
Michelle Khomich will Tennisprofi oder Astronautin werden

Plus Die 14-jährige Kauferingerin Michelle Khomich spielt für den TC Rot-Weiß Gersthofen und ist deutsche Meisterin ihrer Altersklasse. Am liebsten würde sie Tennis-Profi werden.
Sie hat im Dezember die deutschen Tennis-Meisterschaften in ihrer Altersklasse gewonnen, gehört zum DTB-Nationalteam. Sie ist talentiert und zielstrebig. Und sie versetzt ihre Gesprächspartner in Erstaunen – nicht nur mit ihrem Idol. Die 14-jährige Michelle Khomich aus Kaufering, die für den TC Rot-Weiß Gersthofen spielt, weiß genau, wo sie steht, was sie will und was sie dafür tun muss – und sie ist ein äußerst unterhaltsamer Teenie.
Roger Federer ist ihr Idol
Fragt man eine 14-Jährige nach ihrem Tennis-Idol, erwartet man eher Namen wie den der aktuellen Nummer eins, Iga Swiatek, oder Tatjana Maria oder Jule Niemeier. Nein, mit Jule und den deutschen Top-Spielerinnen ist Michelle Khomich befreundet, seit sie im vergangenen Jahr für das deutsche U14-Nationalteam nominiert wurde. Ganz stolz zeigt sie ihre DTB-Trainingsjacke mit den Unterschriften der deutschen Top-Spielerinnen. Aber ihr Vorbild, das ist Roger Federer. „Er ist neben dem Platz ein Gentleman“, wie Michelle anerkennend bemerkt. Erstaunlich für eine 14-Jährige. Und es wirkt auch nicht nach „Influencing“, so nach dem Motto: „Kommt gut an, das musst du sagen!“

Michelle Khomich lebt mit ihrem vier Jahre älteren Bruder Alex und ihren Eltern in Kaufering nahe Landsberg. Und ihr Bruder war es auch, der sie mit gerade mal sechs Jahren zum Tennis-Schnuppertraining mitgenommen hat. War naheliegend, weil sie schon im heimischen Garten lieber mit dem Fußball als mit Puppen gespielt hat. Der Vereinstrainer erkannte ihr Tennistalent, und von da an ging es steil bergauf: mit acht Jahren im BTV-Bezirkstraining, mit zwölf Jahren in der Nachwuchsschmiede TennisBase Oberhaching. Im Juni 2022 Platz drei im Einzel bei den deutschen Jugendmeisterschaften und Platz eins im Doppel, Mitglied im DTB-Nationalteam Jugend. Im Dezember 2022 das bisherige Sahnehäubchen: Deutsche Meisterin in ihrer Altersklasse
Das heißt für Michelle Khomich täglich Kraft- und Konditionstraining, etwa fünfmal pro Woche Tennistraining in Oberhaching, Mannschaftsmeetings beim TC Rot-Weiß Gersthofen, Turniere. Und Schule gibt es auch noch. Klingt nicht gerade nach guter Work-Life-Balance.
Von Kaufering nach Oberhaching, nach Gersthofen, unterwegs in Deutschland. Viel Wegstrecke, die Michelle mit ihrer Mama Olga im Auto zurücklegt. Zum Glück ist das Gymnasium in St. Ottilien nicht weit entfernt, gut erreichbar mit der Bahn. Die 8. Klasse kein Problem für Michelle. Sie ist ehrgeizig, nicht nur beim Tennis. Mama Olga, so etwas wie Michelles „Best Buddy“, muss ihre Tochter eher einbremsen. Ist nicht unbedingt Standard in dieser Altersklasse. Michelles Eltern stehen auch nicht ständig mit Rat und Tat am Rand von Tennisplätzen oder gar beim Training. Dafür gibt es die DTB-Trainer und das gesamte Team in Oberhaching, mit denen sich Michelle sehr wohl fühlt – auch bei schweißtreibenden Trainingseinheiten. Die Erfolge sprechen für sich.
Astronomie, Klimawandel und das Weltall
Zu Hause bei Khomichs ist Tennis kein Dauerthema, weder die Eltern noch der große Bruder spielen regelmäßig. Vielleicht erklärt das auch, dass Michelle außer der Jagd nach dem gelben Ball viele andere Dinge im Kopf hat. Aber es sind nicht unbedingt Germany’s-Next-Top-Model-Staffeln, Klamotten und Schmink-Tutorials. Astronomie, Klimawandel, Raumfahrt, Flugzeuge – das sind Michelles Themen, oder ein Teil davon. Sie liest viel, vor allem Bücher (ja, Bücher!), bei denen man was Neues erfahren kann. Und so kann man mit ihr diskutieren etwa über das Hubble-Weltraumteleskop und das Phänomen Weltall.
Aber auch über Schulweg-Begleiter. Da macht sie gerade eine Ausbildung – so ganz nebenbei. Michelle schaut auf ihre Mitmenschen und hilft, wenn möglich oder nötig. Wie ihr großes Vorbild.
Viel Planungsarbeit steckt im Organisieren aller Termine für eine 14-jährige, wissbegierige, begeisterungsfähige Gymnasiastin mit großem Tennistalent. Aber Michelle weiß genau, was sie will und welchen Einsatz sie dafür bringen muss. Ihr Ziel, Tennisprofi zu werden, scheint nicht utopisch. Michelle erzählt – im Wechsel zwischen perfekter Formulierung und Teenie-Sprache – von ihren Zielen und Vorstellungen. Ihre Augen sprechen begeistert mit. Sie hat Spaß, trotz des üppigen Programms.
Mit Gersthofen in die Bayernliga aufgestiegen
Ein Beispiel dafür ist die Wahl ihres Heimat-Tennisklubs, des TC Rot-Weiß Gersthofen. Es gibt etliche Tennisklubs, die Interesse an der Nachwuchsspielerin signalisieren. Warum also der TC Rot-Weiß Gersthofen am anderen Ende vom Landkreis Augsburg? Michelle und Mama Olga fühlen sich wohl im „Tennisklub mit Herz“ und dem professionellen, lockeren Trainerteam um Chefcoach Milan Krivohlavek. Und ganz wichtig für Michelle: Ihre beste Freundin gehört seit Kurzem ebenfalls zum erfolgreichen Damen-Team, das in der vergangenen Saison erstmals den Aufstieg in die Bayernliga geschafft hat. Die neue Saison wird spannend, und Michelles offensives Spiel wird einmal mehr wichtig sein. Voll auf Angriff, wie Roger Federer zu seinen aktiven Zeiten auf dem Platz.
Michelle Khomich ist sicher kein Girlie, aber ein typisches Mädchen. Als ihr Papa, IT-Spezialist, eines Abends bei einem großen Video-Meeting plötzlich Roger Federer auf dem Bildschirm hatte, ist sie vor Ehrfurcht erstarrt und hat es nicht gewagt, wenigstens ein Hallo an ihr Idol zu richten. Bescheidenheit ist eine Zier.
Zehn Fragen an Michelle Khomich
Was war dein Highlight im vergangenen Tennisjahr?
Die Nominierung in das DTB-Nationalteam Jugend und die Reisen mit den deutschen Top-Spielerinnen. Wenn man Leute aus anderen Ländern kennenlernt und gegen die spielen kann, ist das schon sehr spannend. Und natürlich, dass ich bei den deutschen Jugendmeisterschaften gewonnen hab.
Hast du einen speziellen Ernährungsplan?
Nein, meine Mama kocht richtig gut und abwechslungsreich. Ich mag alles, was es bei uns daheim gibt (grinst). Aber Nudeln esse ich inzwischen weniger, dafür mehr Salat.
Welche TV-Sendungen schaust du dir an?
Ich hab keinen Lieblingsfilm oder eine Lieblingssendung. Das liegt daran, dass ich mit Fernsehen nicht so viel Zeit verbringe. Aber wenn ich gucke, sind das meistens Sendungen, die meinen Hobbys entsprechen: also Tennis oder Sendungen über Raum- und Luftfahrt.
Deine Meinung zu Klima-Aktivisten?
Was Greta Thunberg macht, find ich supermutig. Dass sie wirklich hingeht zu Politikern und sagt: „Das ist nicht okay. Wir müssen unsere Erde schützen, dass auch die Generation nach uns noch gescheit leben kann.“ Das ist schon beeindruckend, dass sie als nicht Volljährige eine solche Welle ausgelöst hat. Was die älteren Aktivisten machen, find ich ein bisschen übertrieben und maßlos, weil sie nicht mit wirklich positiven Dingen Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber was Greta und die Jung-Aktivisten betrifft: Sie setzen sich ein, nicht egoistisch für sich, sondern für ihre Nächsten.
Michelle als Influencerin: Wäre das was für dich?
Ich bin eher gegen Influencer, weil die viel Werbung für irgendwelche Produkte machen. Es sollte sich besser jeder seine eigene Meinung bilden, ausprobieren und dann vielleicht kaufen.
Welche Schulfächer gefallen dir?
Mathe und alle Naturwissenschaften, dann noch Französisch – und natürlich Sport. Wobei, Turnen ist nicht so mein Ding.

Wenn du nicht Tennisprofi werden solltest, welcher Beruf könnte es dann sein?
(Astro-)Physikerin, Pilotin, irgendwas mit Wissenschaft, vielleicht Astronautin?
Gibt es eine Musikrichtung, die dir besonders gefällt?
Es ist keine bestimmte Richtung, aber schon eher etwas schwungvoller. Entweder die neuen Hits im Radio, auch mal in Richtung Rap und Hip-Hop.
Und die Frage erübrigt sich fast: Wen würdest du gern mal treffen??
(lacht) Roger Federer, ganz klar!
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