Überflüssig oder wichtig? Über den Weltfrauentag gibt es unterschiedliche Meinungen. Wir haben Frauen aus dem Landkreis Augsburg aus verschiedenen Bereichen nach ihrer Meinung gefragt.
Der Weltfrauentag sei nach wie vor wichtig, findet die Chefin der Brauerei Ustersbach, Stephanie Schmid. Ihr Blick richtet sich dabei nicht nur aufs Berufsleben, wo in führenden Positionen nach wie vor zu wenig Frauen seien. „Machen wir uns doch nichts vor, die Kindererziehung liegt immer noch vor allem in den Händen der Frauen“, so Schmid. Die Unternehmerin freut sich, dass in ihrer Firma der Anteil der Frauen beim Personal wächst und bei zwölf Prozent liege. Dies sei in ihrer Branche alles andere als selbstverständlich. Die meisten Frauen arbeiten in der Verwaltung, doch in Ustersbach gebe es auch zwei Brauerinnen und eine junge Frau in Ausbildung für diesen Beruf. „Die Mädels, die sich für einen technischen Beruf bewerben, haben es einfach drauf“, freut sich ihre Chefin. „Ein wichtiges Ziel des Weltfrauentages ist, auf die Situation von Frauen in anderen Ländern aufmerksam zu machen und auf die Bedeutung der Frauen für alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.“
„Es gilt, Unterschiede zu leben, sich gegenseitig zu ergänzen und darin gemeinsam zu wirken.“
Julika Bardehle, Pfarrerin in Schwabmünchen und Langerringen
Die Leiterin der Grundschule St. Ulrich in Schwabmünchen, Maren Hankl, sagt: „Nach wie vor bewältigten den Großteil der Doppel- und Dreifachbelastung mit Haushalt, Kinder und Beruf die Frauen.“ Das könne sie an der Schule gut beobachten. Die Rektorin ist daher überzeugt: „Der Weltfrauentag kann auf spezielle Situationen aufmerksam machen und sensibilisieren. Ganz persönlich bin ich aber der Meinung, dass es eigenen einzelnen Tag dafür nicht braucht, denn Gleichberechtigung gehört jeden Tag gelebt, nicht nur an einem Tag im Jahr.“ Das sei ähnlich wie mit dem Muttertag. „Meine Kinder sollen mich nach Möglichkeit jeden Tag gut finden. Tun sie es nicht, benötige ich auch nicht diesen einen Tag, an dem sie ihre Mutter hochleben lassen.“

Eher politisch sieht die Pfarrerin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Schwabmünchen und Langerringen, Julika Bardehle, den Weltfrauentag: „Die Kraft liegt meines Erachtens heute darin, dass er Bewusstsein für die Gleichberechtigung der Geschlechter wachhält und auf Missstände hinweist. Das ist die Grundlage für Veränderung.“ Daneben weise der Tag auf Begabungen von Frauen hin. Letzteres kann Frauen nach Meinung von Bardehle ermutigen, zu sich selbst in ihrer Weiblichkeit zu sehen und aus dieser Kraft ihr Leben zu verantworten und zu gestalten und sich nicht durch ,,Abgrenzung von“ anderen oder ,,Anpassung an“ andere zu definieren. „Die Selbstwahrnehmung von Frauen verändert das Miteinander mit dem anderen Geschlecht und stößt damit gesamtgesellschaftlich einen Prozess an: Es gilt, Unterschiede zu leben, sich gegenseitig zu ergänzen und darin gemeinsam zu wirken.“

Marion Vogt ist die Ortsbäuerin und Vorsitzende des Bayerischen Bauernverbands (BBV) in Langerringen und sagt: „Ich finde es schon traurig, dass es in der heutigen Zeit noch einen Weltfrauentag geben muss. Es sind Themen, die an jedem Tag Relevanz in unserer Gesellschaft haben sollten. Aber wie man es fast täglich erlebt, ist es wichtig, auf diese Weise auf viele Missstände, Gewalt, Ungerechtigkeiten und Diskriminierung an Frauen aufmerksam zu machen. Wenn man sieht, unter welchen Arbeitsbedingungen in der Dritten Welt mit Frauen umgegangen wird, gilt es weiter daran festzuhalten, und immer wieder durch den Weltfrauentag aufmerksam zu machen. Ich persönlich besuche an diesem Tag sehr gerne einen Gottesdienst der auf dieses Thema ausgelegt ist. Da ist mir mein christlicher Glaube sehr wichtig, und er stärkt mich.“ Blumen am Weltfrauentag findet Vogt übertrieben. Öfter mal ein Dankeschön an jedem anderen Tag wäre schöner. „Mein Wunsch wäre es, dass die Menschen einander emehr Wertschätzung schenken und sich mehr respektieren, dann bräuchte es vielleicht solche Tage nicht.“

Carina Brunner ist Hauswirtschaftslehrerin beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AElf) in Schwabmünchen und ist der Meinung, dass solche Tage den Druck erhöhen, Gleichberechtigung zu schaffen: „Leider braucht es den Weltfrauentag nach wie vor ganz dringend. Er dient nicht nur als Symbol für die Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung, sondern macht auch auf bestehende Ungleichheiten aufmerksam. Der Tag bietet eine Plattform, um Themen ins Bewusstsein zu rücken, solidarisch zu sein und den Druck auf Politik und Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Ich komme aus dem Bereich der Hauswirtschaft, in dem Pflegearbeit ein essentieller Bestandteil ist. Essen kochen, Wäsche waschen, Feiern organisieren, all das wird der Frau typischerweise zugeschrieben. 2025 natürlich zusätzlich zu ihrem eigentlichen Job. Wir helfen mit der Ausbildung in Teilzeitform alles gut unter einen Hut zu bekommen. Ich wünsche mir allerdings mehr Männer in unserem schönen Beruf. Ich finde es gut, wenn anlässlich des Weltfrauentages Frauen zusammenkommen und sich austauschen, wo „man“ vorangekommen ist und wo noch immer Ungerechtigkeit herrscht.“

Simone Strohmayr, Landtagsabgeordnete der SPD aus Stadtbergen, sagt: „In den vergangenen 100 Jahren haben wir für uns Frauen zwar viel erreicht, jetzt müssen wir aber aufpassen, dass sich das Rad nicht rückwärts dreht. Ich finde es besonders erschreckend, dass vor allem Frauen im Netz mit Hatespeech und Sexismus konfrontiert werden. Das dürfen wir so nicht hinnehmen.“ Die Politikerin sieht weitere Baustellen Bezug auf die Geschlechtergerechtigkeit wie etwa Gender Pay Gap oder Altersarmut. Deswegen gibt es von ihr ein „klares Ja zum Weltfrauentag, der uns jedes Jahr daran erinnert, dass es noch einiges zu tun gibt“.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden