Grusel, Gewalt und Verbrechen faszinieren Menschen seit jeher. Inzwischen gibt es dutzende Podcasts und Bücher, in denen alte Kriminalfälle neu aufgerollt werden. True Crime, also die Nacherzählung echter Fälle, liegt im Trend. Das neue Buch „Tatort Schwaben“ dürfte also einen Nerv treffen. Es ist das neueste Werk von Maximilian Czysz, Autor und Redakteur unserer Redaktion. Er durchstöbert seit Jahren etliche Archive, auf der Suche nach Kriminalfällen aus der Region. Diesmal geht es um Fälle aus der „Stunde Null“, also der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Region zwischen Lech und Iller.
Mehr als 50 echte Fälle im Buch „Tatort Schwaben“
Mehr als 50 echte Fälle werden in dem Buch neu aufgerollt. In einigen der mörderischen Geschichten taucht der Autor durch seine Erzählungen tief ein. Andere bleiben nur eine kurze Randnotiz im Buch mit knapp 140 Seiten. Immer wieder gelingt es, Puzzlestücke aus vergangener Zeit zusammenzustellen und so ein umfassendes Bild vergessener, aber noch immer packender Kriminalfälle zu zeichnen. Etwa im Fall des geheimen Topagenten mit dem Decknamen Anna. Hinter ihm steckte der Bundestagsabgeordnete Alfred Frenzel aus Klosterlechfeld, dessen Tarnung im Jahr 1960 aufflog. Über zwei Jahre lang hatte der Agent Informationen an den tschechoslowakischen Geheimdienst weitergegeben. Eher durch Zufall kamen Verfassungsschützer ihm auf die Spur, als sie einen Kölner Staubsaugervertreter observierten. Was damals niemand wusste: Der tschechoslowakische Geheimdienst hatte ein mächtiges Druckmittel, durch das Agent Anna offenbar erpresst wurde. Durch Details wie dieses werden die alten Kriminalfälle im neuen Buch neu aufgerollt.
Zu lesen ist aber auch von mörderischen Geschichten, die bis heute ungeklärt sind. Etwa die vom Tod des Landwirts Günther B., der im Juni 1945, kurz nach Kriegsende, tot auf einer Wiese bei Nordendorf gefunden wurde. Der Landwirt hing mit einer Kugel im Kopf über dem Steuerrad seines Traktors. Im Gestänge der Zugmaschine hatte sich eine Pistole verfangen. War es Mord oder ein Unfall? Ungeklärt bleibt auch das mysteriöse Verschwinden des Käsers Johann E. aus Schwabmühlhausen. Es gibt aber eine heiße Spur: 44 Jahre nachdem der Käser 1912 verschwunden war, fanden Arbeiter im Bachbett der Singold ein menschliches Skelett. Sind es die Überreste des Vermissten? Auch wenn der Autor nicht alle Fälle aufklären kann, ziehen die kurzweiligen Kriminalgeschichten in den Bann.
Die kurzweiligen Kriminalgeschichten ziehen in den Bann
Ausführlicher geht Czysz in seinem neuen Buch auf grausame Verbrechen im sogenannten Kuno-Werk, einem KZ-Außenlager, ein. Versteckt im großen Waldgebiet zwischen Burgau, Jettingen und Zusmarshausen wurde in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs an Hitlers vermeintlicher „Wunderwaffe“ gebaut. Zwangsarbeiter mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen Düsenjäger für die Nazis montieren. Im Buch beschreibt der Autor die Fälle von Aufsehern im Wald, die nach dem Krieg zur Rechenschaft gezogen wurden. Dabei kommen auch Holocaust-Überlebende zu Wort. Autor Czysz beschäftigt sich seit Jahren mit den grausamen Verbrechen im Wald. Für seine Recherchen wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Konrad-Adenauer-Preis. Unter dem Titel „Die Wunderwaffe aus dem Wald“ veröffentlichte Czysz bereits ein ganzes Buch über diese und andere Rüstungsstätten der Nazis.
„Tatort Schwaben“ ist das inzwischen neunte Buch des Autors. Zu finden ist es unter anderem im Onlineshop der Augsburger Allgemeinen unter www.shop.augsburger-allgemeine.de.
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