
Spiel mit den Dimensionen

Martha Bilger aus Neu-Ulm zeigt im Museum Zusmarshausen ihre Werke in einer kleinen aber gehaltvollen Ausstellung
Zusmarshausen Am Anfang steht die Zeichnung – dies gilt wohl für die bildende Kunst ganz allgemein und drückt sich in den Werken der Neu-Ulmer Künstlerin Martha Bilger auf besondere Weise aus. Bildet die einfache Linie auf Papier den Ausgangspunkt der Arbeiten, verdichtet und überlagert sich diese, bis sie keine weitere Ausdehnungsmöglichkeit mehr zu finden scheint, als in den dreidimensionalen Raum zu entweichen.
Die fragilen Objekte spielen mit der Wahrnehmung
So findet sie sich wieder, verwandelt und materialisiert in luftigen Objekten aus Plexiglas, die im Raum schweben und dem Betrachter die Möglichkeit des Dahinter- und Hineinschauens gewähren. Durchsichtig, instabil, in ständiger Bewegung durch den Lufthauch, spielen die fragilen Objekte mit der Wahrnehmung. Dem Zufall wird hierbei bewusst Raum überlassen, ein unklarer Zustand des Übergangs scheint sich zu manifestieren und symbolisiert ständige Veränderung und Prozesshaftigkeit.
Nun unternimmt Martha Bilger einen interessanten weiteren Schritt und bannt ihre Objekte wiederum in Fotografien. Damit zwingt sie diese ins Zweidimensionale zurück und schafft dadurch eine fokussierte Momentaufnahme, einen gebannten Augenblick.
In einer kleinen, aber gehaltvollen Ausstellung unter dem Titel „Linien Zwischenräume“ können Martha Bilgers Werke derzeit im Museum Zusmarshausen besichtigt werden. Bei der Vernissage führten Museumsleiter Jürgen Schmid und Andreas Decke in das Werk der Künstlerin ein. Die kleine Schar an ehemaligen Weggefährten der Künstlerin – Kommilitonen an der Fachhochschule für Gestaltung bei Professor Jonas Hafner – sowie kunstinteressierte Zusmarshauser nahmen die Werke im Kreuzgewölbe des Museumsraums, das mit seinen Schattenwürfen an der Decke einen assoziativen Rahmen bot, erstmals in Augenschein.
Neben den erwähnten „Luftobjekten“ konnten dabei auch Objekte aus Holz, Metall oder gewachster Folie betrachtet werden. Allen gemein ist die Vermeidung von Gegenständlichkeit, sodass Linien und Flächen für sich sprechen und eine eigenständige Formensprache entwickeln.
Für den angenehmen musikalischen Rahmen sorgten Amelie Warner am Klavier und Vera Decke an der Klarinette. Werke von Francis Poulenc, Benny Goodman und Carl Maria von Weber Werke luden dazu ein, Musik und Kunstwerke in symbiotischer Verbindung ihre Wirkung entfalten zu lassen.
Dass das Kunstschaffen allerdings nicht nur die angenehme Seite der freien kreativen Gestaltungsmöglichkeiten hat, gesteht Martha Bilger im Gespräch zu. Als alleinerziehende Mutter zweier Töchter bleibt für Marketing in eigener Sache wenig Zeit – und obwohl ihr Talent und die Qualität ihrer Arbeiten im Raum Ulm durchaus wahrgenommen werden, hält sich der wirtschaftliche Erfolg in Grenzen.
Der Künstlerin und den Ausstellungsmachern, die sich seit zwölf Jahren um hochwertige Ausstellungskonzepte in Zusmarshausen bemühen, ist zu wünschen, dass sich noch viele Kunstinteressierte für den lohnenswerten Besuch der Ausstellung gewinnen lassen.
Geöffnet ist die Ausstellung bis Sonntag, 25. November jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr.
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