkstatt“, mit der herausgefunden werden soll, welche realisierbare und finanziell tragfähige Konzepte für die sogenannten „Huber-Häuser“ sich potenzielle Interessengruppen vorstellen können. Dies soll der erste Schritt sein, eine mögliche künftige Nutzung zu finden. Dieser Prozess soll in der Zeit bis 31. März 2025 ablaufen. Und bereits jetzt weist die Gemeinde darauf hin, dass im Anschluss an die „Ideenwerkstatt“ noch keine direkte Vergabe stattfindet und ebenso keinerlei Anspruch auf Zuschlagserteilung besteht.

    Potenzielle Interessenten sollen zu vielen Fragen Antworten liefern

    Die ehemalige Graphische Kunstanstalt Jos. C Huber mit einer Gebäudegrundfläche von insgesamt rund 1218 Quadratmetern ist aktuell überwiegend, bis auf drei vermietete Wohnungen, ungenutzt. Dieses Areal gelte es wieder mit Leben zu füllen. Das Ideenkonzept soll daher unter anderem folgende Punkte berücksichtigen: künftige angedachte Nutzung(en), Begründung des Mehrwertes für die Gemeinde und deren Bewohner, Berücksichtigung der aktuell bestehenden Altlastensituation und -entsorgung, Sanierung der Gebäudestruktur unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes, ein Finanzierungs- und Betriebskonzept und eine Angabe, ob Erbbaupacht oder Kauf bevorzugt werden. Neben einer grundlegenden (energetischen und ökologisch nachhaltigen) Sanierung möchte der Markt Dießen auch Fragen des nachbarschaftlichen Miteinanders aufgrund der engen Bebauungssituation, möglicher Begegnungsflächen und Mobilitätskonzepte berücksichtigt wissen.

    Insgesamt eine Aufgabenstellung mit einigem Anspruch, aber im Markt Dießen gibt es offenbar Interessenten. Es sei „absolut sicher“, dass bis 31. März mindestens eine Bewerbung für die ehemalige Kunstanstalt vorliegen werde.

    Das sagt Thorsten Bergmaier-Trede, der Vorsitzende des Heimatvereins. Sein Verein habe schon länger ein Auge darauf, dass die Huber-Häuser nicht abgerissen werden. „Das sind alte Kulturgüter, die haben Relevanz. Sie sind noch sehr ursprünglich erhalten und in einem guten Zustand“, erklärt Bergmaier-Trede. Deshalb habe der Verein mit dem Landesamt für Denkmalpflege Kontakt aufgenommen und „es freut uns, dass die Gebäude als Industriedenkmal auf dem Radar des Landesamts sind“.

    Dem Heimatverein geht es um eine „Grundidentität“ von Dießen

    Laut Bergmaier-Trede besteht eine übergreifende Interessengruppe, der es zum einen darum gehe, Räume für junge Kreative, aber auch etwa für die Musikschule zu schaffen. Dießen sei ein Ort, der seit Jahrzehnten vom Kunsthandwerk mitgeprägt wird, aber viele Kunsthandwerker gehörten inzwischen zur älteren Generation. Um diese „Grundidentität von Dießen“ in die Zukunft zu tragen, müssten junge Kreative Räume haben: Wohnungen, fest vermietete Ateliers und Räume, die für Veranstaltungen gemietet werden können, nennt Bergmaier-Trede als Beispiele.

    Eine „dampfstrahloptimierte Topsanierung“ könne eine solche Gruppe zwar nicht leisten, es gehe darum, die teilweise seit Jahrzehnten ungenutzten Räume in ihrer „gegenwärtigen Charakteristik“ zu erhalten und stufenweise technisch zu ertüchtigen. Im erweiterten Denkmalschutz sieht Bergmaier-Trede einen positiven Aspekt: Denn dadurch werde die Immobilie in gewisser Weise den rein wirtschaftlichen Marktmechanismen entzogen.

    Eine Mitbegründerin der „Freien Kunstanstalt“ sieht die Entwicklung nicht so positiv

    Maßgeblich beteiligt an diesen Überlegungen ist auch Grünen-Gemeinderätin Gabriele Übler. Ihre Perspektive für die Huber-Häuser beschreibt sie als einen Ort, an dem man sich begegnen kann, ohne zu bezahlen, kombiniert mit Nutzungen, für die auch bezahlt werden muss: „Das wird etwas, was Dießen noch nicht kennt“, sagt Übler. Die künftige Denkmaleigenschaft biete Möglichkeiten für Förderungen, etwa durch den Denkmalpflege-Entschädigungsfonds oder der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

    Nicht so positiv gestimmt ist Stefanie Sanktjohanser. Die Illustratorin und Tätowiererin gehörte zu den Gründern des Vereins „Freie Kunstanstalt“ und hatte in den vergangenen Jahren ähnliche Nutzungsüberlegungen für die ehemaligen Huber-Häuser formuliert. Inzwischen hat sie keine offizielle Funktion mehr im Verein. Die Ausschreibung des Marktes Dießen sieht sie als wenig zielführend an: „Wer soll denn das stemmen?“, fragte sie sich. Der Verein „Freie Kunstanstalt“ habe viel Arbeit hineingesteckt, während die Gemeinde gegenüber dem Verein drei Jahre lang vor allem ihr Eigentumsrecht betont habe. Nun, kritisiert sie, sollten sich andere um die Altlasten kümmern, der nunmehrige vollständige Denkmalschutz erschwere zudem neue Nutzungsmöglichkeiten.

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