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Hochwasser: Was eine neue Schutz-Iniative aus Wörleschwang fordert

Wörleschwang

Neue Initiative zum Hochwasserschutz: „Wir sind keine Querulanten, wir wollen nur mal unbequem sein“

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    Kräfte bündeln und Solidarität: Die IG Hochwasserschutz will mit den Entscheidungsträgern aller Ebenen ins Gespräch kommen, hier mit Zusmarshausens Bürgermeister Bernhard Uhl (rechts). Daneben Koordinator Herbert Hafner, Jürgen Stöckle und Hubert Hegele.
    Kräfte bündeln und Solidarität: Die IG Hochwasserschutz will mit den Entscheidungsträgern aller Ebenen ins Gespräch kommen, hier mit Zusmarshausens Bürgermeister Bernhard Uhl (rechts). Daneben Koordinator Herbert Hafner, Jürgen Stöckle und Hubert Hegele. Foto: Günter Stauch

    Im Veranstaltungssaal beim vor zehn Jahren aus einem Bauernhof entstandenen Kultur-Stadl gibt der Hausherr das Fassungsvermögen mit maximal hundert Personen an. Dort, wo stimmungsvolle Firmenfeiern, Hochzeiten, Geburtstage und Jubiläen über die Bühne gehen, blieb die Besucherzahl am vergangenen Freitag weit darunter. Beim Informationsaustausch der Interessengemeinschaft Hochwasserschutz Zusmarshausen & Ortsteile, ausgerechnet genau ein Jahr nach einem anderen Freitag mit sich anbahnender Katastrophe, fehlten die Torten, der Champagner und die Blumengedecke der üblichen Termine. Dafür lagen auf den spärlich gedeckten Tischen Checklisten für Extremwetter-Ereignisse sowie bunte Werbeprospekte, die Schadensversicherungen, Schutzwände, Mobilbagger und einen Hochwasser-Airbag anpriesen. Dass, draußen vor dem Eingang in einem schmucken Schaukästlein, ein kanadischer Heilstein mit angeblichen heilsamen Wirkungen gegen körperliche wie seelische Schmerzen gezeigt wurde, passte irgendwie, war aber wohl eher Zufall.

    Ernster Rückblick auf die Hochwasser-Katastrophe im Landkreis Augsburg

    Die Stimmung in dem eigentlich gemütlichen Lokal war spürbar angespannt, als Koordinator Herbert Hafner die Gäste mit einem Lächeln begrüßte: Betroffene, Organisationsmitglieder, Helfer, Kommunalpolitiker, Mediziner, Landwirte und Angehörige von Hilfsdiensten. „Danke, dass Sie alle hierhergekommen sind – mit Auto, zu Fuß, mit dem Rad“, unterstrich der Schullehrer und stand dabei vor dem Bild einer überfluteten Ortstraße, darauf ein Paddelboot.

    Sein mittellanger Diskurs über die Bedeutung von Wasser für unser aller Leben und dessen große Ausbreitung über den Planeten hinweg, sollte keineswegs belehrend wirken. Vielmehr: „Wasser ist viel zu wichtig, als dass wir es dauernd nur als Bedrohung wahrnehmen.“ Klar war dem sachlich wie ruhig darlegenden Pädagogen dennoch, was einige im Publikum zunickend offensichtlich nachvollziehen konnten: „Für viele der Geschädigten sind solche Bilder, die ich Ihnen jetzt und später zeigen werde, nur schwer zu ertragen.“ Wie belastend, das zeige auch der Umstand der späten Bildung einer Initiative zum Thema, die andernorts – etwa in Dinkelscherben – zügiger erreicht wurde. „Das ganze Hochwasser hat uns viel Kraft gekostet“, entschuldigt sich Hafner, dessen besonderes Engagement für die IG im erträglich klimatisierten Stadl vom Publikum mit kräftigem Applaus schier gefeiert wurde.

    Das Bündnis möchte unterstützen und die Gemeinden schützen

    Was die Betroffenheit angeht, berichtete auch einer der drei IG-Sprecher, Hubert Hegele, mit einer dramatischen Rückschau und einem persönlichen Einblick in sein Seelenleben. „Das Hochwasser war fürchterlich, aber als das weg war, fiel man in ein tiefes Loch und wollte die ganze Sache einfach nicht wahr haben.“ In so einer Stunde seien solche Unterstützer wie die meisten Anwesenden im Raum sehr hilfreich. Vor allem, wenn man von einem vermeintlichen Jahrhunderthochwasser bald alle fünf bis zehn Jahre überrascht werde, brauche es solche Ideen wie die Interessengemeinschaft, die sich nützlich einbringen könne. Hegele versprach: „Wir sind alle keine Fachfrauen oder Fachmänner, aber wir geben unser Bestes.“ Seinem Vorwurf, wonach in Zusmarshausen nichts geschehen sei, widersprach im Laufe des Abends Bürgermeister Bernhard Uhl mit Vehemenz und wies auf die Sensibilität seiner Marktgemeinderäte bei diesem Thema hin, die übrigens im Publikum gut vertreten waren.

    IG-Sprecher-Jürgen Stöckle, der wie seine Vorredner mit exzellenten Vorträgen und Schaubildern didaktisch brillierte, warb intensiv für ein gemeinsames Vorgehen in Bündnissen und die Zusammenarbeit aller Zusamgemeinden am rund 70 Kilometer langen Strom. „Ob Oberlieger oder Unterlieger: Wir gehören zusammen – alle, von der Quelle bis zur Mündung“, betonte der erfahrene Brandschützer aus Gabelbach, der selbst zugab, bei heranziehendem Gewitter unruhig zu schlafen. Man sehe sich in der Pflicht, innerhalb eins großen Netzwerkes nicht nur bei Überschwemmungen seinen Beitrag zu leisten. Und ruhig auch mal unbequem zu sein. Der ehemalige Feuerwehrkommandant versprach, den professionellen Helfern nicht in die Quere kommen zu wollen, sondern vielmehr zu deren Entlastung beizutragen. Zu viele gut meinende Bürger, gab ein Besucher aus dem stark mitgenommen Donauwörther Ortsteil Zusum zu verstehen, seien auch nicht so gut. Wichtig sei die tatsächliche Umsetzung geplanter Hochwasser-Projekte. „Denn die nächste Flut kommt so sicher wie das Amen in der Kirche.“, schloss der Mann nachdrücklich.

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