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Im Westendorfer Pfarrgarten werden Pflanzen gezählt - es sind 43 verschiedene Arten

Westendorf

Für mehr Artenvielfalt - auch im Pfarrgarten

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    Auch der Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa) wächst im Westendorfer Pfarrgarten.
    Auch der Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa) wächst im Westendorfer Pfarrgarten. Foto: Mascha Brichta/dpa-tmn (Symbolbild)

    „43 verschiedene Pflanzenarten in 45 Minuten.“ Dieses Ergebnis verkündeten Josefa und Hans Demmel vom naturwissenschaftlichen Verein für Schwaben nach ihrer Begehung. Gemeinsam sind sie die Wiese im Pfarrgarten in Westendorf abgeschritten und haben gesucht, gefunden und notiert. Doch wie sind die „Funde“ zu bewerten und was steckt dahinter?

    In Josefa Demmels kleinem Notizbuch stehen bekannte und unbekannte Namen, denn sie notiert alles, was sie finden kann. Zu den ungewöhnlicheren Pflanzenarten gehören etwa der Wilde Dost, das Behaarte Schaumkraut, der Raue Löwenzahn, das Wollige Honiggras, der Wiesen-Sauerampfer, der Gamander-Ehrenpreis, das Kahle Bruchkraut oder die Wilde Möhre. Etwas „Besonderes“ seien diese Pflanzenarten aufgrund der Tatsache, dass sie im Pfarrgarten wachsen.

    Josefa und Hans Demmel vom naturwissenschaftlichen Verein für Schwaben haben im Westendorfer Pfarrgarten 43 verschiedene Pflanzenarten binnen 45 Minuten gefunden. Berücksichtigen die Akteure der Pfarreiengemeinschaft die Tipps des Ehepaars, könnte hier die Artenvielfalt noch stärker gefördert werden.
    Josefa und Hans Demmel vom naturwissenschaftlichen Verein für Schwaben haben im Westendorfer Pfarrgarten 43 verschiedene Pflanzenarten binnen 45 Minuten gefunden. Berücksichtigen die Akteure der Pfarreiengemeinschaft die Tipps des Ehepaars, könnte hier die Artenvielfalt noch stärker gefördert werden. Foto: Steffi Brand

    Auf einer sogenannten „Fettwiese“ – auf einer Wiese auf besonders nährstoffreichem Boden, die nicht selten auch gedüngt wird und die häufig gemäht werden muss – lassen sich vielleicht vier bis fünf verschiedene Pflanzenarten finden und sicherlich keine der notierten Besonderheiten, erklärt Hans Demmel.

    „Wir wollen die Artenvielfalt fördern.“

    Judith Bornemann-Freund, Mitglied der Kirchenverwaltung

    Während er weiter über die Wiese geht, Pflänzchen um Pflänzchen begutachtet und Ehefrau Josefa Demmel in ihr Notizbuch diktiert, erklärt Judith Bornemann-Freund von der Kirchenverwaltung, wie es zum Besuch des Ehepaars gekommen ist. Die Westendorferin ist ehrenamtlich aktiv im Arbeitskreis Umwelt und Schöpfung der Pfarreiengemeinschaft Nordendorf-Westendorf. Dort gehe es unter anderem um „kirchliches Umweltmanagement“ – ein sperriges Wort dafür, was nun unter anderem im Pfarrgarten in Westendorf ganz konkrete Formen annehmen könnte. Der Ansatz sei schnell erklärt. „Wir wollen die Artenvielfalt fördern“, formuliert Judith Bornemann-Freund. Um das Thema konkret anzupacken, rückten Josefa und Hans Demmel vom naturwissenschaftlichen Verein an, um zu gucken, wie es um die Wiese im Pfarrgarten bestellt ist, was dort wächst und was bei der Pflege zu beachten ist, um die Artenvielfalt zu optimieren.

    Mit Blick auf die Pflege des Pfarrgarten haben Josefa und Hans Demmel ganz praktische Hinweise parat: Die Wiese sollte ausgemagert werden. Dabei könnten Pflanzen wie der Wiesenknöterich, die Kuckucks-Lichtnelke und der Klappertopf helfen. Nun loszuziehen, eine Saatgutmischung zu kaufen und auszubringen, sei der falsche Weg. Stattdessen sollten besser Samen aus der Region genutzt werden, die in der Natur frei zur Verfügung stehen. Auch Margeriten und Salbei könnten gut in den Pfarrgarten passen, verraten Josefa und Hans Demmel.

    Tipps zum Mähen des Westendorfer Pfarrgartens

    Den Rasen zweimal jährlich zu mähen, reiche aus. Anschließend sollte das Mähgut weggebracht werden. Vom Mulchen raten sie ab. Idealerweise werde die Wiese nicht komplett gemäht. Besser sei es, Streifen stehenzulassen, erklärt Josefa Demmel. So könne sich die Wiese Zug um Zug zu einem artenreichen Ort entwickeln, an dem sogar Perl- und Zittergras wachsen könnten. Für den Wilden Dost, den sie bereits zu Beginn gefunden haben, gibt es einen besonderen Tipp: Dieser werde im Sommer zu einer Bienenweide und sollte gar nicht abgemäht werden.

    Die Wiese im Pfarrgarten nicht zu düngen, damit hätten die Verantwortlichen bereits vieles richtig gemacht, loben Josefa und Hans Demmel. Das zeige sich nicht nur an der Anzahl der Pflanzenarten, sondern auch an den winzig kleinen Heuhüpfern, die sich auf der Wiese beobachten lassen. Auch für den alten Baumbestand im Pfarrgarten gibt es ein Lob. Dass ein Pfarrgarten wie der in Westendorf eher eine Seltenheit ist, weiß Karl-Georg Michel, Umweltbeauftragter der Diözese. Und genau deswegen soll auf der 2.500 Quadratmeter großen Wiese, die im Sommer auch fürs Zeltlager genutzt wird, auf die Pflege und auf kleine Stellschrauben geachtet werden, die die Artenvielfalt verbessern können.

    In Westendorf wächst auch insektenfreundliche Grabbepflanzung

    Doch das ist nicht der einzige kirchliche Ort, wo künftig stärker auf die Ökologie geachtet werden solle. Grünflächen um Kirchen herum könnten genutzt werden. Der Trend zu Urnengräbern auf den Friedhöfen könnte dort die Artenvielfalt verbessern. In Westendorf gibt es bereits eine erste, insektenfreundliche Grabbepflanzung, berichtet Judith Bornemann-Freund. Dort habe sie Akeleien, Mannstreu, Bergminze, Salbei und Blutgras gepflanzt. Zudem werde die Rasenfläche an der Kirche nicht mehr so häufig gemäht – ein Weg, der nun auch im Pfarrgarten gegangen werden könnte. Dort soll künftig stärker geschützt werden, was heimisch ist.

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