Unter dem Motto „Michalke lädt ein“ trafen sich zahlreiche Interessierte im Pfarrheim St. Vitus. Der Vorsitzende des Langweider Seniorenbeirates, Günter Klein, hoffte dabei auf Begegnungen zwischen den damaligen „Gastarbeitern“ und heutigen Mitbürgerinnen sowie ehemaligen Kollegen und Interessierten.

Altbürgermeister und Ehrenbürger Karl-Heinz Jahn ließ die Firmengeschichte der Zwirnerei Ernst Michalke in einem kurzweiligen Vortrag Revue passieren. 1918 wurde das Unternehmen in Chemnitz gegründet und mit 1200 Mitarbeitenden im Jahr 1934 an die drei Söhne übergeben. Nach dem Krieg demontierte die russische Besatzungsmacht die Produktionsstätten. Daraufhin verlegte das Unternehmen 1953 seinen Sitz nach Langweid-Foret.
„Die Firma Michalke prägte über Jahrzehnte unseren Ort“, sagte der langjährige ehemalige Rathauschef. Das Unternehmen richtete seine Produktion auf die Texturierung von vollsynthetischen Garnen aus. Es wurde mit der Inbetriebnahme einer Färberei für synthetische Garne erweitert. Ein verheerender Großbrand vernichtete im Mai 1965 nahezu alle Texturiermaschinen. Schon im Dezember des gleichen Jahres konnte bereits wieder voll produziert werden.
Fachkräfte aus Italien, Griechenland und der Türkei kamen nach Langweid
Ab dem 1. April 1972 gingen die Geschäftsanteile und die Belegschaft mit damals 2250 Mitarbeitern auf die Hoechst AG über. „Man brauchte Personal und so kamen deutsche, italienische, griechische und türkische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Karl-Heinz Jahn in seinen Ausführungen. Auch wenn viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geplant hatten, nach einiger Zeit wieder in die Heimat zurückzugehen, schrieb das reale Leben andere Karten. Dies bestätigte auch Cumali Senoglu, Sohn einer türkischen Arbeitnehmerfamilie. „Ich erinnere mich sehr gerne an die Erzählungen meines Vaters. Ich durfte in Deutschland studieren und fühle mich sehr wohl hier“. Cumali Senoglu engagiert sich für Veranstaltungen im Seniorenbeirat und begrüßte die Anwesenden in italienischer, griechischer und türkischer Sprache.

Mitgebrachte Fotos, fast schon vergilbt und verblasst, ließen sofort Gespräche aufkommen, etwa über den ehemaligen Meister, die Gebäude. Beim anschließenden Kaffeekränzchen erzählten sich die Anwesenden verschiedene Episoden. 1990 beschäftigte die Firma Ernst Michalke 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei einem Frauenanteil von etwa 50 Prozent. Nach Nationalitäten aufgeteilt waren davon 62 Prozent Deutsche, 23 Prozent Türken und zwölf Prozent Griechen.
Trotz aller Bemühungen von Behörden und Belegschaftsvertretung konnte nicht verhindert werden, dass „nach mehr als 40 Jahren das Werk Ernst Michalke Mitte des Jahres 1996 seine Pforten für immer schloss“, resümierte Karl-Heinz Jahn. Eine Ära ging zu Ende.
Das nächste Treffen des Langweider Seniorenbeirates steht schon an
Die Stimmung bei den Gesprächen im Pfarrheim St. Vitus war gut. Darüber freuten sich die engagierten Mitglieder des Seniorenbeirates Langweid/Lech Günter Klein (Vorsitzender), Heinz und Christine Koutecky, Marlene Danzer, Gerhard Harter, Karl-Heinz Jahn (ehemaliger Seniorenbeauftragter) und als Mitarbeiter Cumali Senoglu.
Vorsitzender Günter Klein verwies auf das nächste Treffen am Donnerstag, 20. März 2025 um 14 Uhr im Pfarrheim St. Vitus. Auf der Tagesordnung steht die Gründung des Arbeitskreises „Bürger helfen Bürgern“. Dank sprach er an Christine Koutecky für die aktive Planung und Durchführung des Nachmittages aus und die Kuchenspenderinnen.
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