Nicht nur unter den katholischen Gläubigen früherer Generationen ist der in den Pfarrgemeinden Hammel, Ottmarshausen und zuletzt auch in Gersthofen wirkende Pfarrer Johannes Burkhart in guter Erinnerung. Der Priester wurde zeitlebens vor allem für seinen beispielhaften Mut und seine aufrechte Gesinnung als energischer Widerstandskämpfer gegen den NS-Terror in der Bevölkerung sehr geachtet. Pfarrer Burkhart wurde vor 80 Jahren am 29. April 1945 wie viele andere Häftlinge von den Amerikanern aus dem Konzentrationslager Dachau befreit. Seine KZ-Haft unter schlimmsten Bedingungen des Leidens und des Grauens dauerte über drei Jahre.
Pfarrer Johannes Burkhart wurde am 11. März 1904 in Berg bei Ravensburg geboren. Nach seinem theologischen Studium an den Universitäten in Tübingen und München wurde er im Jahr 1930 in Dillingen zum Priester geweiht. Schon ab dieser Zeit trat er als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus auf. Er ließ keine sich bietende Gelegenheit aus, um auch dann, als bereits seine Gottesdienste von der Gestapo überwacht wurden, öffentlich gegen Hitler und dessen Politik zu wettern. Warnungen, dass er sich mit seinen Äußerungen dabei um Kopf und Kragen redet, beeindruckten dabei ihn aber nicht.

Eine lange Schutzhaft, eine Verhaftung am 5. Februar 1942 und eine Verurteilung am 7. Januar 1943 wegen Wehrkraftzersetzung und Kanzelmissbrauch waren für den Priester eine ständig andauernde Verfolgung. Ab der Einlieferung am 28. April 1942 mit einem Omnibus in das KZ Dachau begann für Pfarrer Johannes Burkhart eine lange Leidenszeit. Die Häftlinge wurden in drei Gruppen eingeteilt, erzählte er. Die Kräftigen wurden zur Arbeit eingeteilt, die Schwachen wurden vergast und die weniger Starken, so wie er, wurden für schlimme Malaria-Experimente benutzt. Inhaftiert war er in den als „Pfarrerblock“ benannten Unterkünften.
Burkhart war auch Stadtpfarrer in Wertingen
Nach der Befreiung durch die Amerikaner am 28. April 1945 kehrte Pfarrer Johannes Burkhart zunächst in seine Pfarrei nach Oberhausen im Landkreis Neu-Ulm wieder zurück, wurde Stadtpfarrer in Wertingen und schließlich 16 Jahre lang Pfarrer in Ottmarshausen. Dort wurde in seiner von 1956 bis 1972 dauernden Amtszeit auch die neue St.-Vitus-Kirche gebaut. Weil den Bürgern von Hammel und Ottmarshausen die offene Sprache ihres eifrigen Seelsorgers sehr gefiel, ernannten ihn die beiden Gemeinden im Jahr 1970 anlässlich zu seinem 40. Priesterjubiläum zu ihrem Ehrenbürger.
Als „Pfarrer i.R.“ feierte der Priester in seinem Alterssitz in Gersthofen im Juli 1980 mit einem großen Fest in der Pfarrkirche St.-Jakobus sein Goldenes Priesterjubiläum. In Gersthofen engagierte sich der Ruhestandspfarrer weiterhin im kirchlichen Bereich und hielt in der Kapelle St. Emmeram Gottesdienste ab. In diesen faszinierte er mit seinen spannenden und auch kritischen Predigten die Besucher. Manchmal war die Dauer der Messe oft mal kürzer, als die danach vor der Kirchentür stattfindende Unterhaltung. Mittendrin unter den Kirchgängern mit tiefer Stimme und seinem unverkennbar goldenen Humor war Johannes Burkhart als „Pfarrer von St. Emmeram“.
Pfarrer Johannes Burkhart starb 40 Jahre nach der Befreiung aus dem KZ
Sein Todestag war am 12. November 1985; also 40 Jahre später nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager Dachau. Zur Todesursache gehörten auch die schweren Folgen der im KZ an seinem Körper vorgenommenen Malaria-Experimente. Pfarrer Johannes Burkhart ist im Priestergrab in Ottmarshausen beerdigt.
Pfarrer Burkhart war unbestreitbar ein mutiger Gegner des Nationasozialismus und musste im KZ leiden. Zum Gesamtbild der Person Johannes Burkhart gehört aber auch, dass er im November 1955 von der Jugendschutzkammer des Landgerichts Augsburg zu einer 8-monatigen Gefängnisstrafe auf Bewährung wegen Unzucht mit Minderjährigen verurteilt wurde. (AZ 3 KLs 79/1955). Das hätte der Autor des Artikels, Altstadtrat Karl-Heinz Wagner der Seriosität halber zumindest erwähnen müssen, ich habe ihn hierüber informiert. Der Leiter des Diözesanarchivs Dr. Erwin Naimer riet mir bereits im Juni 2017 von einer Verlegung eines Stolpersteines für Johannes Burkhart ab. Geschichte ist kein Steinbruch, aus dem man sich nur das herauspickt, was der eigenen Argumentation dienlich ist. Das gilt ebenso für die Beibehaltung umstrittener Straßennamen in Gersthofen. Es ist auch nicht nachvollziehbar, dass die Gemeinden Ottmarshausen und Hammel Pfarrer Johannes Burkhart noch immer als Ehrenbürger führen.
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