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So wird‘s was mit der üppigen Tomatenernte: Tipps von Tomaten-Expertin Anneliese Weber aus Dettenschwang.

Dießen

Rot, gelb, violett, rund oder birnenförmig: Tomatenvielfalt am Weberhof in Dettenschwang

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    Rund 250 verschiedene Tomatensorten baut Anneliese Weber auf dem Weberhof in Dettenschwang an.
    Rund 250 verschiedene Tomatensorten baut Anneliese Weber auf dem Weberhof in Dettenschwang an. Foto: Guido Wider (Archivbild)

    Kaum lacht die Sonne vom Himmel und erwärmt die Luft, zwitschern die Vögel und die ersten Insekten brummen – und die meisten Gartenfreunde juckt es gewaltig in den Fingern, mit der Gartenarbeit zu beginnen. Oder zumindest mit der Aussaat von unter anderem Tomaten zu starten. „Viel zu früh“, sagt Anneliese Weber vom Weberhof in Dettenschwang. Und sie muss es wissen, wachsen doch rund um das Haus der Webers alljährlich bis zu 250 verschiedene Tomatensorten.

    Sogar jetzt, Anfang Februar, kann Anneliese Weber mit ihrer Familie noch Tomaten naschen, die im vergangenen Jahr in den unzähligen Töpfen gewachsen sind. „Richtig gelagert halten sich viele Sorten sehr lange“, weiß die Tomatenexpertin, die sowohl vorgezogene Tomatenpflanzen als auch frisch geerntete Tomaten unter anderem auf dem Uttinger Wochenmarkt anbietet. Ihre sorgsam getrockneten und sortierten Samen verkauft sie aber nicht. Denn das tauschen oder verschenken ihrer Tomatensamen wäre ein in Verkehr bringen, das Recht hierfür besitzt allerdings nur der Inhaber des Sortenschutzes, somit stellt auch das tauschen und verschenken von Saatgut einen Verstoß gegen das Saatgutverkehrsgesetz dar.

    Am Weberhof gibt es auch im Februar noch Tomaten aus der Vorjahresernte

    Das Weitergeben von Wissen unterliegt solchen Richtlinien nicht, so liegt als nahe, dass Interessierte bei Anneliese Weber um Tipps und Tricks nachzufragen, damit die eigene Tomatenernte in diesem Jahr zufriedenstellend ausfallen kann. „Vier bis sechs Wochen sollte man zurückrechnen von dem Zeitpunkt, an dem man daheim seine Tomatenpflanzen ins Freie stellen möchte“, rät Anneliese Weber. Geht man also vom Ende der Eisheiligen aus, die heuer vom 11. bis 15. Mai dauern, sollte das Einbringen von Tomatensamen in gute Anzuchterde ein bis zwei Wochen vor Ostern erfolgen. „Ein früherer Zeitpunkt führt in der Regel nur dazu, dass die jungen Tomatenpflanzen schnell in die Höhe schießen, aber dann nicht ausreichend Kraft für das weitere Wachstum haben.“

    Fein säuberlich sortiert, getrocknet und beschriftet bewahrt Anneliese Weber die Samen für die nächste Tomatensaison auf.
    Fein säuberlich sortiert, getrocknet und beschriftet bewahrt Anneliese Weber die Samen für die nächste Tomatensaison auf. Foto: Frauke Vangierdegom

    Anneliese Weber benötigt für die Aussaat ihrer rund 200 bis 250 verschiedenen Tomatensorten etwa eineinhalb Tage. Zuvor hat sie aber schon eine Auswahl aus den etwa 400 Sorten getroffen, die Anneliese Weber insgesamt besitzt. In der Zeit der Aussaat herrscht Ausnahmezustand in der Küche der Familie. Samenkorn für Samenkorn wird sorgfältig in mit guter Erde befüllte Schalen gelegt. Auf dem Weberhof dauert die Aussaat der Wild-, Dattel-, Cocktail, Salat-, Fleisch- oder Birnentomaten fast zwei Tage. Ausgesät wird in bis zu 45 Schalen, die dann eine zeitlang die Küche der Webers in Beschlag nehmen. Dann heißt es warten bis bei mindestens 20 Grad Raumtemperatur die ersten Keimlinge aus der Erde spitzeln. „Das dauert je nach Tomatensorte zwischen vier und zehn Tagen“, weiß Anneliese Weber aus langjähriger Erfahrung.

    Nach etwa zwei Wochen folgt ein erster Umzug der jungen Pflänzchen. Im Fachjargon nennt man das Pikieren. Vorsichtig werden die kleinen Tomatenpflanzen aus der Erdeihrer „Gemeinschaftsunterkunft“ genommen und einzeln in Töpfchen gesetzt. Am Weberhof sind das dann schätzungsweise 1000 kleine Pflänzchen oder mehr.

    Tomatenpflanzen sollten nicht vor Ende der Eisheiligen ins Freie gestellt werden

    „Von jetzt an ist es besonders wichtig, dass die Tomaten Tageslicht bekommen und ausreichend vor Kälte geschützt werden.“ Raus an die frische Luft geht es aber erst vier bis sechs Wochen nach der Aussaat. „Die Eisheiligen sind ein guter Anhaltspunkt“, so Weber, „aber auch danach muss das Wetter aufmerksam beobachtet werden.“ Denn Tomaten sind sehr kälteempfindlich. Auch Regen oder gar länger anhaltend nasse Blätter mögen die Diven nicht und quittieren das relativ schnell mit Kraut- oder Braunfäule.

    Stehen die Tomatenpflanzen an einem geschützten Platz im Freien, heißt es weiter beobachten, gießen, pflegen und warten, bis aus den kleinen Pflänzchen stattliche Gewächse mit hoffentlich vielen Blüten und dann vielen Früchten werden. Wer dann im Sommer und Herbst am Weberhof vorbeischaut, wird staunen über die Vielfalt an Tomaten, die dort wachsen und gedeihen. Etwa 50 Tomatenpflanzen stehen im Gewächshaus, rund 150 weitere bevölkern den Weberhof rund ums Haus. Auch an der Nordseite stehen Pflanzen. Nur an der Westseite nicht, denn dort wird es bei Regen zu nass.

    Die in Küchenkrepp gewickelten Tomatensamen werden in Tüten verpackt und bis zur nächsten Aussaat-Saison aufbewahrt.
    Die in Küchenkrepp gewickelten Tomatensamen werden in Tüten verpackt und bis zur nächsten Aussaat-Saison aufbewahrt. Foto: Frauke Vangierdegom

    Von etwa Anfang Juli bis Ende Oktober ist es dann bunt an den Hauswänden am Weberhof. Denn Tomaten sind keineswegs immer nur rot. „Es gibt birnenförmige, runde, schwarze, grün-gestreifte, dunkelviolette und fast schwarze Tomaten“, erzählt Weber. „Und jede Sorte hat ihren ganz eigenen Geschmack“, ergänzt sie und das Leuchten in ihren Augen wird immer stärker. Ihre Leidenschaft für diese Pflanzenart aus der Familie der Nachtschattengewächse ist groß und die gibt sie gerne auch an andere weiter.

    Tomatensamen warten in Küchenkrepp gewickelt auf ihren Einsatz im nächsten Frühjahr

    Damit auch im Folgejahr wieder viele der von Anneliese Weber gesammelten Tomatensorten rund um den Weberhof gedeihen können, gilt es genügend Samen zu sammeln, die dann im nächsten Frühjahr wieder ausgesät werden können. Bei der Vielzahl an Sorten erfordert das besonders viel Sorgfalt. Samen für Samen wird dafür aus dem Fruchtfleisch der Tomaten gelöst, auf Küchenkrepp gelegt und getrocknet. Gut beschriftet werden die Samen eingewickelt, landen zusätzlich in einem Tütchen und werden dann in Kisten aufbewahrt, wo sie auch ihren großen Auftritt in einem der nächsten Sommermonate warten.

    Bei Anneliese Weber wachsen so jeden Sommer die unterschiedlichsten Tomaten: Gelbe, rote, violette, gestreifte, birnenförmige, kleine oder große runde und fleischige – „und jede Sorte schmeckt ein wenig anders“, schwärmt sie. Was nicht als Tomatensalat auf dem Tisch landet oder vom Strauch weg von der Familie oder den Feriengästen auf dem Weberhof genascht wird, verkauft Anneliese Weber auf dem Uttinger Wochenmarkt oder kocht daraus zu Hause Tomatensoßen. „Die haben wir dann das ganze Jahr über zur Verfügung“, sagt sie und zeigt ein großes Tablett, auf dem an diesem nasskalten Februartag noch immer sehr viele Tomaten zu finden sind. Gut gelagert halten sich viele Sorten bis weit in den Winter hinein und bringen beim Naschen das Sommerfeeling in die Küche zurück.

    Auch im Februar kann Anneliese Weber vom Weberhof in Dettenschwang noch Tomaten aus eigener Ernte naschen.
    Auch im Februar kann Anneliese Weber vom Weberhof in Dettenschwang noch Tomaten aus eigener Ernte naschen. Foto: Frauke Vangierdegom

    Apropos Sommerfeeling: Bis das sich in der Natur wieder einstellt, dauert es noch eine geraume Zeit. Bevor Anneliese Weber sich wieder ganz ihren Tomaten-Zöglingen widmet, nutzt sie die dunkle Jahreszeit, um im Haus der einen oder anderen Handarbeit nachzugehen. Momentan werden von ihr viele bunte Sitzkissen gefilzt und Weidenherzen geflochten. Vorher aber hat die Tomatenexpertin mit der Reinigung der Pflanztöpfe alle Hände voll zu tun. „Meist bin ich damit erst im Dezember fertig“, verrät sie.

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