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Stadtbergens Professorenehepaar Pfaff feiert Diamentene Hochzeit

Stadtbergen

Stadtbekanntes Professorenpaar feiert Diamantene Hochzeit

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    Feiern ihre Diamantene Hochzeit: Professorin Dr. Anita Pfaff und Professor Dr. Martin Pfaff aus Leitershofen.
    Feiern ihre Diamantene Hochzeit: Professorin Dr. Anita Pfaff und Professor Dr. Martin Pfaff aus Leitershofen. Foto: Ingrid Strohmayr

    Die beiden Professoren selbst, Anita Pfaff, inzwischen 82 Jahre alt, ihr Ehemann Martin, 86, ist dankbar, sich gefunden zu haben. „Unsere Geburtenjahrgänge – 1939 und 1942 – hatten zwar das Pech, während eines brutalen Krieges geboren zu sein, aber das ungeheure Glück, unsere Jugend und unsere Erwachsenenzeit während einer langen Friedenszeit und Aufschwungsphase zu erleben“, sagen beide. Jetzt feiern sie ihre Diamantene Hochzeit und verraten das Geheimnis einer langen, glücklichen Partnerschaft.

    „In seinem Partner oder seiner Partnerin die große Liebe zu finden, erfordert mehr als Verliebtsein“, haben die beiden festgestellt. Es brauche mehr Zeit und auch Glück. Man müsse Vertrauen zueinanderfinden, sich respektieren. „Man muss erleben, dass man schwierige Phasen im Leben gemeinsam meistern und sich aufeinander verlassen kann. Man muss aber auch die Balance finden, eine Gemeinschaft zu sein und zugleich seine Eigenständigkeit zu bewahren. Diese scheinbar widersprüchliche Kombination ist nötig, um größere und kleinere Krisen im Leben zu bewältigen.“

    Die Eltern der Pfaffs litten unter dem Krieg wie so viele andere auch

    Martin Pfaffs Mutter musste während des Krieges eine lange Trennung von ihrem Mann verkraften musste, der erst im Kriegsdienst war, dann verschleppt wurde jahrelang Zwangsarbeit leisten musste. Anita Pfaffs Eltern hatten nur wenige Jahre gemeinsame Jahre, weil der Vater 1945 am Kriegsende um Leben kam. Mit Blick auf die Zeit der Eltern und dankbar für die eigene Zeit, sagt die Professorin: „Ich kann mir nur wünschen, dass unseren Kindern und Enkeln wie uns auch weiterhin Frieden und eine gesunde Umwelt gegönnt sein werden.“

    Anita Pfaff ist die Tochter eines indischen Nationalhelden

    Die Volkswirtin, 1942 in Wien geboren und ehemalige Professorin an der Universität Augsburg, ist die einzige Tochter des indischen Freiheitskämpfers und Nationalhelden Subhas Chandra Bose (Netaji) und seiner österreichischen Gattin Emilie Schenkl. Nach der Matura (Abitur) reiste sie 1961 erstmals in die Heimat ihres Vaters. Sie wurde bei einem Empfang zu ihren Ehren in der Stadthalle von Bangalore stürmisch gefeiert. Die Titelseiten indischer Magazine feierten sie als ‚Indiens Teenager No. 1‘. Und sie erhielt Fanpost aus dem ganzen Land, wohl in der Hoffnung, sie möge die politische Arbeit ihres berühmten Vaters fortsetzen.

    Martin Pfaff und die „indische Prinzessin“

    Unter den Besuchern fiel der jungen Frau ein junger Europäer in Begleitung eines blinden Priesters auf. „Ich sprach ihn an und fragte, was ihn nach Indien gebracht hätte. Er erzählte von seiner Arbeit in der Blindenschule. Ich war fasziniert und so beeindruckt, dass ich die Einladung, die Einrichtung zu besichtigen, trotz eines übervollen Besuchskalenders, unbedingt annehmen wollte“, erinnert sich Anita Pfaff. „Ich war freudig überrascht, dass Martin zu meinem Abflug kam und wir die Gelegenheit hatten, ein paar Worte zu wechseln.“ Bereits da hatte sich der junge Mann in seine „indische Prinzessin“ verliebt.

    Nach Indien ging es nicht mit dem Roller, sondern per Käfer

    Martin Pfaff, im Dorf Tevel in Ungarn geboren, kam als Siebenjähriger nach Österreich, wuchs zunächst in einer Pflegefamilie, dann im Internat. Erst 1950 wurden er, seine Eltern und seine Brüder wieder vereinigt. Schon als Schüler, vor seiner Matura in Baden bei Wien, hatte er ein großes Interesse an Religion. In Indien wollte er herausfinden, welche Religion den besten Menschen schafft. Vor Antritt der Reise begegnete er in Wien dem blinden indischen Priester, der auf der Rückreise nach Indien war, wo er eine Blindenschule gründen wollte. Statt wie ursprünglich geplant alleine mit einem Roller nach Indien zu fahren, begleitete er den syrisch-orthodoxen Priester mit einem VW-Käfer, Baujahr 1952, auf dem abenteuerlichen Landweg nach Indien. Dort half er dem Pater mehrere Jahre ehrenamtlich eine Blindenschule in Whitefield bei Bangalore zu gründen und zu finanzieren. Daneben erwarb er einen Bachelor in BWL.

    Mit einem Stipendium konnte er sein Master-Stium an der Wharton School in Philadelphia fortsetzen, während seine spätere Frau in Wien studierte. Über viele, lange Briefe hielten sie Kontakt. Als der junge Student im Sommer 1962 drei Monate in Österreich war, sahen sich die beiden täglich, sprachen über Gott und die Welt und wollten heiraten. Drei Jahre später, nach der Promotion, war es soweit.

    Bis 1971 lebte und arbeitete das Ehepaar an Universitäten in den USA und folgten 1971 dem Ruf an die Universität Augsburg. Sie gründeten 1975 das Internationale Institut für Empirische Sozialökonomie (INIFES), das es bis heute gibt. Mit den Kindern Peter (1967), Thomas (1973), und Maya (1975) bezog die junge Familie ihr Eigenheim am Waldrand von Leitershofen.

    Der Familienvater saß von 1990 bis 2002 für die SPD im Bundestag. Seine Frau war 21 Jahre lang für die SPD im Stadtrat und war von 2011 bis 2014 Zweite Bürgermeisterin Stadtbergens. Heute ist sie eine der wichtigsten Säulen der Flüchtlingshilfe Stadtbergen. Die Jubilare lieben ihre drei Kinder und fünf Enkel und genießen die gemeisame Zeit mit der Familie.

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